Viersen Hauptschule Süchteln ist Auffangbecken

Viersen · Schüler der Sekundarstufe, die kein Deutsch sprechen, werden fast ausnahmslos an der Hauptschule Süchteln unterrichtet. Das Schulamt prüft Möglichkeiten, auch an anderen Schulen Gruppen zur Sprachförderung zu etablieren.

 45 von insgesamt 54 Schülern ohne Deutschkenntnisse besuchen derzeit die Hauptschule Süchteln. Dabei könnten sie durchaus an Gymnasien oder Realschulen unterrichtet werden.

45 von insgesamt 54 Schülern ohne Deutschkenntnisse besuchen derzeit die Hauptschule Süchteln. Dabei könnten sie durchaus an Gymnasien oder Realschulen unterrichtet werden.

Foto: Franz Heinrich Busch

Sie stammen aus Ländern wie Kolumbien, China, Polen, Rumänien, Serbien, Griechenland oder Spanien und sprechen kein Deutsch. Das trifft auf 106 Schüler in Viersen zu. 52 von ihnen besuchen eine der städtischen Grundschulen, 54 von ihnen wurden an weiterführende Schulen vermittelt. Das geht aus einer Statistik hervor, die der Schulausschuss erstmals zusammengetragen hat. Auffällig dabei: von den 54 schulpflichtigen Kindern der Sekundarstufe besuchen 45 Kinder die Gemeinschaftshauptschule Süchteln. Nur Sieben werden an der Realschule an der Josefskirche unterrichtet, ein Schüler aus Griechenland an der Johannes-Kepler-Schule (Realschule) und ein Schüler, der aus der Türkei stammt, besucht das Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium. An der Anne-Frank-Gesamtschule und am Clara-Schumann-Gymnasium gibt es bislang keine Schüler ohne Deutschkenntnisse.

Dass diese Verteilung nicht auf die schulischen Leistungen und Fähigkeiten der Kinder zurückzuführen ist, sondern häufig einem Automatismus folgt, darüber ärgert sich Helga Müsch, Leiterin der Gemeinschaftshauptschule Süchteln. "Kinder aus 14 Nationen besuchen unsere Schule. Die wenigsten kommen aus Kriegs- oder Krisengebieten, viele Familien sind als Wirtschaftsflüchtlinge nach Deutschland gekommen", sagt Müsch. Unter den Schülern ohne Deutschkenntnisse seien deshalb durchaus Kinder, die in Spanien oder Griechenland Gymnasien besucht hätten. Doch ohne die entsprechenden Sprachkenntnisse würden Kinder an weiterführenden Schulen wie Gymnasien oder Gesamtschule häufig abgewiesen. Die Entscheidung über die Aufnahme eines Kindes liegt in der Hand der jeweiligen Schulleitung. Sie begründen die Ablehnung oftmals mit Personal-, Raum- oder Zeitmangel. "Ausgebildete Kollegen, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten, habe ich auch Null", sagt Müsch.

Schulen haben die Möglichkeit, Integrationsstellenanteile zu beantragen. Darüber soll die Sprachförderung für Schüler der fünften und sechsten Klassen, die Deutsch als Zweitsprache lernen, abgedeckt werden. Zwar gibt es an der Hauptschule eine solche Stelle, doch angesichts der wachsenden Schülerzahlen reiche die eben nicht aus. "28 Lehrerstunden für 45 Schüler mit speziellem Förderbedarf, das funktioniert nicht", sagt Müsch. Zumal keine zusätzliche Lehrkraft an die Schule kommt, sondern das bestehende Kollegium die zusätzlichen Stunden auffangen muss.

Müsch fordert deshalb eine gleichmäßigere Verteilung der Schüler auf alle Schulformen. Zumal die Zahl der Kinder ohne Deutschkenntnisse in Viersen wächst. "Es gibt eine steigende Tendenz", bestätigt der erste Beigeordnete, Dr. Paul Schrömbges. Dass bei steigenden Schülerzahlen weitere Maßnahmen für Kinder ohne Deutschkenntnisse an Viersener Schulen etabliert werden müssen, um die durchgängige Sprachförderung sicherzustellen, darauf hat sich das Schulamt verständigt. "Wir diskutieren eine Erweiterung der Seiteneinsteigergruppen an anderen Schulen", sagt Schulamtsdirektor Thomas Bongartz. Zugleich weist er darauf hin, dass Schüler ja keineswegs an der Hauptschule bleiben müssen: "Bei entsprechendem Leistungsniveau kann die Schulform gewechselt werden."

(apd)
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