Viersen Ist die Galerie unnötig?

Viersen · Vorstand gewählt: Eine mögliche Schließung der städtischen Galerie im Park war das zentrale Thema bei der Hauptversammlung des Viersener Heimatvereins. Vorsitzender Dr. Albert Pauly kündigte Widerstand gegen solche Pläne an.

Die mögliche Schließung der städtischen Galerie im Park beherrschte die Versammlung des Heimatvereins am Dienstagabend im Ernst-Klusen-Saal der Festhalle. "Alle jahrelangen Anstrengungen, nicht zuletzt auch des Heimatvereins, um Kunst und Kultur werden zur Zeit überschattet von dem Vorhaben, die städtische Galerie im Park zu schließen", bemerkte Dr. Albert Pauly, der erste Vorsitzende des Heimatvereins. In Erwartung des Millionen-Defizits im städtischen Haushalt hat die Verwaltung in der jüngsten Kulturausschuss-Sitzung die Politik um Zustimmung gebeten, zu prüfen, ob die Stadtteilbibliotheken geschlossen, das Weberhaus verkauft und die Städtische Galerie an einen Dritten übertragen werden könne.

"Bedeutung scheint nicht klar"

In den Augen von Pauly kommt die Übertragung der Galerie an einen privaten Betreiber einer Schließung gleich. Was ihn zudem beunruhigt, ist die Behandlung der Städtischen Galerie durch die Verwaltung und Politik. Die Stadtteilbüchereien genießen seiner Ansicht nach in der Politik einen höheren Stellenwert als die Galerie "Die Bedeutung der Galerie scheint nicht klar zu sein", empörte sich Pauly.

Allein mehr als 100 Schulklassen besuchten die Einrichtung am Rathausmarkt jährlich. Es werde hochqualifizierte Kunsterziehung für Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen betrieben. Gäbe es die Galerie nicht mehr, hätte die Grafische Sammlung der Stadt kaum noch Aussichten, ausgestellt zu werden. Die Künstler-Nachlässe, die der Stadt mit der Bedingung vermacht wurden, sie nicht nur zu archivieren, sondern auszustellen, würden heimatlos werden. Die Fortsetzung der Reihe "Regionale Künstler" hätte ebenfalls ein Ende.

"Gewaltiges Loch"

Pauly veranschaulichte eindrucksvoll, dass die Galerie ein nicht wegzudenkender Dreh- und Angelpunkt im kulturellen Leben der Stadt Viersen ist und ohne sie "ein gewaltiges, nicht zu stopfendes Loch" entstehen würde. "Erst recht im Vergleich zu den Stadtteil-Bibliotheken ist die städtische Galerie unverzichtbar", betonte er. In Viersen pfiffen es schon die Spatzen von den Dächern, dass angedacht ist, die Galerie an einen kommerziellen Galeristen zu übertragen. "Doch selbst wenn dieser zwei Ausstellungen in Regie der Stadt zulassen würde, hätte beispielsweise die gegenwärtige Ausstellung aus der Sammlung Florian Peters-Messer nicht stattfinden können, weil ein Galerist hieran nichts verdienen kann", betonte Pauly.

Er forderte daher, ebenso wie bei den Stadtteilbüchereien auch zunächst zu klären, ob die städtische Galerie überhaupt verzichtbar sei. Pauly erwartet, dass die Verwaltung — allen voraus der Bürgermeister und der Kulturdezernent — die überregionale Bedeutung der Galerie und deren außerordentliche Stellung für das kulturelle Leben der Stadt mit Leidenschaft vertreten. Dann soll öffentlich darüber diskutiert werden, wie die Galerie — unter Umständen unter veränderten Bedingungen — in städtischer Regie aufrechterhalten, und nicht, wie sie geschlossen werden kann.

Der Heimatvereinvorsitzende ist sich aber sicher, dass bei gutem Willen mit etwas Kreativität Lösungen für den Erhalt der Galerie gefunden werden können.

(RP)
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