Viersen Jetzt kommt die Glasfaser aber wirklich

Viersen · Die Deutsche Glasfaser hat die Gestattungsverträge mit den Gemeinden Schwalmtal und Niederkrüchten unterzeichnet. Im ersten Schritt sollen unter anderem Lüttelforst, Leloh, Varbrook und Silverbeek das schnelle Internet erhalten.

 Gestern wurden die Gestattungsverträge der Gemeinden mit der Deutschen Glasfaser unterschrieben. Dabei waren Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong (rechts hinten), sein Schwalmtaler Kollege Michael Pesch (links vorn), Planungsamtsleiter Bernd Gather (links hinten) und Stephan Giese von der Deutschen Glasfaser.

Gestern wurden die Gestattungsverträge der Gemeinden mit der Deutschen Glasfaser unterschrieben. Dabei waren Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong (rechts hinten), sein Schwalmtaler Kollege Michael Pesch (links vorn), Planungsamtsleiter Bernd Gather (links hinten) und Stephan Giese von der Deutschen Glasfaser.

Foto: Busch

In manchen Ortschaften dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis mehrere Fotos über das Internet verschickt sind. Das verlangt viel Geduld - und treibt so manchen Nutzer zur Weißglut. Künftig werden Nutzer noch viel geduldiger sein müssen, wenn sich an der Internetverbindung nichts ändert. Die Datenmenge, die per Internet durch die Welt geschickt wird, steigt unaufhörlich - ob man nun ein Fotobuch im Internet gestaltet oder Filme ansieht. Damit steigt der Bedarf für eine schnellere Verbindung.

Anbieter setzen dabei auf unterschiedliche Technologien, die mal mehr, mal weniger hohe Übertragungsraten zulassen. Per Glasfaserverbindung können 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) sowohl beim Hoch- als auch beim Herunterladen von Daten erreicht werden. Und das in jedem Haushalt, der einen eigenen Anschluss hat. Das heißt "Fiber to the home" (FTTH). Eine andere Möglichkeit: Glasfaser bis zum nächsten Anschlusskasten zu verlegen ("Fiber to the Curb"). Vom Anschlusskasten bis zum Haus werden dann die normalen Kupferkabel der Telefonleitungen genutzt. Nutzen gerade viele Menschen diese Leitung oder ist das Haus weit vom Anschlusskasten entfernt, verringert sich die Übertragungsgeschwindigkeit.

Daher gibt es viele Befürworter für die FTTH-Technik. Auch in Schwalmtal und Niederkrüchten ist man überzeugt, dass die Glasfaserverbindung zu jedem einzelnen Haushalt wichtig für die Entwicklung der Gemeinden ist - gerade im ländlichen Raum. Denn die schnelle Internetverbindung macht eine Gemeinde als Wohn- und Arbeitsort attraktiv - sei es, dass Berufstätige von zu Hause aus arbeiten und dafür das Internet benötigen, sei es, dass Firmen die schnelle Internetverbindung brauchen. Eine Immobilie gewinne durch einen Glasfaseranschluss an Wert, ist Schwalmtals Planungsamtsleiter Bernd Gather überzeugt.

Schon vor zwei Jahren machte das Unternehmen Deutsche Glasfaser einen ersten Anlauf in Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal, setzte aber eine Quote fest: Eine bestimmte Anzahl von Haushalten musste einen Vorvertrag für Glasfaser mit einem Provider unterschreiben, dann würden die Leitungen verlegt. Doch es unterschrieben nicht genügend Menschen, das Unternehmen zog ab. Gerade in den Ortschaften, in denen gegenwärtig die Internetverbindung sehr langsam ist, waren viele Menschen enttäuscht. Denn in Orten wie Lüttelforst beispielsweise hatten mehr Einwohner solch einen Vorvertrag unterschrieben, als eigentlich gefordert war.

Nun macht die Deutsche Glasfaser einen zweiten Anlauf. Ganz oben auf der Liste stehen Lüttelforst, Leloh, Fischeln, Fischelner Weg, Hehler, Rüsgen, Schier und Waldnieler Heide, außerdem Varbrook, Silverbeek und der südliche Teil von Niederkrüchten. Ob Blonderath ebenfalls angebunden werden kann, wird geprüft. Nimmt man diese Gebiete zusammen, gibt es dort rund 2000 Anschlüsse. Für rund 800 Anschlüsse, erklärte gestern Stephan Giese von der Deutschen Glasfaser, brauche das Unternehmen einen Vertrag, um loslegen zu können. Er ist zuversichtlich, dass das auch während der Bauphase noch klappt. Im Januar sollen in Lüttelforst die Vorbereitungen beginnen, der Tiefbau soll dann Anfang Februar starten. Die Haushalte in den Sektionen, die beim ersten Anlauf einen Vorvertrag unterschrieben haben, bekommen Post von der Deutschen Glasfaser, die mitteilt, dass es eine neue Chance gibt. Dann kommt Post von den Providern, die damals die Vorverträge anboten, Flink und NEW. Sie wollen von denjenigen, die damals unterschrieben, wissen, ob sie noch "im Boot" sind. Machen die angeschriebenen Bürger nicht von ihrem Widerrufsrecht Gebrauch, gilt das als Zustimmung. Außerdem soll Infomaterial verteilt werden, damit auch diejenigen, die damals keinen Vorvertrag abschlossen oder jetzt zugezogen sind, sich noch anmelden können.

Für diejenigen, die jetzt einen Vertrag abschließen, gelten die gleichen Bedingungen wie damals: Der Bau der Leitung ist kostenfrei, die ersten sechs Monate zahlt man keine Gebühr. Und die Leitung wird erst dann genutzt, wenn der Vertrag mit dem alten Internetprovider ausläuft, niemand muss doppelte Gebühren bezahlen. Nach Abschluss der Bauphase, kündigte die Deutsche Glasfaser an, werde der Anschluss hingegen 750 Euro kosten.

Damit die Deutsche Glasfaser die Leitungen auf Schwalmtaler und Niederkrüchtener Gebiet verlegen kann, wurden gestern die Gestattungsverträge zwischen dem Unternehmen und den Gemeinden unterzeichnet. In Brüggen ist man noch nicht so weit. Am Mittwoch gab es ein erstes Gespräch, weitere sollen folgen. Sascha Achten, im Brüggener Rathaus mit dem Breitbandausbau betraut, glaubt, dass auch in Brüggen diesmal mehr Menschen einen Vertrag für Glasfaser unterschreiben würden als noch vor zwei Jahren: "Ich denke, dass viele Leute erkannt haben, dass sie da eine Chance verpasst haben."

Die Deutsche Glasfaser will auf ihrer Internetseite ab heute Informationen zum Ausbau in Schwalmtal und Niederkrüchten geben. Dort gibt es auch Links zu den Providern. Mehr unter https://www.deutsche-glasfaser.de

(RP)
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