Viersen Francesch und Limbach: letzter Sommer

Viersen · Das Abschiedskonzert der siebten Auflage des Musiksommers in Viersen endete mit einer großen Überraschung. Der künstlerische Leiter und die Chefin der Organisation machen Schluss. Kyung Eun Grace Lee wurde beste Studentin.

 Mit dem Abschiedskonzert war auch für sie Schluss: Dr. Adelheid Limbach (Mitte) und Homero Francesch verkündeten, dass der Musiksommer künftig ohne sie auskommen muss.

Mit dem Abschiedskonzert war auch für sie Schluss: Dr. Adelheid Limbach (Mitte) und Homero Francesch verkündeten, dass der Musiksommer künftig ohne sie auskommen muss.

Foto: Busch

Mit einem beeindruckenden Abschiedskonzert endete der Musiksommer 2015 am Samstagabend. Gut zwei Stunden spielen die Studenten sehr anspruchsvolle Literatur, mit der Romantik als Schwerpunkt. Judith Stapf eröffnete den mit gut 100 Besuchern erfreulich gut angenommenen Abend mit Eugène Ysayes "Chant d'Hiver". Die junge Geigerin spielte das interessante Stück sehr spannend und detailgenau. Der 1. Satz von Robert Schumanns Cellokonzert a-moll lag in den Händen von Jin Kyung Kim, die auch die schwierigsten Lagenwechsel meisterte und mit einem tragenden Ton die Kantilenen erklingen ließ. Flirrende Momentaufnahmen in Musik gesetzt: Claude Debussys "Estampes" sind wunderbare Beispiele impressionistischer Klavierkunst - Pagodes mit asiatischen Klang- und Strukturassoziationen sowie wunderbar perlende Arpeggien in Jardins sous la pluie, meisterhaft umgesetzt von Hyejue Moon. Carolin Eychmüller stellte sich mit dem 1.Satz aus Edgar Elgars Cellokonzert in e-moll vor. Die sehnsuchtsvollen, mitunter wehmütigen Melodien im Zusammenspiel mit Wolfgang Kühnl gelangen sehr schön intoniert und musikalisch schlüssig. Der Pianist leistete eine sensible fördernd-fordernde Arbeit. Das gilt auch für Yukako Morikawa sagen. Sie begleitete Mai Lee beim 2. und 3. Satz aus Brahms' Violinkonzert D-Dur. Die Geigerin präsentierte sich ausdrucksstark und dynamisch. Die schwierigen Doppelgriffpassagen meisterte sie bis in die höchsten Lagen. Drei Préludes von Frédéric Chopin spielte Yun Ling Keng, die Charaktere traf sie bestens, die Akkorde dynamisch fein abgestimmt in cis-moll genauso wie die vor Energie nur so sprudelnde No. 16 in b-moll. Klar und präzise zelebrierte auch Anastasia Grishutina Robert Schumanns Fantasiestücke op. 12, Nr. 3 langsam und zart - mit tiefer Empfindung. Kyung Eun Grace Lee zog danach alle geigerischen Register, ein Bravourstück von Henryk Wieniawski, man kam aus dem Staunen kaum heraus. Technisch äußerst anspruchsvoll Franz Liszts Grandes Etudes de Paganini, in welchen Fatima Alieva sich selbst und dem Flügel einer sehr differenzierten und gleichwohl wuchtigen Belastungsprobe unterzog. Kammermusik von Brahms stand mit dem Klaviertrio H-Dur als Abschluss auf dem Programm, beglückendes Zusammenspiel mit Fatima Aleiva, Souen Kim, Indira Grier, Kyung Eun Grace Lee und Jin Kyung Kim. Noch war der Abend nicht zu Ende, der/die Lieblingsstudent/in musste noch gewählt werden. Kyung Eun Grace Lee saß allerdings bei der Bekanntgabe durch den künstlerischen Leiter Homero Francesch schon im Zug.

 Ausdrucksstark: Kyung Eun Grace Lee (Violine), Fatima Alieva (Klavier) und Jin Kyung Kim (Violoncello).

Ausdrucksstark: Kyung Eun Grace Lee (Violine), Fatima Alieva (Klavier) und Jin Kyung Kim (Violoncello).

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Nachdem er sich bei allen Unterstützern des Musiksommers herzlich bedankt hatte, ließ Francesch die Bombe platzen. Er gab bekannt, dass er als künstlerischer Leiter des Musiksommers in Zukunft nicht mehr zur Verfügung steht. Dem schloss sich dann die organisatorische Leiterin Dr. Adelheid Limbach an und verkündete ebenso ihren Rücktritt nach sieben Ausgaben. Wie es mit dem Musiksommer ohne die beiden Protagonisten weitergeht? Das wird die Zukunft zeigen. Am Samstag gab es Erstaunen, fragende Gesichter und bedauernde Kommentare - die wohlüberlegte Entscheidung der Beiden wurde selbstverständlich nicht in Frage gestellt.

(n-o)
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