Kreis Viersen Hier wird der Pfennig noch geehrt

Kreis Viersen · Auch 15 Jahre nach der Euro-Einführung ist die D-Mark ein anerkanntes Zahlungsmittel im Kreis Viersen, etwa bei C&A oder im Nettetaler Sozialkaufhaus. Viele Kunden kommen mit Zufallsfunden

Auch 15 Jahre nach der Euro-Einführung ist die D-Mark ein anerkanntes Zahlungsmittel im Kreis Viersen, etwa bei C&A oder im Nettetaler Sozialkaufhaus. Viele Kunden kommen mit Zufallsfunden

Der grüne Zwanziger mit Elsbeth Tucher oder noch besser der noch ältere blaue Hunderter mit der Komponistin Clara Schumann: Wer diese D-Mark-Banknoten besitzt, kann damit in einigen Geschäften im Kreis Viersen einkaufen - sogar noch 15 Jahre nach der Einführung des Euro.

Carsten Rees, Chef des privat geführten Sozialkaufhauses in Nettetal-Lobberich, bietet diese Möglichkeit erst seit einem Jahr an. Warum? "Um mehr Umsatz zu erzielen", sagt der Anbieter von Textilien und Möbeln. Manche Kunden hätten die deutsche Währung von der Oma oder der Tante. Sie seien froh, wenn sie diese unkompliziert in Ware eintauschen könnten. "Einmal kam jemand mit einem 500 Mark-Schein und wollte für fünf Euro etwa kaufen. Das habe ich aber nicht gemacht", erzählt Rees.

Im größren Stil findet der Währungs-Umtausch noch bei den Fillialen der Bekleidungskette C&A, etwa in Viersen in der Fußgängerzone, statt. "Bei uns können Kunden seit Oktober 2004 mit D-Mark bezahlen", sagt Thorsten Rolfes, Sprecher für C&A Deutschland. Mehr als 50 Millionen Mark seien in dieser Zeit bundesweit in die Kassen gewandert. Für die Kassierer sei dies kein zusätzlicher Aufwand: "Über die Computerkasse kann man unterschiedliche Währungen eingeben, also auch die D-Mark", erklärt Rolfes. Zehn D-Mark seien dabei so viel wert wie vier Euro.

Die Deutschen mögen ihre alten Fuffziger, Groschen und Pfennige - immer noch. Laut Angaben der Deutschen Bundesbank waren Ende 2016 noch 12,7 Milliarden Mark in Umlauf: Sechs Milliarden in Scheinen und 6,7 Milliarden Mark in Hartgeld. Jeden Tag tauschen in NRW noch 120 Menschen im Durchschnitt 450 D-Mark in Euro um.

Die alte Währung wird oft per Zufall entdeckt: "Bei Umzügen und bei Wohnungsauflösungen, vergessen in Schränken oder versteckt in Schubladen" würden die Kunden laut Thorsten Rolfes Münzen und Scheine finden.

Auch im Viersener Modehaus Sauerbrei an der Hauptstraße konnte noch bis vor zwei Jahren die D-Mark gegen Ware im Laden gelassen werden. Laut Inhaber Fritz Sauerbrei gibt es dieses Angebot inzwischen aber nicht mehr, weil das Interesse nachgelassen habe. Meist seien nur kleine Scheine oder Münzen mitgebracht worden. "Die eingenommene D-Mark-Beträge haben wir in die Landeszentralbank nach Düseldorf gebracht.

Da sich der Zeitaufwand nicht lohnte, einen Mitarbeiter dort hinzuschicken, um ein wenig Geld zu wechseln, haben wir das Angebot aufgegeben", sagt Sauerbrei. Auch bei C&A hat "über die Jahre das Interesse nachgelassen", erläutert der Firmen-Sprecher. Für das Unternehmen ist das der Grund, endgültig "Tschüss" zur guten, alten D-Mark zu sagen. "Bis 28. Februar werden wir den Geldumtausch einstellen", kündigt Thorsten Rolfes an. Ein guter Zeitpunkt, um nochmal schnell nach der grünen Elsbeth oder der blauen Clara zu suchen.

Für Carsten Rees ist die D-Mark-Ära noch nicht beendet: "Wir machen erstmal weiter", sagt er.

(RP)
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