Kreis Viersen Getreidebauern bangen um ihre Ernte

Kreis Viersen · Der Gelbrost breitet sich auf den Getreidefeldern im Kreis Viersen aus. Weil der Pilz die Pflanzen zerfrisst, sind viele Landwirte in Sorge.

 Alexander Platen bleibt trotz des Schädlings optimistisch.

Alexander Platen bleibt trotz des Schädlings optimistisch.

Foto: busch

Landwirt Alexander Platen sieht sofort, wenn auf seinen Feldern etwas nicht stimmt. Im aktuellen Fall erkennt das aber auch ein vollkommen ungeschulter Betrachter: Viele der noch jungen Getreidepflanzen machen einen kränklichen Eindruck, an den Spitzen sind die jungen Triebe merkwürdig vergilbt. Schuld an der ungewöhnlichen Verfärbung ist der sogenannte Gelbrost, der weite Teile der niederrheinischen Getreidebestände befallen hat. "Dieser Parasit zerfrisst die Pflanzen im Wachstum", erklärt Platen.

Kreis Viersen: Getreidebauern bangen um ihre Ernte
Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Für die Getreidewirtschaft ist der Gelbrost damit eine enorme Bedrohung. Er zerstört die grüne Blattstruktur der Pflanzen, die in der Konsequenz nicht mehr in der Lage sind, Körner auszubilden. Bleibt der Pilz unbehandelt, drohen große Teile der Ernte wegzubrechen. Die finanziellen Schäden für die Landwirtschaft wären damit enorm: Gut die Hälfte der Anbaufläche im Rheinland wird für den Getreideanbau genutzt. "Wir müssen mit Fungiziden dagegenhalten, damit wir das Problem frühzeitig in den Griff bekommen", sagt Paul-Christian Küskens, der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. Er vermutet, dass der verstärkte Pilzbefall auf den milden, fast frostfreien Winter zurückzuführen ist.

Auf die Bauern kommen derweil schon jetzt deutliche Mehrkosten zu, denn die Pestizide kosten Geld. Zwar ist der Preis mit zirka 90 Euro pro Hektar vergleichsweise gering, bei einer Anbaufläche von insgesamt 70 Hektar, wie im Fall von Alexander Platen, kommt aber schnell eine erhebliche Summe zusammen. "Behandelt man den Pilz nicht, wäre der finanzielle Schaden aber noch viel größer", sagt Küskens.

Wenigstens für einige Bauern gibt es gute Nachrichten. Der Pilz befällt nicht alle Pflanzen, betroffen sind nur einige Sorten. "Vor allem die Gerste ist befallen", sagt Küskens. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer NRW sind beim klassischen Getreide insbesondere die Sorten Winnetou, Asano, Primus, Matrix und Inspiration betroffen, diese Sorte baut auch Platen an. Mal sind wie in seinem Fall nur einzelne Flecken betroffen, mal sind es ganze Felder.

Die Bedingungen für die Landwirtschaft sind in diesem Frühjahr eher schwierig: Auch die anhaltende Dürre bedroht die Ernte der Getreidebauen inzwischen massiv. Weiterhin bleibt die Menge der Niederschläge weit unter dem üblichen Jahresmittel.

Im März fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes pro Quadratmeter nur 8,2 Millimeter Niederschlag, normal sind 63,5. Auch der April blieb bislang trocken. Gemüsebauern beregnen ihre Felder schon seit Wochen, nun hat die chronische Wasserarmut auch die Getreidebauern erreicht. "Die Wasserreserven sind aufgebraucht", klagt Küskens. "Das ist gefährlich, weil sich schon jetzt entscheidet, wie die Ernte ausfällt." Momentan befinde sich das Getreide im Streckungswachstum, dem sogenannten Schossen. "Kriegt der Weizen jetzt nicht genug Wasser, bildet er weniger Körner aus. Das hätte gravierende Auswirkungen auf die Ernte", sagt Küskens.

Alexander Platen will vom schlimmsten Fall noch nicht ausgehen. Im Optimalfall ernte er bis zu 700 Tonnen Getreide. Ob es dafür in diesem Jahr reichen wird, ist noch ungewiss. Platen gibt sich optimistisch: "Noch steht einer guten Ernte nichts im Wege", sagt er.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort