Viersen Gestiefelte Katze tanzt den Moonwalk

Viersen · Mit dem Stück "Die Gestiefelte Katze" stellt der Berliner Puppenspieler Daniel Wagner klassische Märchenweisheiten witzig infrage.

 Eine gestiefelte Katze hilft in der Geschichte des Puppenspielers Daniel Wagner dem tapsigen Müllerssohn zum Glück.

Eine gestiefelte Katze hilft in der Geschichte des Puppenspielers Daniel Wagner dem tapsigen Müllerssohn zum Glück.

Foto: Franz-Heinrich Busch

An einigen seiner Zaubertricks muss Müllerssohn Friedrich, genannt Fritz, noch arbeiten: Der vermeintlich gelöste Zauberwürfel zeigt nur auf drei Seiten die gleichen Farben und das verschwundene Kartendeck lugt deutlich sichtbar aus dem Ärmel des Mantels. Natürlich ist das Teil der Inszenierung, die Puppenspieler Daniel Wagner gut 150 Zuschauern in der Viersener Festhalle präsentierte. In Wagners Version des Grimmschen Märchens vom gestiefelten Kater wird aus dem Titelhelden eine Heldin, die dem tapsigen Müllerssohn frech und wortgewandt zum Glück verhilft.

Dabei stellt der Berliner Künstler klassische Märchenweisheiten witzig infrage und beeindruckt mit originellen Einfällen, vielen Figuren und einem detailverliebten Bühnenbild. So tanzt die Katze zum Beispiel nach dem Erwerb ihrer Stiefel zu Michael Jacksons "Billie Jean", wobei weder bunte Diskobeleuchtung noch der Moonwalk fehlen.

Der Tod, klassisch dargestellt von einem Schädel, der auf einem geisterhaften Tuch thront und seine Sense schwingt, irrt sich mehrfach in der Richtung und verliert durch die lispelnde Stimme, die Wagner für ihn nutzt, an Bedrohlichkeit.

Die Verliebtheit von Müllerssohn und Prinzessin verdeutlicht der Puppenspieler mit roten Lichtern, die er scheinbar aus dem Nichts der dunklen Bühne pflückt, während im Hintergrund "Je t'aime" zu hören ist. Und den finalen Kampf zwischen bösem Zauberer und pfiffiger Katze stellt Wagner in einem Schattenspiel dar, untermalt von dramatischer Musik. Der Berliner bezieht das Publikum aber auch aktiv in das Stück ein und lässt die Katze zur Mithilfe auffordern, um den Müllerssohn vor dem König als Grafen von Carabas auszugeben.

Wagner hatte zuvor bereits die Märchen von Rotkäppchen und dem tapferen Schneiderlein sehr erfolgreich in moderne und doppelsinnige Puppenspiele umwandeln können. Entsprechend erwartungsvoll waren daher auch die Eltern zur Vorstellung des diesjährigen Kulturkarussells erschienen. Ihre Erwartungen wurden offenbar erfüllt: Die Eltern lobten Wagner im Anschluss ausgiebig. "Die Stücke sind für Groß und Klein gedacht. Ich mache abends zwar auch Vorstellungen nur für Erwachsene und oft haben Leute, die beide Versionen kennen, das Gefühl, die Stücke würden sich unterscheiden. Sie sind aber jedes Mal gleich", so Wagner.

Die kleineren Holzfiguren schnitzt der Vater des Puppenspielers für seinen Sohn, die größeren Stoffpuppen fertigt eine Näherin an. Die Kulissen stellt Wagner selbst zusammen, oft mit Stücken, die er zufällig auf Trödelmärkten entdeckt. "Ich kaufe viele Dinge schon lange vor dem Entstehen des eigentlichen Stücks. Wenn dann eine Idee dazukommt, setze ich mich mit meinem Regisseur zusammen und improvisiere, da wird dann einfach losgeprobt, und eine Idee folgt auf die nächste. Einstudiert haben wir dieses Stück etwa sechs Wochen", beschreibt Wagner seine Arbeit.

Wegen des großen Erfolgs des Stücks um die gestiefelte Katze wird demnächst eventuell auch Wagners Inszenierung des "tapferen Schneiderleins" in Viersen gezeigt. Geht man von der Begeisterung aus, mit der nach der Vorführung Kinder und Eltern Fotos vom Bühnenbild und der Heldin des Stücks machten, wird auch die nächste Vorstellung Wagners mit Spannung erwartet.

(amey)
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