Viersen Jazzfestival überzeugt mit Jazz-Pop-Mix

Viersen · Das Festival bekommt ein anderes Gesicht. Auf der großen Bühne bestimmen zunehmend andere Musikstile das Geschehen. Viele Besucher lobten die Abwechslung, die auf den verschiedenen Bühnen zu erleben war.

 Sängerin Stefanie Heinzmann rockte zu später Stunde den Saal.

Sängerin Stefanie Heinzmann rockte zu später Stunde den Saal.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Das 28. Jazzfestival Viersen ist vorbei, die Besucherzahlen stimmten. Man kann zufrieden sein mit der Entwicklung. Eingefleischte Jazzfans werden dies nicht durchgehend sein, denn das Festival bekommt ein anderes Gesicht. Auf der großen Festhallenbühne bestimmen zunehmend andere Musikstile das Geschehen, die nur bedingt eine Nähe zum Jazz haben.

Gerade am Freitagabend, wo die Kultur-Extra-Abonnenten in den Genuss zweier begeistert aufgenommener Konzerte kamen, ist dieses programmatische Konzept voll aufgegangen - zumal auf der Bühne zwei echte Jazz-Alternativen auf hohem Niveau zu hören waren, und auch der Nachwuchs eine Chance bekam. Wann war die Stimmung in der Halle schon mal so enthusiastisch wie bei Max Mutzkes mitreißendem Konzert?

Andere Jazzfestivals haben es vorgemacht: Eine völlig einseitige Ausrichtung auf den Jazz ist wohl auch in Viersen nicht auf Dauer durchzusetzen - die Diskussionen über die Kosten und den Nutzen einer solchen Veranstaltung werden sowieso immer weitergehen. Das ist bei allen freiwilligen Leistungen der Städte landauf, landab zu beobachten, und den Bereich Kultur trifft es in der Regel am härtesten.

 Traumhaft beleuchtet war die Festhalle am Wochenende. Die "gute Stube der Stadt" präsentierte sich den Musikliebhabern als Schmuckkästchen.

Traumhaft beleuchtet war die Festhalle am Wochenende. Die "gute Stube der Stadt" präsentierte sich den Musikliebhabern als Schmuckkästchen.

Foto: Busch

Anscheinend ist hier die Lobbyarbeit nur unter erschwerten Bedingungen zu bewerkstelligen. Insofern hat das diesjährige Festival mit seinem Programm vielleicht dem ein oder anderen Jazz-Puristen eine Träne ins Knopfloch gebracht - für die Existenz dieses kulturellen Highlights jedenfalls war es ein klarer Punktsieg.

 Niels Kleins "Tubes and Wires" spielten am Samstag auf der Hauptbühne.

Niels Kleins "Tubes and Wires" spielten am Samstag auf der Hauptbühne.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

"Das musikalische Niveau war durchgängig hoch", war Ali Haurands Resümee am späten Samstagabend. Der Initiator des Festivals freute sich besonders über die jungen Bands, die am Wettbewerb teilgenommen hatten und beide zum Festival eingeladen wurden. Diese Einschätzung konnten viele Besucher teilen, wobei in erster Linie diejenigen vom gemischten Programm profitiert haben, die sowieso keinen besonderen inhaltlichen Schwerpunkt setzen wollten.

Viele lobten die Abwechslung, die auf den verschiedenen Bühnen zu erleben war. So gegensätzliche Acts wie Stefanie Heinzmann und Niels Kleins "Tubes and Wires" an einem Abend auf derselben Bühne - das kommt nicht häufig vor. Wie so oft schon in der Vergangenheit des Festivals überraschten Künstler auf den kleineren Bühnen: Tobias Christls Band Wildern hat sicherlich nachhaltigen Eindruck hinterlassen, und die ausgelassene Stimmung, die die kubanische Band CaboCubaJazz hervorbrachte, wird auch nicht so schnell vergessen werden - das waren zwei Highlights im Festhallenkeller. Die Big Band des WDR mit den amerikanischen Stars John Abercrombie und Adam Nussbaum sowie Dirigent und Arrangeur Michael Abene war natürlich eine sichere Bank auf der Festhallenbühne. "Von der WDR Big Band war zu hören, das sie auf jeden Fall im nächsten Jahr wiederkommen will, die Musiker lieben es, hier in Viersen aufzutreten", berichtete Ali Haurand. Dass bereits um 18 Uhr das erste Konzert über die große Bühne ging, war für manche Besucher gewöhnungsbedürftig, angesichts der Erfahrung mit den späten Auftritten vor fast leeren Stuhlreihen jedoch eine logische Konsequenz durch das Organisationsteam, welches für reibungsloses Funktionieren sorgte.

In der inhaltlichen Ausrichtung gab Tobias Kremer die Richtung für die nächsten Jahre vor: "Wir wollen die junge deutsche Jazz-Szene auf dem Festival präsentieren. Das geht zum Teil über poppige oder rockige Mainacts, aber das ist völlig in Ordnung. In Montreux, in Leverkusen et cetera ist das auch nicht anders." Bürgermeister Günter Thönnessen blickte jedenfalls optimistisch in die Zukunft: "Da sind wir stabil, wir können uns auf jeden Fall auf das 30. Festival schon freuen." Vorher gibt es aber die 29. Ausgabe. Sie findet vom 25. bis 27. September 2015 an gewohnter Stelle statt.

(n-o)
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