Serie Mein Verein "Interesse am Garten größer denn je"

Viersen · Ein Leben ohne ihren Garten kann sich Marlies Siebers nicht vorstellen. Seit 30 Jahren hat sie schon einen Nutzgarten beim Kleingärtnerverein Lobberich

 Marlies Siebers, Vorsitzende des Kleingartenvereins "Am Venloer Weg" in Lobberich, und Gartenwart Dieter Broich genießen weiterhin die heißen Sommertage in ihrem gepachteten Fleckchen Natur.

Marlies Siebers, Vorsitzende des Kleingartenvereins "Am Venloer Weg" in Lobberich, und Gartenwart Dieter Broich genießen weiterhin die heißen Sommertage in ihrem gepachteten Fleckchen Natur.

Foto: Busch

Lobberich Eine herrliche Ruhe, die Vögel zwitschern, alles blüht. Man kann sich von einem Strauch zum anderen naschen, denn Äpfel, Birnen, Brombeeren, aber auch Tomaten, Möhren und Gurken gibt es in der Kleingartenanlage Am Venloer Weg in Lobberich in Hülle und Fülle. Seit vier Jahren ist Marlies Siebers dort Vereinsvorsitzende. Seit drei Jahrzehnten pachtet die Lobbericherin zusammen mit ihrem Mann einen Garten und hat ihn mit viel Liebe zum Detail angelegt. Alle 29 Grundstücke mit einer Größe zwischen 300 und 340 Quadratmetern Am Venloer Weg und elf an der Düsseldorfer Straße sind an Gartenfreunde aus Lobberich, Schaag und Kaldenkirchen verpachtet. "Es ist sehr bunt bei uns, wir haben auch türkische sowie russische Pächter und eine Familie kommt sogar aus Vietnam", sagt Siebers.

Das Interesse an einem eigenen Garten ist größer denn je, betont die Vorsitzende. Immer mehr Menschen würden ein größeres Bewusstsein entwickeln, sich gesund zu ernähren, und hätten zu Hause nicht die Möglichkeit, einen eigenen Garten anzulegen.

Der Kleingartenverein wurde 1920 gegründet. In vier Jahren feiert er sein 100-jähriges Bestehen. "Damals hat der Verein das Grundstück einem Bauern für 16.000 Reichsmark abgekauft", sagt Siebers. Schnell waren die Grundstücke an Interessenten verpachtet. Doch das war nicht immer so: "Zwischendurch war es aber immer wieder schwierig Pächter zu finden", erinnert sich die Nettetalerin, die seit 1985 in Lobbereich wohnt. Denn mit einem Garten ist auch Arbeit verbunden: Auf einem Drittel müssen Obst und Gemüse angebaut werden. Das ist Vorschrift.

Wenn die Gartenzeit im April beginnt, steht das Telefon von Marlies Siebers nicht still. "Alle wollen gerne ein Stückchen Garten", sagt die Vorsitzende. Die Bewerbungen wertet sie zusammen mit anderen Vorstandsmitgliedern aus. Wer passt am besten in die Anlage? Das ist oft eine schwere Entscheidung: "Man kann den Menschen nur vor den Kopf gucken", sagt Siebers. Sie ist nach einer Vergabe schon enttäuscht worden, denn nicht alle pflegen ihre Gärten, so wie es sein sollte. Auffällig: Es gibt nur eine Familie mit einem Kind im Kleingärtnerverein. Die Gründe dafür kann sich die Vereinsfrau nur so erklären: "Beruf, Familie und Garten in Einklang zu bringen, ist nicht immer einfach." Doch wenn ein Garten mal an eine Familie mit Kindern verpachtet ist, dann nutzen sie diesen gerne und oft, bestätigt die Hobbygärtnerin.

Die Lobbericherin, die früher bei der Stadt Kempen tätig war, liebt ihre Beete mit allem, was dort gepflanzt ist. Den grünen Daumen hat sie von ihrer Oma, die ihr als Kind schon gezeigt hat, wann welches Gemüse, wie angebaut wird.

Siebers ist nicht nur Vorsitzende und Pächterin, sondern auch erste Ansprechpartnerin für alle Garteninhaber, Helferin, Organisatorin, aber auch Streitschlichterin. "Ein Nachbar beschwerte sich, dass im anderen Garten zu viele Ringelblumen wachsen würden", erzählt sie und muss lachen.

Obwohl besonders im Sommer viele ihre freie Zeit in der Anlage hinter dem Nettetaler Krankenhaus verbringen, ist eine gewisse Ruhe hier einzuhalten: "Partys sind nicht erlaubt oder laut Musik hören, auch ein Swimmingpool geht nicht", sagt Siebers. Auch gibt es eine Liste zu Pflanzen, die nicht angebaut werden dürfen. Dazu zählen Waldbäume, die giftige Lorbeerkirsche. Zudem dürfen die zugelassenen Bäume nicht höher als drei Meter sein.

Strom gibt es in der Kleingartenanlage zwar nicht, aber eine eigene Wasserversorgung hat der Verein. Mehrmals im Jahr unternehmen alle Mitglieder etwas miteinander, Im August ging es per Fahrrad nach Wachtendonk. "Wir haben alle ein gutes Verhältnis miteinander, sollte es mal ein Problem geben, sorgen wir dafür, dass es schnell eine Lösung gibt", sagt Siebers.

(janj)
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