Kreis Viersen Fleischerinnung gegen Hygieneampel

Kreis Viersen · Landtags- und Kommunalpolitiker der CDU trafen sich in Sachen Transparenzkontrollgesetz in Vorst mit Jakob Kohnen, Obermeister der Fleischerei-Innung des Kreises Viersen

 Landtags- und Kommunalpolitiker der CDU informieren sich bei Jakob Kohnen, Obermeister der Fleischerei-Kreisinnung: Dirk Louy (v.l.), Britta Oellers, Jakob Kohnen, Stefan Berger, Marcus Optendrenk, Günter Körschgen.

Landtags- und Kommunalpolitiker der CDU informieren sich bei Jakob Kohnen, Obermeister der Fleischerei-Kreisinnung: Dirk Louy (v.l.), Britta Oellers, Jakob Kohnen, Stefan Berger, Marcus Optendrenk, Günter Körschgen.

Foto: KAISER

Nach der Dehoga und den Bäckern sind sich auch Verantwortliche der Fleischerinnung im Kreis Viersen einig: Das von NRW-Umwelt- und Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen) beabsichtigte "Transparenzkontrollgesetz" mit der Hygiene-Ampel wolle kein Mensch, schaffe nur Verunsicherung bei den Kunden und schwäche das Handwerk und die regionalen Produkte. Landtags- und Kommunalpolitiker der CDU trafen sich nun dazu beim Obermeister der Fleischerei-Innung des Kreises Viersen, Jakob Kohnen, in Vorst.

Die CDU-Landtagsabgeordneten Marcus Optendrenk und Stefan Berger sind schon seit einigen Monaten auf Tournee, um Meinungen zu diesem Gesetzesentwurf zu erfahren. "Dieses Gesetz braucht kein Mensch, es ist völlig unnötig, da es jetzt bereits umfangreiche Kontrollen und Dokumentationen gibt, zumal der Kunde dadurch überhaupt nicht aufgeklärt wird, warum die Ampel auf gelb oder rot umschlägt", regt sich der 61-jährige Obermeister Jakob Kohnen auf. Er macht dies auch an einem Beispiel deutlich: "Es kann doch nicht sein, dass schon als schwerwiegender Mangel festgestellt wird, wenn man bei den Dokumentationen mal eine Kühl-Temperatur nicht eingetragen hat oder das genaue Spülmittel, das für die Reinigung der Räume verwandt worden ist, nicht benannt hat."

"Hier wird völlig sinnlos eine Sau durchs Dorf getrieben", hatte vor wenigen Wochen bereits Rudolf Weißert, Obermeister der Niederrheinischen Bäcker-Innung Krefeld-Kreis Viersen, kritisiert. Auch Kohnen weist darauf hin, dass heutzutage bereits jeder Schritt in Produktion und Reinigung dokumentiert werden müsse. Hinzukommen jährlich zwei Kontrollen des Kreis-Veterinäramtes.

Jakob Kohnen ist seit 1978 selbstständig und seit etwa 15 Jahren der Obermeister der Innung. Vor etwa einem Jahr hat er seinen Vorster Betrieb dem 34-jährigen Peter Uebelhör übertragen. Da Uebelhör außerdem eine Metzgerei in Mönchengladbach führt und die Produktionsstätte für beide Metzgereien in Vorst liegt, erfolgt gerade aufgrund der neuen Betriebsform bei ihm beziehungsweise seinem Nachfolger eine neue Überprüfung zur beabsichtigten EU-Zulassung.

Auch Marcus Optendrenk blieb nach einer Besichtigung durch die Vorster Metzgerei bei seiner Kritik: "Die 32 bisherigen Prüfkriterien können überhaupt nicht in eine dreischrittige Ampel umgesetzt werden. Ein völlig untaugliches Instrument, das nur das Misstrauen gegen das Handwerk schürt." Der Gesetzesentwurf schade dem Handwerk und unterstütze die industrielle Fertigung.

Dieser Ansicht ist auch Stefan Berger. Als ein Beispiel nennen er und auch Kohnen die großen Backautomaten bei den Discountern, die teilweise nicht unter diese Regelung fallen würden, wie eingeschweißte Backteiglinge, egal, aus welchem Land sie kommen. Beim Gespräch sind auch die neue CDU-Landtagskandidatin Britta Oellers und der Vorsitzende und Stellvertreter der Tönisvorster CDU, Günter Körschgen und Dirk Louy, dabei. "Auch das Fleischer-Handwerk wird durch solch ein Gesetz nicht attraktiver, im Gegenteil", sagt Dirk Louy, der als wissenschaftlicher Referent die CDU-Landtagsfraktion auch beim Verbraucherschutz berät. Diese Bemerkung kann Jakob Kohnen nur unterstreichen: "Schon jetzt ist beim Nachwuchs unser Handwerk keinesfalls als attraktiv zu bezeichnen, durch solche Vorstöße wird es auch noch schwieriger werden, Nachfolger zu finden."

Kohnen erinnert daran, dass es beim Fleischer-Handwerk nur noch 36 Innungsbetriebe im Kreis gäbe; in Krefeld seien es nur noch acht. Daher schlössen sich in den nächsten Tagen die Bereiche Kreis Viersen und Krefeld zusammen. Man war sich einig: Der derzeitige Bewertungskatalog reiche völlig aus. Es dürfe nicht so sein, dass bei kleinen Mängeln, die schnell behoben werden könnten, eine gelbe Ampel wochen- oder monatelang im Schaufenster hänge. Zumal der Kunde nichts über den Grund erfahre und davon ausgehen müsse, dort werde hygienisch nicht einwandfrei mit den Lebensmitteln gearbeitet.

(RP)
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