Viersen Gewählt: der schönste "Bunte Mensch"

Viersen · Roland Ehlen, der Vater der "Bunten Menschen", hat einen Wettbewerb ins Leben gerufen: 74 Menschen aus der Region haben eine Blanko-Pappfigur gestaltet. Eine Jury hat gestern das beste Exemplar gekürt

 Der "Colortraveler" hat den Bunte-Menschen- Wettbewerb gewonnen.

Der "Colortraveler" hat den Bunte-Menschen- Wettbewerb gewonnen.

Foto: Karrasch

74 Bunte Menschen hängen im Rathaus aus. Einer von ihnen ist bemalt wie ein Astronaut, ein anderer sieht aus wie Reporter Tim von "Tim und Struppi". Auf einem stehen hunderte Namen, "Begegnung" heißt das Kunstwerk. Gestaltet wurden die "Bunten Menschen" von Menschen jeden Alters, vom Senior bis zu Schulklassen. Mitgemacht haben auch die Lebenshilfe Kreis Viersen, ein Künstleratelier aus Willich, eine Kunstschule aus Hilden und ein Kindergarten aus Neuss. Sie alle hatten sich beworben, am Designwettbewerb teilzunehmen. 150 weiße Männchen hat der "Papa der ,Bunten Menschen'", wie sich Roland Ehlen spaßeshalber nennt, verschickt. Knapp die Hälfte kam wieder bei ihm an.

Eine Jury hat gestern die schönste bunte Figur ermittelt. Dazu gehörten Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD), Bürgermeister Christian Wagner (CDU) aus Nettetal, Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) aus Niederkrüchten, Bürgermeister Frank Gellen (CDU) aus Brüggen und Uwe Peters, der seit Jahren die Kunstszene der Stadt Viersen fördert.

Gewonnen hat der "Colortraveler", in dessen Mittelpunkt - nämlich auf dem Bein - steht ein Zitat von Mark Twain: "Reisen ist tödlich für Vorurteile." Besonders Bürgermeisterin Anemüller war davon angetan: "Zum einen habe ich früher sehr gerne Mark Twain gelesen - und außerdem passt das wunderbar zu der Aussage, die die ,Bunten Menschen' verkörpern: Vielfalt, Toleranz und Offenheit", begründete Anemüller ihr Votum.

Roland Ehlen war zufrieden mit dieser Entscheidung der Jury. Nur an eins muss sich der Süchtelner Schreiner erst gewöhnen: "Auf einmal hat er ein Gesicht."

Das Siegerexemplar wird nun noch etwas grafisch nachbearbeitet und dann in großer Auflage gedruckt. Anschließend soll es an die Botschafter der "Bunten Menschen" verteilt werden. Der oder die Kreative hinter der Einsendung erhält 120 Figuren aus dieser Auflage. Wer das jedoch ist, konnte gestern noch nicht ausfindig gemacht werden. Um allen Teilnehmern die gleichen Chancen zu geben, wurden die 74 Bunten Menschen nämlich anonym zur Wahl gestellt.

Diese sei nicht leicht gefallen, sagte die Bürgermeisterin. "Die Menschen haben sich unglaubliche Mühe gegeben. Manche Entwürfe sind einfach nur schön, bunt und fröhlich, andere haben eine Aussage." Auch auf den zweiten Platz schaffte es ein "Bunter Mensch" mit einer klaren Botschaft: Ein Mädchen in einem pinken Pullover, das im Rollstuhl sitzt, wurde aus dem Blanko-Menschen gebastelt und offenbar von einem Kind bemalt. "Das ist toll und steht direkt für Inklusion. Warum soll es immer nur laufende Menschen geben?", fragte Frank Gellen. Platz drei ist ein nur aus bunten Punkten gestalteter Mensch mit einem großen Friedenszeichen.

Die Geschichte der "Bunten Menschen" begann vor gut zwei Jahren, als Roland Ehlen diese heimlich im Stadtgebiet aufstellte und Rätsel aufgab, was es wohl mit den farbenfrohen Pappfiguren auf sich habe. Mittlerweile kennt jeder die fröhlichen Kameraden, manche nehmen sie sogar mit auf Reisen, fotografieren sich damit überall auf der Welt. Und Botschafter setzen sich mithilfe der Figuren für gute Zwecke ein. Sabine Anemüller lobte: "Wir können stolz sein, dass wir jemanden haben, der diese Idee aus dem Kreis hinaus in die Welt getragen hat - Hut ab." Die eingesandten Arbeiten sind noch für etwa eine Woche im Foyer des Stadthauses zu sehen.

(tak)
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