Serie Mein Verein Helferin aus Leidenschaft

Viersen · Micheline Lindemann übt mit der THW-Jugendgruppe Nettetal für den Einsatz im Ernstfall. Mit 16 Jahren dürfen die jungen Helfer mit der Grundausbildung beginnen. Sie lernen so, Leben zu retten

 Micheline Lindemann ist eine von vier Betreuerinnen, die sich um den Nachwuchs des Technischen Hilfswerks in Nettetal kümmert. Für die 36-Jährige ist das THW ihre zweite Familie.

Micheline Lindemann ist eine von vier Betreuerinnen, die sich um den Nachwuchs des Technischen Hilfswerks in Nettetal kümmert. Für die 36-Jährige ist das THW ihre zweite Familie.

Foto: Busch

Kaldenkirchen Ein schwerer Autounfall. Das Fahrzeug ist gegen einen Baum gefahren und liegt auf dem Dach. Vier junge Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) aus Nettetal zögern keine Sekunde. Sie leiten die ersten Rettungsmaßnahmen ein, verständigen Rettungswagen und Feuerwehr. An diesen Einsatz kann sich Micheline Lindemann, eine von vier Betreuerinnen der THW-Jugend Nettetal noch gut erinnern. Und sie ist stolz auf die Helfer: "Sie hätten vielleicht nicht so gehandelt, wie sie es in dem Augenblick taten, wenn sie nicht im Verein so viel gelernt hätten", sagt die 36-Jährige.

Seit zehn Jahren kümmert sich die Kaldenkirchenerin um die Organisation und die Finanzen der Ortsgruppe Nettetal. "Derzeit haben wir 24 junge Aktive zwischen zehn und 17 Jahren in der Jugendgruppe", sagt die Mutter einer Tochter. Als Jugendbetreuerin kennt sie die Auf und Abs, die jeder Verein einmal erlebt hat: "Mal sind es mehr junge Leute, mal weniger", sagt Micheline Lindemann.

Einmal im Monat organisiert sie zusammen mit dem Ortsbeauftragten Walter Delbos sowie den Jugendbetreuern Sven und Michael Stiels einen Übungstag für Vereinsmitglieder. An der Steylerstraße 194 in Kaldenkirchen, im Gebäude des Technischen Hilfswerkes, lernen die Mitglieder etwa, wie man einen Knoten macht. "Das hört sich banal an, aber im Ernstfall muss dieser auch halten", betont Lindemann. Die Jugendlichen üben darüber hinaus, wie sie ein Gerüst oder eine Leiter richtig und schnell aufbauen. Zudem macht die Gruppe regelmäßig Ausflüge. "Wir fahren zum Schwimmen, gehen Eislaufen oder bauen etwa wie im August an die Niers eine Brücke", berichtet Lindemann, die durch ihren Mann zum THW gekommen ist. Vor allem der Spaß stehe ganz weit oben. Und es solle das "Wir-Gefühls" gestärkt werden.

Lindemann betont, wie wichtig es ist, Jugendliche an das Technische Hilfswerk heranzuführen: "Durch die Abschaffung des Wehrdienstes sind Vereine wie wir auf freiwillige Helfer angewiesen." Und weiter: "Wir versuchen sie für den Helferdienst zu begeistern, damit sie mit 16 Jahren die Grundausbildung absolvieren wollen." Diese erfolgt neben ihrer beruflichen Ausbildung oder Schule. Wenn sie 18 Jahre alt sind, dürfen sie bei Einsätzen im Katastrophenfall mithelfen.

Ein neues Projekt des THW soll zudem mehr Freiwillige mobilisieren: "Einheit in Vielfalt - Wir sind stark" ist eine Möglichkeit, Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Stärken zusammenzubringen. Das könnte auch eine Chance sein, Flüchtlinge für die Arbeit des Technischen Hilfswerks zu begeistern, sagt Lindemann.

Die 36-Jährige ist nicht nur Jugendleiterin und Geschäftsführerin der THW-Jugendgruppe Nettetal, sie fährt auch mit auf Einsätze und hilft im Ernstfall. "Für mich ist das mittlerweile meine zweite Familie geworden", erläutert sie. Die Arbeit beim THW sei ihr sehr wichtig. Als Berufstätige, Ehefrau und Mutter kennt sie aber auch die Grenzen: "Ich habe an meiner Tochter gemerkt, dass ich in den vergangenen Monaten sehr viel organisiert habe und viel weg war. Das war zu viel", sagt Lindemann. Sie möchte deshalb ihre Familie und ihr Hobby mehr in Einklang bringen. "Ich werde nicht mehr beides auf einmal machen, sondern meine Arbeit besser aufteilen", sagt sie.

(janj)
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