Viersen Hammer und Nagel statt Handy und PC

Viersen · Hier wird gesägt, gebaut und gemalt: Aus einfachen Holzpaletten zimmern Kinder bei der Ferienaktion des Hubert-Vootz-Hauses gemeinsam Spielhäuser und Möbel

 Aus Paletten bauen die Kinder auf dem Bauspielplatz Häuser und richten diese mit selbstgefertigten Möbeln ein.

Aus Paletten bauen die Kinder auf dem Bauspielplatz Häuser und richten diese mit selbstgefertigten Möbeln ein.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Wenn die Kinder morgens zum Bauspielplatz kommen, legen sie als erstes ihre Brote in den Kühlschrank und hängen ihre Rucksäcke an die selbstgebaute Garderobe: Dann wird gearbeitet. In drei Wochen der Sommerferien, seit dem 7. und bis zum 25. August, findet die Ferienaktion Bauspielplatz des Hubert-Vootz-Hauses statt.

In dieser Zeit sägen, bauen und malen bis zu 60 Kinder auf dem Schulhof der ehemaligen Grund- und Hauptschule am Pestalozziweg in Viersen. Bereits 2009 und 2016 wurde diese Aktion angeboten. "Das war der Knaller schlechthin", sagt Otto Strutz, Leiter des Jugendheims in Viersen. Das Interesse ist so gestiegen, dass in diesem Jahr der Zeitraum, in dem die Kinder aus Holzpaletten eigene Hütten und Möbel bauen, von zwei auf drei Wochen verlängert wurde. Was man dafür braucht? "Balken, Sägen, Hammer, Nägel, Pflaster", sagt der Aktionsleiter und lacht, "und zwar genau in dieser Reihenfolge."

Die Kinder sind zwischen sechs und zwölf Jahre alt und werden von einem 15-köpfigen Team betreut. Etwa 15 Teenager zwischen 13 und 18 helfen zusätzlich aus - in den vergangenen Jahren waren es meist nur drei bis vier. Sie unterstützen die Betreuer und bauen an eigenen Projekten, von denen alle profitieren. So haben sie bereits einen Kiosk sowie die Garderobe für die Rucksäcke gebaut.

Seit dem Frühjahr hatte das Team des Hubert-Vootz-Hauses die Ferienaktion geplant. Damit wollen die Organisatoren Kinder nach draußen locken, weg von Handy und Spielekonsole. "Jedes Mal, wenn ein Kind mit dem Smartphone spielt, stirbt irgendwo ein Abenteuer auf einem Baum", sagt Strutz bedauernd.

Die Teilnehmer haben Freude an der Aktion: Selbst bei Regen sei es schwierig, sie von ihren Bauwerken weg und ins Trockene zu bringen, erzählt er. Auch bei schlechtem Wetter gibt es ein Programm: In einem überdachten Bereich des Schulhofs werden Möbel gebaut - Wikingerstühle sind in diesem Jahr auch bei den Eltern der Renner. Mittags essen alle zusammen, danach wird weiter gearbeitet. In kleinen Gruppen, die jeweils von Helfern betreut und unterstützt werden, können die Kinder kreativ werden und nach Herzenslust bauen und werken.

Sie sollen in der letzten Ferienwoche durch eine Brücke verbunden werden, erzählt Sonja. Sie gehört zu der Gruppe von Helfern und unterstützt die Kinder bei ihren Bauprojekten. "Das ist keine Arbeit, es macht mir Spaß", sagt die 17-Jährige. Aus den Paletten haben die Kinder ein kleines Haus mit Schrägdach errichtet. Innen ist es mit selbstgebauten Möbeln ausgestattet, und auch das Problem des undichten Dachs konnten sie lösen. "Aber das Malen macht mir am meisten Spaß", erzählt der siebenjährige Noah, während er auf dem Dach herumturnt. Er war auch im vergangenen Jahr schon beim Bauspielplatz dabei und hat noch ganz viele Ideen, wie man die kleine Hütte weiter ausbauen könnte.

Auch die wöchentlichen Übernachtungen in den eigenen Hütten oder im Zelt kommen sehr gut bei den Kindern an. Dabei schauen sie Filme, spielen oder erzählen sich am Lagerfeuer Geschichten. Berührungsängste hatten die Kinder eigentlich nicht: Alle arbeiten im Team. Die Älteren kennen sich aus und wissen wie alles funktioniert, sie helfen den Jüngeren, wenn nötig, erzählt Strutz.

Gerade werden neue Paletten geliefert. Alle Kinder kommen angelaufen - sie wollen weiter bauen.

(RP)
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