Viersen Geht es auf dem Land nur mit Auto?

Viersen · Kritik am Nahverkehr kam auch bei der jüngsten Diskussion um die Leader-Bewerbung auf. Ideen, die sich ausbauen ließen, gibt es aber schon: In Schwalmtal fährt der Bürgerbus, in Brüggen bringt ein Taxi Kunden zum Supermarkt.

 Ein wenig neidisch blicken die Nachbargemeinden auf das Bürgerbus-Projekt in Schwalmtal. Ehrenamtler fahren die Einwohner aus den kleineren Ortsteilen in die Ortskerne von Waldniel und Amern. Der Bürgerbus darf aber keine Konkurrenz zum öffentlichen Personennahverkehr sein. Er darf nur dort fahren, wo es keine öffentlichen Linien gibt.

Ein wenig neidisch blicken die Nachbargemeinden auf das Bürgerbus-Projekt in Schwalmtal. Ehrenamtler fahren die Einwohner aus den kleineren Ortsteilen in die Ortskerne von Waldniel und Amern. Der Bürgerbus darf aber keine Konkurrenz zum öffentlichen Personennahverkehr sein. Er darf nur dort fahren, wo es keine öffentlichen Linien gibt.

Foto: Busch

Der Zuspruch für die Leader-Bewerbung der Gemeinden Schwalmtal, Brüggen und Niederkrüchten ist ungebrochen. Bei "Leader", einem Programm der Europäischen Union, geht es darum, mit Hilfe der Menschen vor Ort das Potenzial einer Region besser für deren Entwicklung zu nutzen. Und dafür gibt die EU Geld. 2,3 Millionen könnten es für die drei Gemeinden sein, wenn die Bewerbung, an der im Augenblick mit Hochdruck gearbeitet wird, erfolgreich ist.

Ein Thema, das auf dem Land wichtig ist, ist die Mobilität der Menschen. Darum ging es jetzt in den Räumen der Kraftverkehr Schwalmtal. Viele Brüggener beklagten, dass es kaum möglich sei, morgens zu einem Bahnhof zu gelangen, um mit dem Zug auswärts zur Arbeit zu fahren - von Wochenendvergnügen oder Abend-Ausflügen ganz zu schweigen. Schwalmtal hat schon seit vielen Jahren einen Ansatz dazu - den Bürgerbus. Darauf schauen die Menschen in den Nachbargemeinden ein wenig neidisch. Denn in Schwalmtal gibt es keinen Ortsteil mehr, von dem aus man nicht die Ortskerne von Waldniel und Amern erreichen könnte.

Die Idee, ein solches Bürgerbusnetz auf die beiden anderen Orte auszuweiten, stand schnell im Raum. Das gehe aber rechtlich nicht, warnte Sabine Ament vom Bürgerbusverein. Zum einen dürfe der Bürgerbus nur als "Zubringer" zum Linienbus eingesetzt werden und nicht in Konkurrenz zum öffentlichen Personennahverkehr treten. Dort, wo es Linien gibt, dürfe der Bürgerbus nicht fahren. Und zwischen den Gemeinden verkehren öffentliche Linien. Wegen der Förderung durch die Bezirksregierung könne auch nicht einfach das Einsatzgebiet des Busses verändert werden. "Wenn das nicht geht, dann müssen wir uns eben etwas anderes einfallen lassen, das nicht Bürgerbus heißt, aber eben den Zweck erfüllt, den die Menschen in den Gemeinden sich gemeinsam wünschen", schlug Bärbel Brunkau vor.

Einen anderen Ansatz, Menschen ihre Mobilität zu erhalten, gibt es seit einigen Jahren in Brüggen. Dort sind das Mietwagen-Unternehmen Stapper und der örtliche Rewe-Markt eine Kooperation eingegangen. "Ein Lieferservice für Lebensmittel ist bei vielen älteren Menschen gar nicht gewünscht", sagt Udo Stapper. "Die möchten gerne selbst einkaufen, nutzen den Besuch in dem Markt zur Pflege sozialer Kontakte." Also bringt das Taxi-Unternehmen die Kunden für einen günstigen Festpreis zum Supermarkt. Zwei Drittel der Kosten werden auf eine Chipkarte gebucht, das Geld können die Kunden dann wieder für den Einkauf nutzen, der insgesamt mindestens 30 Euro betragen muss. Etwa 15 bis 18 Paare oder Einzelpersonen, schätzt Stapper, nutzten bislang das Angebot. Die Nachfrage sei aber noch nicht so groß wie erhofft. Auch hier könnte das Leader-Projekt ansetzen und die Idee weiterentwickeln.

(hah)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort