Viersen Irischer Sommer für die Seele

Viersen · Die Vorster Autorin und Radiojournalistin Angela Krumpen hat über ihr jahrelanges Feriendomizil auf einer einsamen irischen Insel ein Buch geschrieben: "Als Gott das Glück schuf, schuf er viel davon"

 Die Autorin und Radiojournalistin Angela Krumpen lebt seit 17 Jahren in Vorst. Im Kulturcafé Papperlapapp las sie jetzt aus ihrem neuesten Buch "Unser Inselleben". Am 22. September wird sie im Café einen politischen Abend bestreiten.

Die Autorin und Radiojournalistin Angela Krumpen lebt seit 17 Jahren in Vorst. Im Kulturcafé Papperlapapp las sie jetzt aus ihrem neuesten Buch "Unser Inselleben". Am 22. September wird sie im Café einen politischen Abend bestreiten.

Foto: KAISER

Für die Lesung im Kulturcafé Papperlapapp ließ Angela Krumpen Rainer Maria Rilke werben: ".. . und dann meine Seele sei weit, sei weit, dass dir das Leben gelinge". So stand es auf der Einladungskarte für die Lesung in Vorst. Und in der Tat ist ihr neues Buch eine Einladung, ihren Spuren zu folgen und im Text einen Nachklang der beschriebenen Erholung für die Seele aufzuspüren.

Vor genau 60 Jahren erschien ein anderes "Irisches Tagebuch". Der Kölner Heinrich Böll beschrieb das damalige Armenhaus Europas, die hohe Religiosität der Iren, das Ausbluten des Landes durch Emigration nach Amerika und Australien. Böll warnte damals seine Leser: "Es gibt dieses Irland: wer aber hinfährt und es nicht findet, hat keine Ersatzansprüche an den Autor."

Angela Krumpen will ihre Leser nicht davon abhalten, es ihr gleichzutun. Doch das wird schwierig, die Sommersaison auf der Insel Illauntannig vor der irischen Westküste ist oft lange vorher ausgebucht. Denn auf der Insel gibt es - außer einer Klosterruine - nur ein einziges bewohnbares Haus.

Überarbeitet und gestresst hatte Angela Krumpen damals nur einen Urlaubswunsch: "Wind. Wasser. Meer. Grün." Im Studenten-Reisebüro bekam sie dann einen Geheimtipp: Ein kleines Eiland vor der irischen Westküste, kein Strom, kein Trinkwasser. Angela Krumpen und ihr heutiger Mann haben diese Wahl nie bereut. 1995 waren sie zum ersten Mal dort, und dann bis auf zwei Ausnahme jedes Jahr wieder. Mit Baby und Kleinkind, später mit Teenagern, und auch heute kommen die fast erwachsenen Kinder immer noch gerne mit. Es ist längst auch ihre Insel geworden.

Die Autorin erzählt in ihrem neuen Buch darum auch rührende Geschichten. Zum Beispiel wie ihre Kinder die Insel entdecken und wie sie sich ins "Samtgras" legen oder heute in Zeiten von Kurznachrichten das Briefeschreiben wieder entdecken.

Bei der Lektüre spürt man, dass es kein Auftragsbuch war. Angela Krumpen hat es in den vergangenen Jahren per Hand auf der Insel geschrieben, nicht als Tagebuch, sondern als ein Versuch, das Glück dieser Aufenthalte festzuhalten und sich dieser ungewöhnlichen Erlebnisse selbst zu vergewissern. Jetzt hat sie die Manuskripte neu gelesen, anschließend erfasst und dann einen kleinen Verlag gefunden, der das Manuskript unverändert annahm - allerdings mit der Forderung verbunden, die passenden Fotos von den Aufenthalten ebenso zu veröffentlichen.

Was macht die Insel mit ihren Besuchern? Angela Krumpen vergleicht es mit einem Glas Wasser, in dem sich gelöste Teile absetzen. "Alles kommt zur Ruhe". Das Leben werde wieder elementar: der Wind, die Wellen, Mond und Sterne verbinden den Menschen wieder mit sich selbst, werfen ihn auf sich selbst zurück.

Dort gibt es nicht alle drei Sekunden eine neue Nachricht. Dafür gibt es Schafe, Delfine, einen Seehund und einmal sogar einen Walhai. Im sechsten Jahrhundert siedelten auf der Insel Laienmönche. Eremit kann man dort wirklich gut sein.

(RP)
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