Schwalmtal Geschichte der Heimat spannend erzählt

Schwalmtal · Die Gemeinde Schwalmtal gibt auf ihrer Internetseite an, dass Waldniel im Jahr 1333 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der Frage, wie alt Waldniel wirklich ist, ging Heimatforscher Karl-Heinz Schroers beim Heimat- und Webertag nach

 Der Waldnieler Karl-Heinz Schroers erforscht seit Jahren die Geschichte seines Heimatortes - hier im Kreisarchiv in der Kempener Burg. Beim Heimat- und Webertag ging Schroers jetzt der Frage nach dem Alter Waldniels nach.

Der Waldnieler Karl-Heinz Schroers erforscht seit Jahren die Geschichte seines Heimatortes - hier im Kreisarchiv in der Kempener Burg. Beim Heimat- und Webertag ging Schroers jetzt der Frage nach dem Alter Waldniels nach.

Foto: Kaiser

Der Waldnieler Heimatforscher Karl-Heinz Schroers ist der Frage auf den Grund gegangen, wie alt Waldniel wirklich ist. Mal wird das Jahr 1020 genannt, dann das Jahr 1333. Beim jüngsten Heimat- und Webertag, zu dem der Heimatverein Waldniel eingeladen hatte, sprach Schroers nun über seine Erkenntnisse.

Das Jahr 1020 wird genannt, wenn es um den Heiligen Wolfhelm geht. So wird in der "Vita Wolfhelmi", der Lebensgeschichte des Heiligen, die der Brauweiler Benedektinermönch Konrad zwischen 1110 und 1113 schrieb, erstmals ein Ort namens Niel erwähnt. Darin heißt es, Wolfhelm sei um das Jahr 1020 geboren worden - als Sohn des fränkischen Grafen Frumold von Niel und seiner Frau Eveza. Doch ob mit diesem Niel nun Waldniel, Maasniel oder Köln-Niehl gemeint war, lässt sich nicht beweisen. Allerdings sprechen viele Faktoren dafür, dass Köln-Niehl gemeint war: Im Heimatbuch 1959 führte Erich Wisplinghoff aus, dass erst der Waldnieler Theologe Kirschkamp 1896 Waldniel als Herkunftsort Wolfhelms bezeichnet habe. Diese Ansicht habe in Waldniel Zustimmung gefunden, so Wisplinghoff, "obwohl die Aussagen der zuverlässigen Quellen eindeutig dagegen sprechen".

Spannend schilderte Schroers die Siedlungsgeschichte. Durch einige Funde in Amern und Waldniel könnebewiesen werden, dass schon in der jüngeren Steinzeit, bis 2000 vor Christus, hier Menschen Jagd und Fischfang nachgingen. "Die vorgefundenen Geräte und auch steinzeitlichen Siedlungsreste lassen den Schluss zu, dass eine allerdings nur schwache Besiedlung stattfand", erklärte Schroers. Eine stärkere Siedlungstätigkeit habe erst im ersten Jahrhundert nach Christus eingesetzt, als die römische Grenze an den Rhein verlegt und durch Kastelle gesichert wurde.

Die Gemeinde Schwalmtal nennt auf ihrer Internetseite 1333 als Jahr der urkundlichen Ersterwähnung Waldniels. Amern werde in Urkunden des Stiftes zu Xanten erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. Für Schroers "so, als ob man seine Hose mit Gürtel und zusätzlichen Hosenträgern sichert". Urkunden über die Gründung eines Ortes gebe es nicht, "nur heute bei Rheinbraun", wie er schmunzelnd hinzufügte.

Für Schroers ist hingegen 1188 ein wichtiges Jahr. Der frühere Leiter des Kreisarchivs, Walther Föhl, erwähnt in einem Beitrag über die Edelherren von Amern eine Urkunde, die um 1188 geschrieben wurde. Darin wird ein Grundstückskauf erwähnt, nämlich das "Allod des Heinrich von Ambre bei Nile". Demnach müsse Waldniel schon damals eine besondere Stellung gehabt haben, erläuterte Schroers. Die nächste wichtige bekannte Erwähnung eines Ortes namens Nyle folgte 1255: Pfarrer Wilhelm von Niederamern macht zugunsten der Kapelle von Lüttelforst eine Stiftung, die unter anderem mehrere Grundstücke betrifft, die in der Pfarre von "nyle" liegen. Aus der Urkunde ergebe sich, dass der heutige Seelsorgebezirk Waldniel, damals schon "parochia" genannt, eine Pfarre mit allen Rechten gewesen sei. Schroers nimmt außerdem an, dass die alte Kirche, die im Südwesten des Waldnieler Markts stand und in der eine Steintafel auf das Baujahr 1377 hinwies, wahrscheinlich nicht die erste Kirche in Waldniel war: Im 7. und 8. Jahrhundert wurden im deutschen Raum viele Michaelskirchen errichtet - vielleicht sei so auch das Waldnieler Pfarrpatrozinium entstanden, erläuterte Schroers.

Er schließt auch nicht aus, dass Lüttelforst und Ungerath älter sind als Waldniel. Die Siedlungsgebiete der Vorfahren "lagen immer in der Nähe von Wasser, wichtig für Mensch und Vieh, somit auch an Schwalm, Vennbach und Kranenbach", berichtete Schroers.

Weitere Berichte und Geschichten folgten. Klaus Müller, Vorsitzender des Heimatvereins, brachte "Meleks Karl" (Milchmann Karl Selders) von der Pumpenstraße in Erinnerung. Er erzählte von "Calmos Beies", einer sagenumwobenen Insel mit einer Hütte inmitten von Sumpfpflanzen im Hariksee. Astrid Babucke, deren Urgroßeltern bei der Familie Rosbach auf Haus Clee in Diensten standen, erzählte Altes und Neues von "Baron Bartel", auf dessen Spuren die Heimatfreunde im Herbst in Waldbreitbach und im Wiedbachtal wandeln. Von Glasmaler Pitt van Treeck berichtete Margret Crisp - vier der 13 Rundbogenfenster im Rathaus hat er mit Sprüchen versehen.

Peter Oelers erzeugte viele Aha-Erlebnisse bei den Zuhörern, als er aus dem Einwohner-Adressbuch des Kreises Kempen-Krefeld von 1953 vortrug, und Josef Peters erzählte von "de lääsde Kett". Traditionell gab es zum Heimat- und Webertag die Speise der Waldnieler Leineweber: Reibekuchen.

(off)
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