Serie Wer Macht Was Im Brüggener Rathaus? Ins Bauamt wollte der Bauamtsleiter nie

Viersen · Beruflich kümmert sich Dieter Dresen um geplante Bauvorhaben in der Burggemeinde. Privat baut er gern selbst an seiner Modelleisenbahnanlage. Wer neu bauen, umbauen oder anbauen möchte, wendet sich an ihn und seine Kollegen.

 Bauamtsleiter Dieter Dresen hat Freude an der Arbeit - weil sie vielseitig ist und man mit vielen Menschen Kontakt hat. Er sagt: "Das ist keine reine Bürotätigkeit, und das ist wichtig für mich."

Bauamtsleiter Dieter Dresen hat Freude an der Arbeit - weil sie vielseitig ist und man mit vielen Menschen Kontakt hat. Er sagt: "Das ist keine reine Bürotätigkeit, und das ist wichtig für mich."

Foto: Franz-Heinrich Busch

Brüggen Auf dem Schreibtisch von Bauamtsleiter Dieter Dresen steht ein Bär neben dem Computer, kaum größer als ein Überraschungsei. Das Bärchen ist der einzige persönliche Gegenstand auf dem Schreibtisch des 54-Jährigen. Das Tierchen ist ein fröhliches Element in einem Büro, in dem man sich um Bebauungspläne und Flächennutzungspläne, Traufhöhen und Abstandsflächen kümmert, wo Zahlen und Vorschriften zum Alltag gehören.

Dresen begann 1977 seine Ausbildung bei der Gemeinde Brüggen, machte die Fachoberschulreife und begann ein Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung. Nach Stationen bei der Wirtschaftsförderung und im Hauptamt wechselte er 1986 ins Bauamt und blieb - "kurioserweise", wie Dresen schmunzelnd erzählt. "In der Ausbildung habe ich gedacht, da möchtest du nie hin." Zu trocken, zu nüchtern erschien ihm der Stoff. "Aber in einigen Tagen kann man keinen umfassenden Einblick gewinnen", sagt Dresen. Den hat er natürlich längst - und damit kam auch der Spaß an diesem Bereich.

Wer neu bauen, umbauen oder anbauen möchte, wendet sich ans Bauamt. Neun Mitarbeiter sind dort tätig. "Kann ich bauen? Und wenn ja, wie kann ich bauen?" Das sind die Fragen, die Dresen und seine Kollegen am häufigsten von den Bürgern hören. Der eine möchte wissen, ob er ein Gartenhäuschen aufstellen darf, der nächste will wissen, wie hoch sein Zaun werden darf. Vorschriften dafür gibt es viele, manchmal variieren sie von Straße zu Straße. Manchmal gibt es auch Streit, weil ein Nachbar etwas baut, was dem anderen nicht gefällt. Der ruft dann beim Bauamt an. "Dann verweisen wir an die Schiedsleute", sagt Dresen. Die Schiedsmänner, Berthold Bauer und Michael Römer, helfen Nachbarn, sich bei solchen Streitigkeiten zu einigen.

Das Kerngeschäft des Bauamts sei die umfassende Bauberatung, sagt Dresen. Wer ein Haus bauen möchte und schon einen Plan hat, wie es aussehen soll, kommt vorbei. "Dann gucken wir auf die Karte, auf den Bebauungsplan, und erklären, was geht und was nicht", sagt Dresen. Im persönlichen Gespräch könne man viele Fragen besser beantworten als am Telefon. Mal gibt es Fragen zum Denkmalschutz, mal soll der Bordstein abgesenkt werden. Jeder, der ein Baugrundstück erwirbt, sollte zum Bauamt kommen, meint Dresen, denn solche und ähnliche Fragen hat jeder, der bauen will. Auch sei das Bauamt das Bindeglied zur Kreisverwaltung. Die braucht der Bauwillige auch: Der Kreis hat die Bauaufsicht und ist Baugenehmigungsbehörde.

Trocken und nüchtern, wie er einst dachte, ist die Arbeit im Bauamt keineswegs, hat Dresen gelernt. "Der Beruf ist sehr vielseitig. Das ist keine reine Bürotätigkeit, und das ist wichtig für mich. Man führt viele Gespräche mit Kollegen und Bürgern, auch bei Bürgerversammlungen oder dann, wenn die Öffentlichkeit an Planungen beteiligt wird." Nicht immer sind die Bürger mit der Bauplanung oder den Ergebnissen einer Bauberatung glücklich, auch das hat Dresen festgestellt: "Nicht jeder, der hier raus geht, ist zufrieden. Aber wir versuchen, Wege aufzuzeigen. Wir möchten, dass die Leute mit einem guten Gefühl das Rathaus verlassen. Aber das gelingt nicht immer."

Bauvorhaben, die in den Ortskernen zu einer Verdichtung führen, sind meist sehr umstritten. "Alles, was in Richtung Dreigeschossigkeit geht, ist in Brüggen schon hoch. Man verbringt viel Zeit damit, den Leuten zu erklären, warum man das macht und dass das kein Teufelswerk ist." Er glaubt, dass ein Großteil der Kritik oft auch daher rührt, dass durch ein Bauvorhaben das gewohnte Ortsbild verändert wird. Dresen: "In solchen Fällen sind die Leute sehr zurückhaltend. Was draußen auf dem Acker passiert, interessiert die meisten nicht." Entspannung findet der Brüggener bei der Familie, im Garten und bei seinem ganz persönlichen Bauprojekt: Seit Jahren baut er an einer Modelleisenbahnanlage. Da kann er planen und bauen, wie er möchte.

(RP)
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