Anthoula Kapnidou "Frieden und Vertrauen einen Platz geben"

Viersen · Mit der Aktion "Begegnung im öffentlichen Raum" wollen die Initiatoren den Lambertimarkt in Breyell für eine Demonstration für Freiheit und Frieden nutzen. Sie soll Impulse gegen Angst und Ausgrenzung geben.

Breyell (jobu) "Eine Chance für den Frieden und die Freiheit" soll es am 10. April ab 16 Uhr auf dem Lambertimarkt mit der Aktion "Begegnung im öffentlichen Raum" geben. Nach der Veranstaltung "Frieden braucht Bewegung" im vergangenen Jahr sollen Impulse zum Gemeinsinn und zur Gemeinschaft anstelle von Ausgrenzung und Angst gesetzt werden. Zu den Veranstaltern gehört die Breyeller Innenarchitektin und Aktionistin Anthoula Kapnidou.

Was für ein Spektakel planen Sie diesmal auf dem Lambertimarkt?

KAPNIDOU Spektakel würde ich nicht sagen. Uns geht es darum, den öffentlichen Raum als Platz für Begegnungen wieder ins Bewusstsein zu rücken. Wir geben Impulse, Anstöße mit Worten und künstlerischen Improvisationen, mit Symbolen und Gesten und hoffen, dass sich einige Menschen mit einbringen.

Warum sollen sich ausgerechnet auf dem Markt in Breyell Menschen begegnen?

KAPNIDOU Mehrere Gründe: Dieser Platz ist einfach schön. Auf ihm fand ja schon unsere erste Aktion statt. Er ist an der einen Seiten offen, an den anderen durch Bebauung geschützt. Genau dieses Gefühl, sich im öffentlichen Raum sicher zu fühlen und gleichzeitig frei, das ist vielen Menschen verlorengegangen.

Woraus schließen Sie, dass sich Menschen nicht mehr sicher fühlen?

KAPNIDOU Spätestens seit den schlimmen Ereignissen zu Silvester in Köln sind doch viele verunsichert. Sie haben Angst, sind gehemmt, sich frei zu bewegen, sich frei zu begegnen. Köln war für uns auch ein Anlass zu sagen: Es darf nicht sein, dass unsere Freiheit beschnitten wird, dass Frieden und Vertrauen quasi ausgegrenzt werden, dass wir uns nicht trauen, im öffentlichen Raum Begegnung stattfinden zu lassen.

Was wollen Sie gegen diese Verunsicherung und Angst vor Gewalt tun?

KAPNIDOU Matthias und Beate Engelke, Brigitte Hilgenfeld und ich wollen wieder dieses Gefühl vermitteln, Frieden und Freiheit sind stärker: Wo Menschen sich begegnen, soll Gemeinschaft spürbar werden, die Gewalt und Hass ausgrenzt. Leider ist es derzeit oft umgekehrt: Innere Barrieren führen dazu, dass wir uns abschotten, dass wir Begegnungen aus Angst vermeiden. Und in Europa macht man zurzeit ja echt die Grenzen dicht, grenzt so andere Menschen, Flüchtlinge, aus. Wir wollen zeigen: Das muss nicht sein. Es darf nicht sein, dass Menschen sich abschotten und ausgrenzen.

Wie wollen Sie das zeigen. Werden Sie auf dem Lambertimarkt Grenzen aufbauen und abreißen?

KAPNIDOU Gewissermaßen schon, natürlich nur symbolisch, aber das möchte ich hier nur andeuten. Denn das ist nur eine der Aktionen. In erster Linie wollen wir positive Signale setzen, Trennendes in Gemeinschaft verwandeln, indem wir Friedensbotschaften spürbar werden lassen und Zeichen der Freiheit als Bürgerrechte. Es geht uns dabei auch um innere Werte, um Heilendes, um Segen zum Beispiel.

Das klingt beinahe religiös, hat Ihre Aktion auch mit Glauben zu tun?

KAPNIDOU Ich würde eher sagen, mit Transzendenz. Segen oder Segnen, das ist nicht an eine Religion, an eine Konfession gebunden. Menschen können für andere Menschen zum Segen werden, das hat schon unsere erste Aktion im Dezember gezeigt, bei der Alteingesessene und Flüchtlinge, Christen und Muslime gemeinsam Zeichen für den Frieden setzten.

Welche Erwartungen haben sie? Woran werden Sie den Erfolg Ihrer Aktion messen?

KAPNIDOU Es geht überhaupt nicht um Erfolg oder darum, wie groß die Teilnehmerzahl ist. Wir möchten nur, wie gesagt, Impulse geben und würden uns freuen, wenn sich Menschen eine Stunde Zeit nähmen, denen Frieden und Freiheit ein Anliegen ist. Die etwas tun möchten gegen Ausgrenzung und Gewalt, die mit uns Zeichen setzen gerade im öffentlichen Raum. Es wäre übrigens schön, jeder brächte etwas mit, das für ihn Frieden symbolisiert oder Freiheit.

(jobu)
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