Kreis Viersen Gespräche über die Notdienstpraxen abgelehnt

Kreis Viersen · Im Kampf gegen die Zentralisierung der Notdienstpraxen fordern die Ratsmitglieder der Burggemeinde Brüggen die Nachbarkommunen auf, sich geschlossen gegen die Beschlüsse der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) aufzulehnen.

 Die Notdienste der HNO- sowie der Augenärzte sollen zentral in der Krefelder Helios-Klinik eingerichtet werden.

Die Notdienste der HNO- sowie der Augenärzte sollen zentral in der Krefelder Helios-Klinik eingerichtet werden.

Foto: Thomas Lammertz

"Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen", sagte Thomas Schmidt (CDU) in der jüngsten Sitzung des Rates. Zuvor hatte Bürgermeister Frank Gellen berichtet, am Montag eine Antwort auf sein Schreiben an die KVNO erhalten zu haben. "Ich bin sehr bestürzt über die Aussagen", sagte Gellen im Rat.

Die von ihm geäußerten Bedenken, wie eine drohende Mangelversorgung oder die schwierige Erreichbarkeit der geplanten Notdienstzentralen in Krefeld, seien in dem Schreiben nicht aufgenommen worden. Die KVNO argumentiere ausschließlich auf Basis dessen, was man entschieden habe. Interesse an einem Dialog mit den Gemeinden im Kreis Viersen, um gemeinsam einen "tragfähigen Kompromiss" zu erarbeiten, bestehe laut Gellen offenbar nicht.

Es wirke es so, als sei die Schließung der Notdienstpraxis im Nettetaler Krankenhaus und die Zentralisierung der Notdienste aus den Bereichen HNO-, Zahn- und Augenheilkunde an den Helios-Kliniken in Krefeld längst beschlossene Sache.

"Für uns tritt damit der 'worst case' ein", sagte Gellen im Hinblick auf die medizinische Grundversorgung in der Burggemeinde. "Die KVNO lässt uns hier alleine", meinte Gellen und warf ihr außerdem vor, mit zweierlei Maß zu messen. Anhand eines Beispiels erläuterte er die ungleichmäßige Verteilung der Notdienstpraxen in NRW: In Köln werden für rund eine Million Einwohner zwei Notdienstpraxen eingerichtet, für den Bezirk, zu dem auch Viersen zählt, sei mit insgesamt fast 820 000 Einwohnern nur eine Notdienstpraxis für die Fachbereiche HNO-, Zahn- und Augenheilkunde vorgesehen. Im Kreis Viersen würden sich diese Praxen allerdings auf eine Fläche verteilen, die zehnmal größer sei, als die Domstadt. Und auch die in Köln vorherrschende Infrastruktur mit Bussen, U- und Straßenbahnen sei nicht mit der im Grenzland vergleichbar. "Wir müssen uns jetzt aufstellen und zeigen, dass uns das Wohl der Bürger nicht egal ist", sagte Gellen.

Zudem forderten die übrigen Ratsmitglieder die Nachbargemeinden auf, es der Burggemeinde gleichzutun. "Der Landrat ist in der Pflicht, seine Kommunen in dieser wichtigen Sache zu unterstützen", sagte Angelika Verkaar von den Grünen in Richtung von Peter Ottmann. Andreas Bist (FDP) appellierte: "Wer nicht kämpft, der hat schon verloren."

Mit Nettetals Bürgermeister Christian Wagner und Landtagsmitglied Marcus Optendrenk (CDU) tausche sich Bürgermeister Gellen bereits regelmäßig aus. Und auch die Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer (CDU) und Udo Schiefner (SPD) haben gegenüber Gellen ihre Solidarität bekundet. So soll Schummer in dieser Sache einen eigenen Fragenkatalog an die KVNO gesendet haben.

(apd)
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