Kreis Viersen GFB droht im schlimmsten Fall das Ende

Kreis Viersen · 1998 gründete der Kreis die Gesellschaft zur Förderung von Beschäftigung (GFB). Viele Langzeitarbeitslose haben mit ihrer Hilfe zurück ins Arbeitsleben gefunden. Doch jetzt ist das Projekt gefährdet. Es hat ein gewaltiges Defizit angehäuft.

 Der "Eckpunkt" der GFB an der Viersener Kaiserstraße ist längst aufgegeben. Hier gab es ein Förderprogramm für schwer vermittelbare Menschen.

Der "Eckpunkt" der GFB an der Viersener Kaiserstraße ist längst aufgegeben. Hier gab es ein Förderprogramm für schwer vermittelbare Menschen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Die Gesellschaft zur Förderung von Beschäftigung (GFB) ist in Schieflage geraten. Das für das laufende Jahr bereits eingeplante Defizit fällt nach Informationen der Rheinischen Post um ein Vielfaches höher aus. Dem Kreistag soll in der Sitzung Ende Oktober ein Konzept vorgelegt werden. Die Bandbreite der intern diskutierten Möglichkeiten reicht von Fortsetzung in einer realistischen Struktur bis zur geordneten Abwicklung.

Ingo Schabrich, einerseits Geschäftsführer der GFB und andererseits Sozialdezernent des Kreises, bestätigt die Probleme. Die Gesellschaft habe in den vergangenen Jahren immer Defizite erwirtschaftet. Die fing sie aber mit der Auflösung von Rücklagen auf, was allein schon aus steuerlichen Gründen geboten war. Intern wird seit geraumer Zeit an strukturellen Veränderungen gearbeitet - mit dem Ziel, dauerhaft wieder in sicheres Fahrwasser zu kommen.

"Die akuten Schwierigkeiten kommen ein Jahr zu früh", berichtet Schabrich. Er räumt ein, dass die Liquidität "eng", aber noch nicht bedrohlich sei. Klar ist, dass nur noch durchgreifende Veränderungen die GFB retten können. "Eine Insolvenz wollen wir auf jeden Fall verhindern", fügt Schabrich hinzu. Als die Gesellschaft 1998 gegründet wurde, sollte sie Arbeitslose in den Arbeitsmarkt (wieder) eingliedern. Die GFB entwickelte Instrumentarien, die Langzeit-Arbeitslosen weiterhelfen sollten.

Dazu gehörten Beratungsleistungen, praktische Arbeit und berufsnahe Qualifikation. Anfangs hatte die GFB messbaren Erfolg mit ihrem Programm, das den Realitäten eines damals allgemein schwierigen Arbeitsmarktes angepasst wurde. Doch wirkte sich die Instrumentenreform des Bundes (die Hartz-IV-Gesetzgebung mit Einrichtung von Argen und Jobcentern) so aus, dass die GFB einige ihrer Aufgaben verlor.

Förderprogramme liefen aus, die verfügbare Mittel wurden verringert. Die GFB sah sich nun nach Aufgaben um, die andere staatliche Stellen nicht ausfüllten. Im Auftrag des Jobcenters übernahm die GFB die Organisation und Umsetzung der Zusatzjobs (Ein-Euro-Jobs, offiziell bezeichnet als "Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung"). Auch das Projekt 50fit im Rahmen eines Bundesprogrammes für Arbeitslose jenseits der 50 übertrug das Jobcenter der GFB.

Nach der Finanz- und Bankenkrise zog die Konjunktur an, die Zahl der Arbeitslosen insgesamt sank. Das galt auch für viele Langzeitarbeitslose. Zurück blieb aber ein mehr oder minder fester Sockel an Menschen mit "multiplen Vermittlungshemmnissen". Darunter versteht die Arbeitsvermittlung das Zusammentreffen mehrerer "Probleme", wie gesundheitliche Einschränkungen, hohes Alter, Kindererziehung, Langzeitleistungsbezug, Pflege Angehöriger, Migrationshintergrund, fehlender Bildungs- und/oder Berufsabschuss und mangelnde Sprachkenntnisse. Treffen mehrere dieser Eigenschaften auf einen Menschen zu, wird es sehr schwer, ihn im Arbeitsmarkt zu integrieren.

"Die Struktur der Bewerber wurde immer schwieriger, das bis dahin so erfolgreiche Team der GFB kam nicht mehr weiter", sagt Schabrich. Auf der Heimbachstraße 19a in Viersen steht die Kaufbar - ein soziales Gebrauchtwarenkaufhaus - das bis zu 20 Langzeitarbeitslosen zurück ins Arbeitsleben helfen soll. Die Idee ist gut, die Kaufbar entwickelt sich. Aber Rettungsanker ist sie für die GFB nicht.

(RP)
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