Viersen Gift in den Anlagen

Viersen · Die Verwaltung will an den Wegesrändern von Viersener Spielplätzen, Parkanlagen und Friedhöfen wieder Unkrautvernichtungsmittel spritzen. So soll Personal eingespart und der marode Haushalt entlastet werden.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) schlägt Alarm, Eltern sind besorgt, Hundebesitzer verunsichert: In Viersen soll die Giftspritze wieder aus der Mottenkiste geholt werden, um sprießendem Unkraut am Wegesrand von städtischen Parks sowie Sport-, Spiel- und Friedhofsflächen Herr zu werden. Die Bürokraten im Rathaus wollen durch Herbizideinsatz gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen:

Einerseits werden auf so eine volle und eine teilbesetzte befristete Stelle (Gesamteinsparung 55 000 Euro) gestrichen, andererseits bleiben die Wegesränder durch die Giftspritze unkrautfrei. Nach Aussage von Wolfgang Halberkann, Abteilungsleiter des städtischen Bauhofs, ist geplant, insgesamt rund 30 Kilometer Wegesrand so zu behandeln.

"Ich bin fassungslos", sagt Viersens BUND-Vorsitzende Almut Grytzmann- Meister gegenüber der Rheinischen Post. Die Umweltschützerin hat sich bereits mit der Verwaltung in Verbindung gesetzt: "Der Einsatz von Gift ist keine Alternative. Eine Gefährdung von Kindern sowie Hunden und anderen Tieren ist nicht auszuschließen. Bei allem Verständnis für eine Haushaltskonsolidierung, diese darf nicht zulasten der Gesundheit gehen."

Unterstützung erhält der BUND von den Viersener Grünen: "Mit uns ist in Richtung Herbizideinsatz gar nichts zu machen. Das erklärt sich wohl von selbst", so Ludwig Dittrich, Vertreter im Ausschuss für Bauen, Umwelt und Klimaschutz. Breite Skepsis herrscht in diesem Punkt auch bei den Christdemokraten: "Wenn die Stadt jetzt wieder Gift zur Unkrautbekämpfung einsetzen sollte, wird der Bürger dieses Recht für sich auch einfordern. Spätestens dann ist eine Kontrolle von möglichen Belastungen für Boden und Grundwasser nicht mehr möglich", gibt CDU-Ratsherr Erhard Braun zu bedenken.

Die Verwaltung rechnet anders: Nach ihrer Auskunft wird auf wassergebundenen Wegen in Viersen seit 1986 kein Herbizid eingesetzt. "Diese herbizidfreie Pflege ist personell aufwendig", so Dezernent Gerd Zenses. Außerdem erfordere das Reinigen per Hand "eine gewisse Fachkunde, da der Wegeaufbau schichtenweise ausgebildet" sei. Als zusätzliche Option zum Herbizid will die Verwaltung den Einsatz von "Bürgerarbeitern" allerdings in Betracht ziehen. Zenses: "Diese Option kann dazu beitragen, den angedachten Herbizideinsatz noch zu reduzieren, sie ist aber stark ergebnisabhängig von der qualitativen und quantitativen Leistung der Bürgerarbeiter." Der Beigeordnete betonte, dass vor dem Gifteinsatz in Viersen noch eine Genehmigung durch das Pflanzenschutzamt einzuholen sei.

(RP)
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