Viersen Gute Wohnungslagen haben ihren Preis

Viersen · Immobilienunternehmer Walter Schmitz erwartet Preissprünge in guten Innenstadtbereichen. Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft GWG vermutet, dass öffentliche Förderung private Investoren anlockt.

 Innenstadtlagen in Viersen sind besonders begehrt, denn die Infrastruktur in der näheren Umgebung stimmt.

Innenstadtlagen in Viersen sind besonders begehrt, denn die Infrastruktur in der näheren Umgebung stimmt.

Foto: Busch

"Weitreichende, politische Entscheidungen und Restriktionen, die sich auf den Markt auswirkten", haben nach Einschätzung des Immobilienunternehmens Walter Schmitz das vergangene Jahr geprägt. Das historisch niedrige Zinsniveau bestimmt weitgehend den Markt. Die Preiszuwächse der letzten Jahre seien in den meisten Viersener Stadtteilen und im Umland nicht mehr verzeichnet worden.

Die Angebots- und Nachfragesituation haben sich in Viersen kaum verändert. "Rahmenbedingungen, wie Bevölkerungswachstum, Zinstief und fehlende Anlagemöglichkeiten sind dafür verantwortlich. Die Folge ist eine gleichbleibende Nachfrage nach Immobilieneigentum, das Angebot an realistisch eingepreisten Wohnimmobilien bleibt hingegen konstant gering", erklärt Schmitz.

Er sieht auch "erste Auswirkungen auf den Kapitalanlagemarkt" durch die "Mietpreisbremse". Das Instrument findet allerdings im gesamten Kreisgebiet keine Anwendung. Verhaltenere Nachfrage beobachtet Schmitz für Eigentumswohnungen. Die aktuelle Bestandsmiete werde wichtiger, danach richte sich das Wertsteigerungspotenzial. "Jedoch fehlen weiterhin attraktive Anlagealternativen, so dass die Preise grundsätzlich stabil sind." Schmitz erwartet "deutlich geringere Steigerungsraten" in diesem Jahr.

In einigen Lagen könnte auch eine Stagnation in einzelnen Wohnimmobilien-Segmenten einsetzen, vermutet Schmitz. Das sei vor allem in Lagen der Fall, die die obere Grenze beim Wertzuwachs erreicht hätten. Die Anbindung an die Innenstadt sei für die Wertsteigerung entscheidend. Interessenten erwarten eine infrastrukturelle Nahversorgung und eine geeignete Kinderbetreuung. "Sind diese Kriterien erfüllt, sind durch die steigende Nachfrage folglich größere Preissprünge zu erwarten", so Schmitz.

Abzuwarten bleibe, ob und wie sich der Zustrom von Flüchtlingen auf den Immobilienmarkt auswirke, Ihre konzentrierte Unterbringung werde Auswirkungen auf die lokale Preisentwicklung haben. Insgesamt bleibe der Viersener Immobilienmarkt auch in diesem Jahr "spannend".

Das sieht auch Diether Thelen, der Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Kreis Viersen (GWG) so. Im Augenblick agierten zwar fast ausschließlich die gemeinnützigen Gesellschaften auf dem Markt des Mietwohnungsbaus für Flüchtlinge. "Aber ich denke nicht, dass wir damit allein bleiben. das wollen wir auch gar nicht", sagt er. Unabhängig von der Flüchtlingsentwicklung sehe er keinen Notstand, "der Markt ist recht ausgeglichen". Die Investition in Immobilien sei "immer noch ein auskömmliches Geschäft". Zur Abrundung eines Portfolios sei die Geldanlage neben Aktien in Immobilien weiterhin sinnvoll.

Im Kreisgebiet steige der Mietpreis im Durchschnitt um etwa zwei Prozent, nachdem die Steigerung gut 15 Jahre unter der Inflationsrate geblieben sei. "Solche Raten sind erforderlich, sonst lohne ein Investment nicht." Er sehe auch die Notwendigkeit zum Neubau, denn "der vorhandene Wohnungsbestand altert. Modernisierungen allein fangen den Markt nicht auf".

Der GWG-Geschäftsführer vermutet, dass schon bald auch private Investoren in den Bau von einfachen Mietwohnungen für Flüchtling einsteigen. Das Land fördere Projekte mit 15 bis 25 Prozent Tilgungsverzicht auf die Darlehnssumme. "Dadurch lohnt es sich auch für private Investoren zu rechnen", meint Thelen. Die Zahl der eingereichten Anträge auf öffentlich geförderten Wohnungsbau habe sich in zwei Jahren vervierfacht.

Die GWG plant derzeit acht Projekte im Kreisgebiet gezielt zur Unterbringung von Flüchtlingen. Kommunen können sie beispielsweise für zehn Jahre mieten und dann der GWG zurückgeben. Die wandelt die Wohnungen dann etwas komfortabler um und vermietet sie ganz regulär.

(RP)
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