Viersen Inseln der Entspannung zwischen rockigen Acts

Viersen · Sonntag ging die elfte Auflage des Festivals "Eier mit Speck" in Viersen zu Ende. Ein ganz und gar subjektives "Best of" der drei Festivaltage

Eier mit Speck 2018 in Viersen: Bilder vom Festival
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Bilder vom „Eier mit Speck“ 2018

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Foto: Andreas Döring

Klare politische Statements, pointierte Seitenhiebe gegen das Musikbusiness verbunden mit vehementer Sozialkritik und das alles vorgetragen mit erfrischender rotzig-punkiger Attitüde sowie dem entscheidenden Quäntchen Humor und Selbstironie - keine Frage: Eine Band wie Elfmorgen passt einfach aufs Festival "Eier mit Speck" (EmS). Denn das Publikum am Hohen Busch hat traditionell ein sehr feines Näschen für Ehrlichkeit und Authentizität.

Das bekam in der Vergangenheit schon so mancher vermeintliche Main Act zu spüren: Allzu souverän abgespulte Auftritte wurden stets höflich beklatscht, aber eben auch nicht mehr. Dass es auch ganz anders kommen kann, erlebten am Samstagnachmittag Elfmorgen, die kurzfristig für die Düsseldorfer Reggae-Spezialisten The Tips einsprangen. Mit erfrischend plausiblen Songs wie "Gibt es diese Welt auch in schön?" eroberte das Trio die Herzen der Festivalbesucher im Sturm. Ganz nebenbei lieferten die Frankfurter mit ihrem Smash-Hit vom "Oberlippenbart" den Ohrwurm des Tages und die heimliche Festivalhymne 2016.

Die schönsten Fotos vom "Eier-mit-Speck"-Festival 2016 in Viersen
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"Eier mit Speck" 2016 in Viersen: Die ersten Eindrücke

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Dass die wohlgesetzte Pause wichtiger Bestandteil einer überzeugenden Komposition sein kann, ist auch den Festival-Machern bekannt. Und so platzieren sie zwischen rockigen Acts immer wieder auch musikalische Inseln der Entspannung. Im Schatten der Powerrock-Monumente erblüht dann so manches zarte Pflänzchen wie etwa das Pariser Reggae-Projekt Flox. Mit tiefen, erdigen Dancehall- und Ragga-Grooves, aber auch fein ziselierten Electro-Breakbeats verschafften die Franzosen eine wohltuende Möglichkeit zum Durchatmen und Erden vor dem Samstagsfinale.

Für erprobte Festivalgänger ist es ein Name wie Donnerhall: Danko Jones gab Viersen die Ehre. Als die lange ersehnte Zusage seines Managements kam, waren die Headliner eigentlich bereits gebucht, natürlich ergriffen die "Speckis" trotzdem die Gelegenheit. Und der Kanadier lieferte ab - Publikum und Veranstalter waren glücklich. Mit einer souveränen Vorstellung der Hamburger Hip-Hop-Legenden 5 Sterne Deluxe endete ein denkwürdiger Festivalsamstag.

 Am Sonntagmorgen regnete es zwar ein wenig, doch das störte weder die Künstler noch die Besucher: Das Mondo Mashup Soundsystem brachte die Besucher zum Start in den Konzerttag richtig in Bewegung.

Am Sonntagmorgen regnete es zwar ein wenig, doch das störte weder die Künstler noch die Besucher: Das Mondo Mashup Soundsystem brachte die Besucher zum Start in den Konzerttag richtig in Bewegung.

Foto: Busch

Starker Auftakt am Sonntag: Das Krefelder Mondo Mashup Soundsystem verbreitete gute Laune pur und füllte mit entspannt-groovendem Reggae-Sound aus dem Stand das Areal vor der Bühne. Auch vom ersten nennenswerten Regenschauer des Festivals ließen sich die Besucher nicht vom Feiern und Tanzen abhalten. Danach folgte mit der libanesischen Indie-Rock-Combo Who Killed Bruce Lee eine weitere musikalische Entdeckung: spielerisch bewegte sich die Band zwischen Glam-Rock, Indie und Pop.

Druckvoll, energiegeladen und melodisch - vorangetrieben vom charismatischen Sänger und Gitarristen Wassim Bou Malham präsentierten WKBL ein ein verblüffend zeitgemäßes Crossover-Repertoire. Mit der tanzbaren Disco-Nummer "Are You Industrial" hatte die Band das Publikum endgültig auf ihrer Seite und wurde in einem furiosen Finale zu Recht frenetisch gefeiert.

 Gute Laune im Publikum verbreiteten am Festivalfreitag Knallfrosch Elektro.

Gute Laune im Publikum verbreiteten am Festivalfreitag Knallfrosch Elektro.

Foto: Busch
 Massendefekt waren am Freitagabend zu Gast auf der Festivalbühne am Hohen Busch.

Massendefekt waren am Freitagabend zu Gast auf der Festivalbühne am Hohen Busch.

Foto: Busch

Bevor am Sonntagabend die Cosmic Psychos mit einem donnernden Garage-Punk-Gewitter die Gehörgänge der Festivalbesucher für das anstehende Finale freibliesen, gab es Originelles von Rapper Romano: Als Machotyp mit Gretchenzöpfen lieferte er ein bislang ungesehenes Gender-Rollenmodell und dazu rasiermesserscharfen Electro-Rap. Erneut ein klasse EmS-Jahrgang.

(dmai)
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