Brüggen Flüchtlinge sollen im Altenheim arbeiten

Brüggen · Auf dem Gelände des Altenheims Brüggen-Bracht sollen zwei Gebäude errichtet werden, in denen zunächst Flüchtlinge eine Unterkunft finden. Später sollen die Häuser dann für das betreute Wohnen genutzt werden

In acht Monaten könnten die ersten Flüchtlinge in Schleveringhoven einziehen. So lange würde es dauern, um auf dem Gelände des Altenheims zwei dreistöckige Häuser zu errichten, in denen 60 bis 80 Menschen untergebracht werden könnten. Dafür müssen der Gemeinderat und der Aufsichtsrat der Altenheim Brüggen-Bracht GmbH dem Vorhaben zustimmen.

Auf dem rückwärtigen Gelände des Parkplatzes an Haus Schleveringhoven sollte eigentlich ein Gebäude für die Tagespflege und das betreute Wohnen entstehen. Dies berichtete Thilo Spychalski, Geschäftsführer der St.-Augustinus-Seniorenhilfe als Betreiber des Altenheims, bei der Bürgerversammlung, die am Mittwochabend in der Cafeteria des Altenheims stattfand. 98 Bewohner hat das Altenheim derzeit. Gemeinsam mit der Verwaltung hatte man die Idee, Gebäude zu errichten, die übergangsweise zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden können. Die Gemeinde wäre dann Mieter des neu geschaffenen Wohnraums.

Doch die Flüchtlinge sollen nicht nur auf dem Gelände des Altenheims wohnen können, sondern dort auch Arbeit finden. Spychalski erläuterte die Idee: "Wir verstehen aus unserer Überzeugung heraus, dass es nicht damit getan ist, Wohnraum zu schaffen. Wir haben gelernt, dass die Menschen schon im Asylverfahren etwas tun müssen. Sie brauchen soziale Anbindung, soziale Kontrolle, Beschäftigung und Integration", erklärte er. Die St.-Augustinus-Seniorenhilfe suche jedes Jahr insgesamt 600 neue Mitarbeiter - vom Arzt bis zur Reinigungskraft. "Wir haben ein gefördertes Programm auf den Weg gebracht, über Beschäftigung zur Integration beizutragen", so Spychalski. Je nach Interesse könnten Flüchtlinge etwa in der Pflege, in der Essensausgabe oder im Garten tätig werden - mit der Option, nach der Anerkennung des Asylantrags einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Zunächst sollen die Flüchtlinge durch Ein-Euro-Jobs beschäftigt werden. Spychalski sieht das Vorhaben als soziales Engagement der Einrichtung, ohne die Menschen auszunutzen, als Hilfe zur Integration durch eine sinnvolle Tätigkeit.

Bürgermeister Frank Gellen (CDU) bewertet das Vorhaben positiv. "Das, was da entstehen soll, ist beispielhaft", lobte er bei der Versammlung. Er erklärte auch, wie wichtig der Bau von Häusern in der Gemeinde sei, die zunächst für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden können.

Die neuen Gebäude auf dem Altenheim-Gelände sollen für die Tagespflege und das betreute Wohnen genutzt werden. Zuvor könnten dort für drei bis fünf Jahre Flüchtlinge leben, insbesondere Familien. Doch eine Garantie dafür gibt es nicht, denn auch die Verwaltung weiß nicht, wer der Gemeinde zugewiesen wird. Für die spätere Nutzung der Häuser werden die Vorbereitungen für Aufzüge und Rufanlagen schon beim Bau getroffen. Ziehen die Flüchtlinge aus, werden die Wohnungen dann instandgesetzt und umgerüstet.

Bei der Bürgerversammlung übte ein Teil der Versammelten Kritik an dem Vorhaben. "Wir waren selbst Flüchtlinge und sind hierhin gekrochen", erklärte ein Besucher. "Ich sehe nicht ein, dass die direkt Neubau-Wohnungen bekommen." Bürgermeister Gellen reagierte gereizt und schlug einen "Erlebnisurlaub in einer Flüchtlingsunterkunft" vor. Er gab auch zu bedenken: "Wir haben den Krieg in Syrien nicht gemacht." Einige Bürger kritisierten die Nähe zum Kindergarten, einige äußerten Bedenken, falls dort nur alleinstehende junge Männer einziehen sollten. Andere Bürger hingegen halten das Vorhaben für eine gute Idee, wussten von positiven Beispielen aus der Nachbarschaft zu berichten und baten um Verständnis für die Lebenssituation der Flüchtlinge.

(RP)
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