Nettetaler Naturschutzgebiet Flüchtlinge halfen bei Scheich-Picknick

Nettetal · Beim umstrittenen Picknick des Herrschers des Emirats Dubai in einem Nettetaler Naturschutzgebiet halfen Flüchtlinge mit. Die Stadt hatte die Freiwilligen rekrutiert, nachdem einer Event-Agentur Helfer fehlten. Bezahlt wurden sie nicht.

 Muhammad bin Raschid Al Maktum ist Herrscher des Emirats Dubai und Premierminister, Verteidigungsminister sowie Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate. Sein Vermögen wird auf 12 Mrd Dollar geschätzt.

Muhammad bin Raschid Al Maktum ist Herrscher des Emirats Dubai und Premierminister, Verteidigungsminister sowie Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate. Sein Vermögen wird auf 12 Mrd Dollar geschätzt.

Foto: dpa

Der Anruf geht am 19. Juli bei der Stadt Nettetal ein. Die von Scheich Muhammad bin Raschid al-Maktum beauftragte Event-Agentur hat nicht genügend Mitarbeiter, um das für zwei Tage später geplante Picknick für das Staatsoberhaupt auszurichten und bittet die niederrheinische Kommune um Unterstützung. "Wenn wir in einer Notlage helfen können, helfen wir natürlich gerne", sagt Nettetals Erster Beigeordneter, Armin Schönfelder am Freitag unserer Redaktion.

"Freude über Tapetenwechsel"

Bei der Stadt sei daraufhin die Idee entstanden, Flüchtlinge aus einer Notunterkunft zu fragen, ob einige von ihnen auf freiwilliger Basis bei der Ausrichtung des Picknicks helfen würden. "Denn wir wissen von unseren ehrenamtlichen Kräften in den Unterkünften, dass viele der Bewohner dankbar sind für eine Möglichkeit sind, sich zu betätigen. Viele von ihnen langweilen sich und freuen sich über einen Tapetenwechsel", erklärte Schönfelder. Die von der Agentur knapp zehn benötigten Helfer hätten sich so auch schnell gefunden, und es habe sogar etliche weitere gegeben, die gerne das Angebot wahrgenommen hätten.

Eskorte von zehn Wagen

Der Scheich war mit einem 25-köpfigen Tross angereist und hatte in einen gesperrten Bereich des Naturschutzgebietes am Krickenbecker See ein Picknick unter Zelten veranstaltet. Mit zwei Stunden Verspätung erreichte der Scheich gegen 13.30 Uhr mit seiner Eskorte von zehn Wagen und drei Polizeiwagen das Gelände. Das Picknick dauerte 75 Minuten: Die Gruppe grillte bei 32 Grad mit offenem Feuer im Naturschutzgebiet. Der Boden war pulvertrocken und leicht entflammbar. Mitarbeiter der Stadt hatten das Gebiet vorher gereinigt und drei Pagodenzelte errichtet.

Die Stadt habe die Freiwilligen am Morgen des 21. Juli zum Veranstaltungsort gefahren und gegen Mittag wieder abgeholt. Ein Betreuer von Seiten der Stadt sei aber nicht vor Ort gewesen, der Rest lag in den Händen der Agentur. Für ihre Mithilfe seien sie mit Essen und Getränken versorgt, nicht jedoch mit Geld entlohnt worden. "Diese Flüchtlinge dürfen hier nicht arbeiten", betont Schönfelder.

WIN hat viele Fragen

Für Hajo Siemes, den Vorsitzenden der Wählergemeinschaft WIN ("Wir in Nettetal"), wirft der Scheich-Besuch in Nettetal viele Fragen auf. Siemes kritisiert insbesondere das Vorgehen des Ersten Beigeordneten Armin Schönfelder. Der habe in einer E-Mail zwar nach dem Scheich-Besuch die Fraktionsvorsitzenden und den Ältestenrat der Stadt Nettetal informiert, doch nicht die Öffentlichkeit.

Aus Sicherheitsgründen sei es verständlich, dass die Stadt die Bürger vorab nicht informiere, sagt Siemes - doch nach der Abreise des Scheichs hätte die Öffentlichkeit informiert werden müssen. Darüber hinaus müsse man fragen, ob die Stadt keine landschaftsschutzrechtliche Befreiung beim Kreis Viersen beantragte, warum es also keine Genehmigung für das Picknick im Naturschutzgebiet gab.

Auch den Einsatz der Flüchtlinge sieht die Wählergemeinschaft kritisch: Siemes möchte unter anderem von der Stadt wissen, ob die Flüchtlinge wussten, wer sich angekündigt hatte, ob die Flüchtlinge versichert gewesen seien und auch beim Abbau geholfen hätten.

(RP)
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