Kreis Viersen Gegen den Zünsler hilft nur die Geduld

Kreis Viersen · Nicht jeder befallene Buchsbaum ist ein Fall für die Tonne. Zwei Experten geben Tipps, wie die Pflanzen gerettet werden können

Kreis Viersen: Gegen den Zünsler hilft nur die Geduld
Foto: Paul Lentzen

Er ist da. Oder er ist wieder da - ganz, wie man will. Bräunliche, angefressene Pflanzen zeugen in heimischen Gärten, öffentlichen Parks und auf Friedhöfen vom Treiben des Buchsbaumzünslers. Viele Hobbygärtner verzweifeln ob des scheinbar unzähmbaren Appetits der Insekten. Einige Tipps aber helfen, um dem Zünsler beizukommen:

Woher kommt der Buchsbaumzünsler?

"Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde er 2007 mit Pflanzenimporten aus Asien nach Mitteleuropa gebracht", sagt Paul Lentzen vom Landmarkt Lentzen in Schwalmtal. Weil die Insekten erst seit einigen Jahren in Europa vorkommen, haben sie bislang keine natürlichen Fressfeinde. "Die Tierwelt stellt sich gerade erst auf sie ein", sagt Lentzen.

Wo und wie lebt er?

Die Larven der Raupen überwintern im Buchsbaum. Im Frühjahr, zwischen Mitte März und Ende April, zeigt sich dann die erste Raupengeneration des Jahres. "Bei ihr sind meist geringere Fraßschäden festzustellen", sagt Lentzen. Nach der Verpuppung entsteht der Schmetterling, der für die zweite Raupengeneration Hunderte Eier in eine einzige Hecke ablegen kann, erklärt der Experte. "Die Fraßschäden der Folgegenerationen sind oft wesentlich massiver, da in den warmen Monaten viel mehr Raupen auftreten." Das können von Frühjahr bis Spätsommer bis zu vier Raupengenerationen sein.

Was hilft gegen ihn?

Grundsätzlich gebe es einige zuverlässige biologische und chemische Mittel zur Raupen- und Larvenbekämpfung, sagt Lentzen. Das Wichtigste aber sei die Geduld: "Viele haben die falsche Vorstellung, dass sie nach einem Mal spritzen ein Jahr lang Ruhe haben", sagt Paul Lentzen. Wegen der mehrfachen Generationen müsse jedoch regelmäßig kontrolliert und bei Befall schnell gehandelt werden. Die Kontrollen müssen im Inneren des Strauchs stattfinden, da die Raupe von innen nach außen fresse. "Wenn außen Schäden zu sehen sind, ist es daher schon fast zu spät", sagt Lentzen. Die Mittel sollten mit sogenannten Druckspritzen ins Innere der Pflanzen sowie von außen gespritzt werden - sicherheitshalber zweimal im Abstand von sieben bis zehn Tagen. Nützlich seien auch Fallen mit Pheromonlockstoffen, welche die männlichen Falter anlocken, "Das funktioniert wie ein Frühwarnsystem: Sobald die Falter gefangen werden, kenne ich den Zeitpunkt der Eiablage - zehn bis 14 Tage danach werden die Raupen schlüpfen. Das verringert den Kontrollaufwand erheblich", sagt Lentzen.

Alle Mühe allerdings kann umsonst sein, wenn die Falter aus dem Nachbargarten kommen und auf dem angrenzenden Grundstück nisten, erklärt Richard Platzer vom Brüggener Blumentopf: "Dem Zünsler muss man flächendeckend beikommen, und das ist sehr schwierig."

Wie lange ist ein Buchsbaum zu retten?

"Nicht alle Pflanzen, bei denen Blätter abgefressen sind, müssen auch gleich ausgemacht werden", sagt Pflanzenschutz-Fachmann Paul Lentzen. Ein moderates Zurückschneiden sowie anschließendes Düngen und Kalken könne etwa dafür sorgen, dass die Buchsbäume sich schnell erholen - sie müssen nur die Gelegenheit dazu bekommen. Nur wenn die Pflanzen über lange Zeit abgefressen wurden, gingen sie ein.

Wann hilft nichts mehr?

Wenn die Pflanzen völlig abgefressen und auch die Rinden der Triebe abgenagt wurden. Grundsätzlich sollte immer die sogenannte Schadschwelle abgewogen werden, also ob die Bekämpfung tatsächlich günstiger ist, als neue Pflanzen zu kaufen, sagt Paul Lentzen. Wer wenige Buchsbäume mit großen Fraßschäden habe, bei dem könne eine Neuanschaffung mehr Sinn machen als der Kauf eines Pflanzenschutzmittels. Bei einem großen Bestand sei dagegen die effektive Bekämpfung empfehlenswert. "Die regelmäßige Kontrolle und falls nötig schnelle Bekämpfung lässt sich im eigenen Garten gut machen, auf dem Friedhof dagegen sind meist Ersatzpflanzen ratsam, um eine pflegeleichte Anlage zu erhalten." Erschwert wird die Sache noch durch Pilzkrankheiten, sagt Richard Platzer. Diese setzen sich dort fest, wo der Zünsler die Pflanzen beschädigt hat. "Ist die Krankheit einmal in der Pflanze, ist Hopfen und Malz verloren."

Was sind Alternativen zum Buchsbaum?

Richard Platzer empfiehlt den Ilex crenata, die Japanische Stechpalme. Diese komme dem Aussehen des Buchsbaums sehr nahe. "Auch Eiben funktionieren prima", sagt er. Die Steineibe etwa sei schnittfest und frostverträglich.

(tsp)
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