Kreis Viersen Kampf für grenzenloses Telefonieren

Kreis Viersen · Die Telekommunikationsunternehmen haben mit starker Lobbyarbeit den Beschluss des Europaparlaments blockiert, nach dem Ende 2015 die Roaminggebühren fallen sollten. Heimische CDU-Politiker geben sich nicht geschlagen.

Die Telekom AG wirbt mit dem Spruch: "Die Telekom verbindet Europa". Der Preis bleibt allerdings weiterhin hoch, wenn es nach dem Unternehmen und der gesamte Telekommunikationsbranche geht. Gegen einen Beschluss des Europäischen Parlaments, die Roaminggebühren Ende 2015 abzuschaffen, brachten die Unternehmen den Rat als die Vertretung der Mitgliedsstaaten auf ihre Seite. Vor allem die Vertreter Deutschlands, Großbritanniens und Spaniens wollen die Gebühren für Auslandstelefonate auf dem Handy noch nicht abschaffen.

Ein Schelm, der Böses denkt. Die drei großen Telekommunikationsunternehmen sind in diesen Ländern zuhause. Entsprechend frustriert über die weitreichende und erfolgreiche Lobbyarbeit der Konzerne bei ihren Regierungen ist der Europaabgeordnete Karl-Heinz Florenz aus Neukirchen-Vluyn. Der CDU-Politiker hatte maßgeblich daran mitgearbeitet, im Parlament die erforderliche Überzeugungsarbeit für die Abschaffung der Gebühren zu leisten. Unterstützt wurde die Initiative vom Land NRW: Die Fraktionen im Landtag unterstützten einen Antrag der CDU, die lästigen Gebühren zu beseitigen.

Dabei geht es nicht nur um eingeschränkte Urlaubsfreuden, sondern um handfeste (volks-)wirtschaftliche Interessen. Grenzüberschreitende Telefonate, SMS-Botschaften und das Herunterladen von Daten können ein sehr teurer Spaß werden - aber nur für die Telekommunikationsunternehmen. Florenz, der ständig über Grenzen hinweg unterwegs ist, sammelt monatlich bis zu 1000 Euro Telefongebühren auf seinem Handy an.

Der Landtagsabgeordnete Dr. Marcus Optendrenk weist auch darauf hin, dass in der Grenzregion das Telefonieren mit dem Handy entweder teuer wird durch Roaminggebühren, die auch im eigenen Land anfallen, weil ein ausländisches Netz das heimische überlagert, oder man hat streckenweise überhaupt keine Verbindung, wenn man fremde Netze blockiert. "Ich werde noch einmal Kontakt zur Industrie- und Handelskammer aufnehmen. Die Kosten und der mangelhafte Komfort können auch der Wirtschaft nicht gefallen", sagte er.

Für Florenz "muss der Brassel ein Ende haben". Er hat es satt, dass ausgerechnet die deutschen Ratsvertreter in dieser Frage "im Bremserhäuschen sitzen. Die gehören vorne auf die Lok, wo gezogen ist. Da kann man mal die Fahrt verlangsamen, aber ganz hinten gehört Deutschland nicht hin", sagt er. Die Argumente der Unternehmen, die um satte Einnahmen bangen, wenn Roaming wegfällt, überzeugen ihn nicht. "Dem Satelliten, über den die Daten laufen, ist es egal, ob die nach Berlin, Lissabon oder Rom gehen."

Er hofft, dass mehr "Druck von unten kommt, denn der hat Wirkung, auch in Brüssel". Der CDU-Politiker ist sicher, dass der Vorschlag des Rates, die Gebühr bis 2018 zu verlängern und bis dahin "Brosamen" anzubieten, nicht das letzte Wort sein wird. Pro Jahr (!) will man 40 Minuten Inlandskonditionen, 40 SMS und 80 MB mobiles Internet aus dem Ausland zugestehen. "Lächerlich" sei das, schimpft Florenz. "Ohne uns wird das Ding keine Wahrheit", kündigt er an.

(RP)
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