Brüggen Geldautomat in Brüggen gesprengt

Brüggen · Vier Unbekannte haben brachial versucht, an die Geldkassetten zu kommen. Beute machten sie dieses Mal aber nicht

 Die Täter haben erhebliche Zerstörung angerichtet, an die Geldkassetten sind sie aber dennoch nicht gekommen.

Die Täter haben erhebliche Zerstörung angerichtet, an die Geldkassetten sind sie aber dennoch nicht gekommen.

Foto: Ahlen Heike

Morgens um kurz nach vier an der Borner Straße: Auf dem Parkplatz vor dem Rewe-Markt liegen Scherben und Metallteile. Die Feuerwehr hat ihre Beleuchtung aufgebaut, Polizeibeamte sichern alles mit Flatterband ab. Aus dem Parkplatz ist ein Tatort geworden.

Um 3.24 Uhr hat ein Auto dort angehalten, um 3.28 Uhr hat es dann gekracht. Vier Unbekannte hatten zunächst den Rahmen des Geldautomaten aufgehebelt. Dann leiteten sie Gas ein, das in den kompletten Raum hinter dem Geldautomaten gelangte. Anschließend lösten die Täter eine Explosion aus.

Ihr Ziel indes, an das Geld im Automaten zu kommen, haben sie nicht erreicht - dafür aber haben sie große Zerstörung angerichtet: Die Verkleidung des Anbaus, in dem sich hinter dem Bankautomaten eine Kundentoilette befindet, steht schief, einzelne Elemente sind herausgerissen. Auch das Bedien-Modul des Automaten hängt an zerfledderten Kabeln herunter.

Es ist der 84. Anschlag auf einen Geldautomaten in NRW in diesem Jahr. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2015 gab es 67 solcher Sprengungen und Sprengversuche.

Die letzten in unmittelbarer Umgebung liegen noch gar nicht lange zurück: In der Nacht zu Montag dieser Woche traf es einen Automaten im Vorraum eines Supermarktes in Heinsberg, zwei Wochen zuvor, in der Nacht zum 11. Juli - um exakt die gleiche Uhrzeit wie in Brüggen - den Automaten einer Filiale der Deutschen Bank in Brüggen. In Dülken blieb es bei einem Versuch, in Heinsberg waren die Täter erfolgreich.

Die Zahl 84 steht dabei nur für die Automaten in Nordrhein-Westfalen. Im Emsland in Niedersachsen hält sich eine ähnliche Serie. Auch dort hat es in der Nacht zu gestern eine Sprengung gegeben, nur eine Stunde später als in Brüggen. Und dort waren die Täter erfolgreich und konnten mit den Geldkassetten entkommen.

Um Zusammenhänge zwischen anderen Taten und der von Brüggen herzustellen, sei es noch zu früh, sagt Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamts (LKA).

Seit Herbst 2015 gibt es bei der Behörde die Ermittlungskommission "Heat", die sich mit den Geldautomatensprengungen befasst. Die dortigen Ermittler gehen von mehreren Tätergruppen aus - insgesamt rund 250 Personen aus dem Großraum Utrecht und Amsterdam. Es handle sich um niederländische Staatsangehörige mit Migrationshintergrund, sagt Scheulen.

Welcher Täterkreis für welche Sprengung in Frage komme, zeige sich immer erst nach Auswertung aller Spuren. Es gehe nicht nur um die "Handschrift", sondern auch um Fingerabdrücke oder DNA-Spuren. Die Ermittlungskommission steht auch dazu in engem Austausch mit den niederländischen Polizeibehörden.

In Brüggen war es wie an vielen Tatorten zuvor: Von der Explosion wachten verschiedene Anwohner auf, riefen die Polizei, stürzten zum Fenster oder zur Tür. Zeugen haben einen dunklen Kombi, möglicherweise einen BMW oder Audi beobachtet, der mit hoher Geschwindigkeit in Richtung B221 fuhr.

Das Kriminalkommissariat 2 der Viersener Polizei hofft, dass vielleicht weitere Menschen in der Nacht zu gestern Beobachtungen gemacht haben könnten und bittet diese, sich unter der Telefonnummer 02162 377-0 zu melden.

(hah)
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