Viersen Geschichte vor Ort einmal anders

Viersen · Die Vermittlung von Heimat-, Sagen- und Legendenkultur hat sich der Süchtelner Heimat- und Verschönerungsverein auf die Fahnen geschrieben. Ab sofort gehören historische Kostüme dazu.

Die Gruppe ist bunt gemischt. Es gibt einen Ritter mit Kettenhaube und Schwert, eine Hexe mit langer Hakennase und dicker Plüschspinne, zwei Nachtwächter mit Laternen, die Heilige Irmgardis, einen Mönch und zwei Märchenerzählerinnen. So verschieden die Kostüme alle sind, eins haben alle gemeinsam, die in ihnen stecken. Sie alle arbeiten am Projekt "Vermittlung von Heimat-, Sagen- und Legendenkultur" des Süchtelner Heimat- und Verschönerungsvereins mit.

Was im vorigen Jahr startete, erfreut sich regen Interesses. Auf etwas andere Art vermitteln die Mitglieder des speziellen Arbeitskreises Kindern und Erwachsenen Heimatgeschichte. Es gibt keine trockenen Vorträge mit historischen Daten, sondern Erlebnisführungen und Märchenstunden. "Es existiert zwar ein Stadtfilm, der aber nicht das große Gebiet der Sagen und Legenden abdeckt. Diese aber zu vermitteln und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen haben wir uns zur Aufgabe gemacht", sagt Heinz Prost. Das Besondere dabei, ab sofort erleben die Besucher die verschiedenen Angebote noch einen Ticken authentischer, da die Arbeitskreismitglieder allesamt in entsprechenden historischen Kostümen auftreten. "Teils haben wir die Kostüme privat angeschafft und teilweise hat uns der Verein unterstützt", berichtet Christian Krätz. Er selber begleitet als Mönch den Ritter Prost bei der Legende rund um die versunkene Kapelle im Johannistal. "Durch die Kostüme sprechen wir die Besucher unserer Veranstaltungen noch mehr an", ist sich Prost sicher.

Bei den Angeboten für Kinder ist es allen besonderes wichtig, dass kindgerecht gearbeitet wird. In Zusammenarbeit mit den Süchtelner Kitas und Grundschulen wurde das Konzept entwickelt, das zudem Material für die Vor- und Nachbereitung in Kita und Schule bereithält. "Wir können auf diesem unterhaltsamen Weg historisches an die Kinder heranbringen, die, wie wir merken, wirklich wissbegierig sind. Süchteln hat so viel zu bieten, was nicht in Vergessenheit geraten sollte", sagt Regina Hanisch und erklärt damit auch ihre Motivation als Heilige Irmgardis in den Einsatz zu gehen. Altes Kulturgut bewahren ist auch der Grund für Rita Stertz in das Kostüm einer Märchenerzählerin zu schlüpfen und sich genau wie die anderen sieben ehrenamtlich in diesem Bereich zu engagieren. "Wer Geschichte erlebt geht mit offenen Augen durch Süchteln", bemerkt Stertz, deren Schwerpunkt das Sagenbuch ist, aus dem sie vorträgt. Neben den Märchenvorlesungen und der Tour betreffend die versunkende Kapelle im Johannistal können interessierte kleine und große Besucher etwas über die Heimännkes erfahren, das Leben der Heiligen Irmgardis kennenlernen, in die Schuhherstellung anno dazumal hineinschnuppern, Hexen- und Teufelsgeschichten hören, sich auf den Weg zum Heiligenberg machen oder historische Rundgänge durch die Süchtelner Altstadt mit den Nachtwächtern mitmachen.

Alle acht Mitglieder haben einen großen Wissensfundus und kennen so manches Anekdötchen bzw. besondere Begebenheit aus Süchteln. Dass zum Beispiel der einstige Fluchtweg aus der evangelischen Kirche in Süchteln noch heute existiert, wissen nicht mehr viele Bürger. Und warum dieser Weg in früheren Zeiten so wichtig was und was es genau damit auf sich hatte, dass können die Besucher bei den historischen Touren erfahren.

(tref)
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