Viersen Immer mehr wilde Müllkippen

Viersen · In Viersen wachsen die wilden Müllberge. Das Entsorgen von Haus- und Gewerbemüll in der Natur hat verstärkt zugenommen. Diese Ordnungswidrigkeit kann zur Straftat werden.

Müll liegt wild verstreut herum. Auf dem Verbindungsweg vom Ransberg nach Bockert über die A 61. Und Thomas Ricker, Leiter des Fachbereichs Ordnung und Sicherheit der Stadt Viersen, schüttelt mit dem Kopf. Bauschutt, Arbeitsmaterialien, Dämmmaterial, Plastiktonnen und Müllsäcke, gefüllt mit weiterem Unrat, sind dort entlang des Grünstreifens, der zwischen Weg und Gehölz liegt, abgekippt worden. "Hier sieht es fast so aus, als hätte jemand seinen Gewerbemüll entsorgt", vermutet Ricker. Aber, ob gewerbliche oder private Müllentsorgung, wer seinen Unrat in der Natur ablagert - und dazu gehören auch Grünabfälle wie Rasen- oder Heckenschnitt -, der begeht kein Kavaliersdelikt, sondern eine Ordnungswidrigkeit, die bei bestimmten Voraussetzungen sogar den Straftatbestand erreichen kann. Und zwar, wenn eine nachhaltige Schädigung der Natur nachgewiesen wird.

Dringt beispielsweise Altöl aus einem weggeworfenen Kanister ins Erdreich oder gelangen die Schadstoffe eines Lackes oder einer Autobatterie in den Boden, handelt es sich um eine Straftat. Hier agiert auch nicht mehr die Stadt Viersen, sondern die nächsthöhere Instanz.

"Leider müssen wir feststellen, dass das wilde Entsorgen von Müll zugenommen hat", informiert Ricker. Waren es im Jahr 2013 insgesamt 128 Fälle, so stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 173. Allein in den ersten Monaten von 2015 verzeichnete der Fachbereich Ordnung und Sicherheit bereits 60 Fälle. Darin enthalten: Gegenstände, die nicht zum Sperrmüll gehören und die kostenpflichtig abgefahren werden müssen, wenn der ehemalige Besitzer nicht ermittelt werden kann. Die Chancen, die Verursacher jedweder Müllansammlungen zu ermitteln, stehen nicht so schlecht: Im vergangenen Jahr konnten 27 Fälle sowie 47 Prozent der Vorkommnisse im Bereich des nicht abgefahrenen Sperrmülls aufgeklärt werden. So kamen 9608,50 Euro an Bußgeldern zusammen.

Es gibt einen einheitlichen Bußgeldkatalog in NRW, der entsprechende Rahmenbedingungen je nach Art und Menge des Mülls vorgibt.

Warum momentan eine steigende Tendenz bei der Müllentsorgung in der Viersener Natur festzustellen ist, stellt den Fachbereich Ordnung und Sicherheit aber vor ein Rätsel. Über Remondis und die NEW erfolgt in allen Bereichen das Angebot der fachgerechten Entsorgung. Vieles ist dabei direkt über die städtischen Müllgebühren abgedeckt. Die Liste reicht vom Sperrmüll über Elektrogeräte bis hin zu Schadstoffen aus Privathaushalten.

Anderes wie zum Beispiel Bauschutt oder alte Autoreifen kann gegen eine entsprechende Gebühr ebenso fachgerecht entsorgt werden. Wer nicht weiß, wie er etwas entsorgen sollte, kann unter anderem auf die Müllberatung bei der städtischen Bauverwaltung zurückgreifen. "Aber es sollte niemand seinen Müll illegal in der Natur entsorgen", betont Ricker.

Dass vielen Bürgern etwas an einer sauberen Umwelt liegt, sieht der Fachbereich an den Hinweisen der Bürger betreffend solcher wilden Müllkippen. "Wir erhalten Anrufe oder E-Mails mit Fotos, die mit den Smartphones gemacht worden. Hinweise, für die wir dankbar sind", sagt Ricker. Darunter kommt es auch vor, dass Menschen beim Abladen ihres Mülls beobachtet und fotografiert werden - für die Aufklärung eine immense Hilfe. Denn der Fachbereich versucht, jeden einzelnen Fall zu lösen.

Gibt es aufgrund der Beweislage einen Verdächtigen, wird dieser vorgeladen und es kommt zu einem Bußgeldverfahren. Dazu kommen die Entsorgungskosten. Wird der Verursacher nicht ermittelt, fallen die Kosten zulasten der Allgemeinheit an - was sich auch in den Müllgebühren niederschlägt.

(tref)
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