Viersen Historisches Dülken - zum Greifen nah

Viersen · Der Viersener Künstler Stefan Kaiser fertigte ein Bronze-Modell des historischen Dülken an. Die Vorlage stammt aus dem Jahr 1825. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein schenkt es der Stadt Viersen. Enthüllt wird das Modell dann am kommenden Montag

Der Künstler Stefan Kaiser war viel unterwegs in Dülken. Seit er vor gut anderthalb Jahren vom Dülkener Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) den Auftrag erhielt, ein Stadtmodell Dülkens anzufertigen - um zu zeigen, wie die Stadt vor 200 Jahren aussah. "Können Sie sich das vorstellen?", fragte ihn damals der VVV-Vorsitzende Arie Nabrings und händigte ihm eine Karte von 1825 aus.

Kaiser konnte es sich vorstellen und machte sich auf den Weg: Er betrachtete die Häuser, hielt fest, ob sie traufständig oder giebelständig standen und verfolgte den heutigen Verlauf der Straßen. Dann setzte er sich mit dem Dülkener Historiker René Franken zusammen, der vor einiger Zeit die "Historische Meile" bereitet hatte und nun Kaiser viele alte Stiche und seinen Rat zur Verfügung stellte.

Im Maßstab 1:625 - "wie bei der Städteplanung üblich" - fertigte Stefan Kaiser die Gebäude zunächst aus Plastilin. Dann schnitt er Kartons so zurecht, dass die Höhenunterschiede innerhalb des "Dülkener Ei" (so wird der historische Stadtgrundriss gerne genannt) zu sehen waren und stellte die Gebäude einschließlich der Cornelius-Kirche nach der alten Stadtkarte auf. Das Ganze wurde mit Plastik übergossen, aus dem Negativ wurde mit Wachs ein Positiv, daraus wieder aus Formsand ein Negativ und schließlich goss die Firma Butzon & Bercker in Kevelaer das Modell in Bronze.

"Ich habe besonders auf die richtigen Formen und Grundrisse geachtet", betont Stefan Kaiser. Er verzichtete auf die außerhalb der Stadtmauer stehenden Mühlen, nahm aber alle Stadttore auf. Und auch eine Windrose arbeitete er ein, damit jeder das heutige Stadtbild mit dem historischen leichter vergleichen kann. Sein Hinweis "Die Stadt Dülken begreifen" ist allerdings doppelsinnig. Denn alle dürfen das Modell anfassen und für Sehbehinderte hat Kaiser die Erklärung noch einmal in Blindenschrift aufgetragen.

Wichtig war dem Künstler auch der damalige Verlauf der Nette mitten durch Dülken mit dem Abfluss durch die Bruchpforte. So mancher erinnert sich noch an Hochwasser auf der Moselstraße nach starken Regenfällen. Als Kaiser das Modell fertig hatte, bat er noch einmal René Franken um Begutachtung, ob alles historisch richtig geworden sei. Und als alles richtig war, stellte Bauunternehmer Hartwig Hören das Modell mit dem großen Sockel auf. Zum Schutz vor Neugierigen verhüllte er es zwischen Gefangenenturm und "Siegfried" gründlich.

Am kommenden Montag, 3. Oktober, wird das Stadtmodell vom VVV in Anwesenheit von Stefan Kaiser um 15 Uhr enthüllt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Gleichzeitig wird es im Namen der Stifter - VVV und Peter-Vogels-Stiftung - Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) als Geschenk für die Stadt Viersen übergeben. Die für den Abend geplante Stadtführung mit dem Dülkener Nachtwächter André Schmitz wird um 20 Uhr am Stadtmodell beginnen.

(flo)
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