Viersen Glatt gebürstet zur großen Ausstellung

Viersen · Züchter Dieter van Cruchten und sein Enkel Leon (10) haben noch viel zu tun: Sie bereiten ihre Kaninchen auf die große Ausstellung in Dülken vor. Bürsten, ein prüfender Blick in die Ohren und Krallenschneiden gehören dazu

 Eine Stunde braucht Leon Thompson, bis er ein Kaninchen für die Schau vorbereitet hat. Er prüft die Ohren und kämmt das Fell.

Eine Stunde braucht Leon Thompson, bis er ein Kaninchen für die Schau vorbereitet hat. Er prüft die Ohren und kämmt das Fell.

Foto: busch

Das Fell ist schneeweiß und glänzt. Sie scheinen es zu mögen - die weißen, deutschen Großriesen, durch deren Fell Dieter van Cruchten immer wieder mit der Bürste streicht. Die Kaninchen verharren ganz ruhig auf dem kleinen Tisch. Erst als Dieter van Cruchtens Enkel Leon die Nagelschere herausholt, ist es mit der Entspannung vorbei. Dann muss man genau wissen, wie zwölf Kilo Kaninchen zu bändigen sind. Mit 20 seiner Tiere nimmt der Hobby-Züchter van Cruchten wieder an der Zuchtkaninchen-Stadtmeisterschaft teil. Und dafür werden die Tiere akribisch vorbereitet, denn die Kriterien sind vielseitig.

 Auf diese Neuzüchtung ist der Dülkener Dieter van Cruchten stolz: Er hat aus einer krezung alter Rassen deutsche weiße Rotaugen-Riesen-Widder.

Auf diese Neuzüchtung ist der Dülkener Dieter van Cruchten stolz: Er hat aus einer krezung alter Rassen deutsche weiße Rotaugen-Riesen-Widder.

Foto: busch

Enkelsohn Leon ist zwölf Jahre alt und auch sein Herz schlägt für Kaninchen. Er hat in Opas Garten auch eigene weiße, kleine Kaninchen. Jeden Tag lernt der Schüler von seinem Großvater mehr über die Tiere: "Ich freue mich, dass er Interesse daran hat", sagt Dieter van Cruchten lächelnd. Er selbst ist seit 25 Jahren Mitglied im Kaninchenzuchtverein R78 in Dülken.

Großvater und Enkel fiebern der Kaninchenschau in Dülken am Wochenende entgegen. Denn Dieter van Cruchten möchte seinen Wanderpokal natürlich nicht abgeben: "Dieser hier ist etwas ganz Besonderes", sagt er und hält den gläsernen Pokal in die Höhe. Aber er sieht seine Chancen realistisch: "Im vergangenen Jahr hatte ich eine richtig tolle Zucht, aber 35 sind an einer Krankheit verstorben", erzählt der Rentner. So musste van Cruchten wieder von vorne anfangen und das mindert jetzt seine Chancen auf den ersten Platz.

 Als Züchter hat Dieter van RP-Foto: busch

Als Züchter hat Dieter van RP-Foto: busch

Foto: Cruchten zahlreiche erste Preise errungen. Besonders stolz ist er auf den Stadtmeister-Wanderpokal.

Die Boxen für den Transport stehen bereit. Nur ausgewählte Tiere dürfen mit. "Die Trächtigen bleiben hier", so der Hobby-Züchter. Er schaut sich noch mal genau die Ohrenlänge an. Leon begutachtet, ob die Ohren frei von Milben sind. An die Nägel müssen die beiden aber noch ran: "Im Durchschnitt brauche ich pro Kaninchen rund eine Stunde Vorbereitungszeit", sagt der Dülkener. Während der 68-Jährige das Tier anhebt, schaut sein Enkel, ob im Unterfell alles in Ordnung ist und ob auch die Geschlechtsteile sauber sind.

Ein Leben ohne seine Tiere kann sich van Cruchten nicht vorstellen. Noch nie hat er einen Urlaub gemacht. Im Sommer hilft er bei einem Bauern aus, um sich fürs ganze Jahr das Futter für seine Kaninchen zu sichern. Er hat nicht nur weiße deutsche Großriesen, sondern auch weiße Riesen und wildfarbene Riesen. Enkel Leon hat Zwergwidder in seiner Zucht.

Bevor es am Samstag zur Ausstellung geht, erhalten die Kaninchen von van Cruchten, die präsentiert werden, alle noch eine besondere Fellpflege: "Ich benutze Trocken-shampoo, das macht das Fell schneeweiß", sagt der Rentner.

Am kommenden Wochenende werden rund 150 Aussteller in Dülken erwartet. Begutachtet werden die teilnehmenden Tiere von einer fachkundigen Jury. Dieter van Cruchten verbringt deshalb kurz vor der Stadtmeisterschaft viel Zeit im Stall in seinem Garten. Der Hobbyzüchter ist auf eine Paarung besonders stolz: "Der deutsche Großwidder kommt aus Leipzig, die Dame aus Dresden", erzählt er und zeigt zufrieden auf die entsprechenden Käfige. Ein Jahr lang hat er die Rasse hochgezogen, denn die sei fast ausgestorben gewesen. Das Ergebnis ist von Erfolg gekrönt: Denn die acht Wochen alten Minis sind wohlauf und kuscheln sich an ihre Mama.

Wenn Dieter van Cruchten von seinen Tieren erzählt, dann leuchten seine Augen. Nach so vielen Jahren sieht er sofort, wenn einem Kaninchen etwas fehlt. Nur selten kommt ein Tierarzt dazu. "Vor 25 Jahren habe ich mal mit sechs Tieren angefangen, mittlerweile sind es 50", sagt er. Er möchte die Zucht noch so lange betreiben, wie er es gesundheitlich schafft. "Danach habe ich bereits jemanden, der übernehmen wird", so der Dülkener. Vielleicht ist Leon dann alt genug, um in Opas Fußstapfen zu treten.

(janj)
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