Kreis Viersen Heimatschutz: Bundeswehr hilft auch mal mit einem Tornado

Kreis Viersen · Wenn es sein muss, setzt die Bundeswehr bei der Unterstützung der Polizei auch einen Tornado ein - nicht mit Bombenabwurf, sondern mit Luftfotos aus Wärmebildkameras von möglichen Verbrechenstatorten. Das geschah zuletzt in unserer Region bei der Suche nach dem vermissten Mirco aus Grefrath, der Opfer eines Verbrechens wurde.

Der Fall diente als Beispiel für Hilfeleistungen durch die Bundeswehr bei einem Vortragsabend der "Kameradschaft Ehemalige - Reservisten - Hinterbliebene Niederrhein im Deutschen Bundeswehrverband" im Süchtelner Kolpinghaus, zu dem auch Mitarbeiter von "Blaulichtorganisationen" wie Technisches Hilfswerk und Deutsches Rotes Kreuz eingeladen waren.

Obwohl die Menschen im Kreis Viersen kaum Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Schneestürme zu fürchten brauchten und deshalb "wie auf einer Insel der Glückseligkeit" lebten, sollten andere Katastrophen wie Massenkarambolagen auf Autobahnen, Eisenbahnunglücke mit Chemiewaggons, Flugzeugabstürze oder Explosionen in Fabriken nicht außer Acht gelassen werden, mahnte Jörg Albrecht, der als Oberstleutnant der Reserve als stellvertretender Leiter des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr in den Katastrophenschutz beim Kreis Viersen eingebunden ist. Dieses Kommando besteht aus zwölf ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern, die als Reserveoffiziere die Verbindung zwischen zivilen Behörden und Bundeswehr bilden.

"Wir beraten und denken mit, wir bieten unsere Hilfe an", umriss Albrecht die Aufgaben und betonte, dass die Bundeswehr bei Hilfeleistungen in Katastrophenfällen unter dem Kommando des örtlichen Einsatzleiters stehe, also nicht eigenständig agiere. Bei gemeinsamen Übungen von Katastrophenstäben "wollen auch wir lernen, damit wir unsere Hilfsangebote passgenau ausarbeiten können". Jede Hilfsorganisation sei anders strukturiert, erklärte der Reserveoffizier: "Das fängt bei den taktischen Zeichen an, die unterschiedliche Bedeutungen haben können." Die Mitglieder des Kreisverbindungskommandos kommen regelmäßig zu Weiterbildung und Übungen zusammen. Auch mit niederländischen Kollegen in Venlo wird gesprochen, meist im Verbund mit Feuerwehr und THW. Wenn bei Katastrophen die örtlichen Polizei- und Feuerwehrkräfte sowie die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen nicht ausreichen, ist das Landeskommando NRW der Bundeswehr der Ansprechpartner für die Behörden.

Dessen stellvertretender Leiter Oberst Martin Braterschofsky zeigte auf, dass in NRW drei Sicherungs- und Unterstützungskompanien, jeweils einige hundert Mann stark, zur Verfügung stehen, die nicht nur militärische Anlagen sichern, sondern auch mit Bergepanzern ausrücken, Brücken bauen, Lazarette und Zeltlager aufbauen können. Nachdem terroristische Anschläge vermehrt auch in Deutschland verübt werden, hat die Polizei mit der Bundeswehr eine Stabsübung durchgeführt. Doch dann wird es heikel bei der Frage, ob der Bundeswehreinsatz noch durch Artikel 35 des Grundgesetzes gedeckt ist oder schon Artikel 85 ("Innerer Notstand") greift. Braterschofsky nahm dazu nicht weiter Stellung.

Wann und wie das THW zuletzt gefordert war, legte der Viersener Ortsbeauftragte Bernd Büttgenbach dar: Geflügelpest und Bombenentschärfung in Viersen. Der Bombenfund habe allen die Augen geöffnet, wie wichtig gut funktionierende Hilfsorganisationen seien, sagte der Viersener Beigeordnete Norbert Dahmen.

(mme)
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