Nina Nowak "Ich gehe von Alltagsgegenständen aus"

Viersen · Die 31-jährige Bildhauerin Nina Nowak erhält ab Januar ein Kunstgenerator-Stipendium mit Atelier und Wohnung in der Alten Lateinschule. Die Meisterschülerin von Richard Deacon über die Grundlagen ihrer Arbeit und ihre Pläne in Viersen.

Nina Nowak freut sich. Das ist nicht erstaunlich, schließlich wird sie ab Januar in den Genuss des Kunstgenerator-Stipendiums in Viersen kommen. Mit einem geräumigen Atelier und einer Wohnung in einem denkmalgeschützten Haus, der Alten Lateinschule. In der entscheidenden Runde setzte sie sich vor der Jury gegen ihre vier Mitbewerber durch. Nina Nowak wurde 1984 im polnischen Posen geboren und wuchs in Nordrhein-Westfalen auf. Sie begann 2009 mit dem Kunststudium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tal R und Richard Deacon und verbrachte ein Jahr an der Royal Danish Academy of Fine Arts in Kopenhagen. 2015 wurde sie Meisterschülerin von Richard Deacon. Seit fünf Jahren stellt sie regelmäßig aus. Ihr Atelier führt sie im Künstlerhaus Dortmund. Ich treffe Nina Nowak in der Städtischen Galerie Viersen unweit ihrer zukünftigen Wirkungsstätte.

Was war das für ein Gefühl, als Sie den Anruf erhielten, dass Sie für das Kunstgenerator-Stipendium ausgewählt sind?

Nina Nowak Es war ein tolles Gefühl. Ich habe mich sehr gefreut. Natürlich war ich überrascht, ich habe schließlich nicht damit gerechnet, denn alle Positionen, die ausgestellt waren, waren gut.

Was sind die Grundlagen Ihrer künstlerischen Arbeit?

Nowak Ich gehe von Alltagsgegenständen aus, die wir jeden Tag benutzen. Es geht in meinen Objekten um die Frage, welche Beziehung der menschliche Körper zu den Dingen aufnimmt und welchen Einfluss sie auf uns und unseren Körper haben. Ein Beispiel dafür ist die "Silent Spring Collection". Ich habe mit Lea Guldditte Hestelund und Pia Eikaas das Modelabel "Silent Spring" gegründet. Ich entwickele Objekte, die man benutzen und tragen kann, die eine Idee verkörpern. Die Halsprothesen - sie waren auch in der Galerie ausgestellt - befassen sich mit der Frage, wie ein Körper gesellschaftlich konstruiert ist, welche Funktionen er erfüllt, was "normal" ist, was vermeintlich nicht. Die Serie bietet mit den unterschiedlichen Ausführungen verschiedene Identifikationsmodelle an. Das Modell "Office" beispielsweise ist grau und nüchtern. Das Modell "Midnight in a perfect world" schimmert in Regenbogenfarben.

Sie haben, wie man Ihrer Biografie entnehmen kann, ein Jahr in Dänemark verbracht. Wie kam es dazu?

Nowak Schon immer habe ich eine Affinität zur dänischen Kunst gehabt. Der Diskurs, der an der Academy of Fine Arts in Kopenhagen unter Professor Martin Erik Andersen geführt wird, ist für mich ganz wichtig. Es geht um die Auseinandersetzung um Materialität in der zeitgenössischen Skulptur, die Frage, welche Bedeutungsebenen ein Material mitbringt und wie man es in einen neuen Kontext setzen kann. Das Jahr war eine große Bereicherung für mich, nicht nur beruflich. Auch privat: Ich habe viele Freundschaften geschlossen, die noch halten.

Haben Sie schon konkrete Pläne für Viersen?

Nowak Ja, ich habe den Wunsch, mich der Holzbildhauerei zu widmen. Die räumliche Situation lässt das ja zu. Mal sehen, was sich daraus ergibt. Auch auf das Thema Vegetation möchte ich mehr eingehen. In diesem Zusammenhang ist die ländliche Umgebung inspirierend.

Ein Projekt für das kommende Jahr ist außerdem daneben ein kuratorisches Projekt gemeinsam mit der Künstlerin Gaby Peters zum Thema "das Objekt als Akteur" geplant.

Nowak Vor allem freue ich mich auf die Ruhe und Zeit, das alles zu machen.

(b-r)
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