Schwalmtal Kehrt wieder Leben ins Haus Gorissen ein?

Schwalmtal · Die Grünen möchten, dass die Gemeinde in dem denkmalgeschützten Haus am Markt ein Begegnungszentrum für Bürger und Flüchtlinge einrichtet. Über den Antrag berät nun der Ausschuss für Demografie und Soziales.

 Grünen-Fraktionschef Jürgen Heinen und Claudia Foest, stellvertretende Bürgermeisterin der Grünen, haben sich mit der Geschichte des Hauses am Markt beschäftigt. Mit einem Begegnungszentrum möchten die Grünen das denkmalgeschützte Haus bewahren und für alle öffnen.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Heinen und Claudia Foest, stellvertretende Bürgermeisterin der Grünen, haben sich mit der Geschichte des Hauses am Markt beschäftigt. Mit einem Begegnungszentrum möchten die Grünen das denkmalgeschützte Haus bewahren und für alle öffnen.

Foto: Busch

Haus Gorissen gehört zu den ältesten Häusern am Markt in Waldniel. Gleich neben dem Rathaus steht der dreiflügelige Fachwerk-Hof, der in den Jahren 1726, 1772 und 1777 errichtet wurde. Ein Wappen über der schönen alten Holztür und die Ankersplinte an den Hausseiten geben Hinweis auf Bauzeit und Erbauer. Ein Konzept der Schwalmtaler Grünen könnte helfen, bald wieder mehr Leben in das alte Haus zu bringen - und damit mehr Leben auf den Markt.

Die Grünen möchten, dass die Gemeinde Schwalmtal das Haus kauft, um es zu einem Begegnungszentrum zu machen. Das Haus soll Platz für alle Schwalmtaler bieten - egal ob sie alteingesessen, zugezogen oder als Flüchtlinge der Gemeinde zugewiesen wurden.

Dazu haben die Grünen einen Antrag gestellt, über den im Ausschuss für Demografie und Soziales am Donnerstag, 11. Februar, gesprochen werden soll. Ihrem Antrag beigefügt haben sie schon das Konzept, eine Kostenschätzung und eine Idee zur Finanzierung. Denn das Land Nordrhein-Westfalen stellt Kommunen durch das Sonderprogramm "Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen" insgesamt 72 Millionen Euro zur Verfügung. Die Zeit drängt: Gemeinden, die teilnehmen möchten, müssen sich bis zum 19. Februar bewerben.

Der Zuzug von Flüchtlingen sei auch eine Chance für Nordrhein-Westfalen, heißt es im Projektaufruf des Landesbauministeriums. Vielfalt belebe unsere Kultur und die Entwicklung von Städten und Gemeinden. Und weiter: "Integration von Flüchtlingen findet vor Ort statt. In Orten, die Heimat werden." Dafür können Kommunen Zuschüsse erhalten, die "insbesondere zur Verbesserung des Zusammenlebens aller im Quartier lebenden Menschen in baulich investive Maßnahmen der Daseinsvorsorge gelenkt werden". Auch investitionsbegleitende Maßnahmen, beispielsweise Personalkosten, können gefördert werden.

Unter dem Arbeitstitel "Netzwerk Haus Gorissen" erstellten die Grünen ein Konzept, das diese Vorgaben berücksichtigt, und mit dem sie mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen hoffen: Sie möchten, dass das denkmalgeschützte Haus Raum bietet für Kommunikation, Betreuung und Kreativität, ein Ort, der "Menschen jeder Herkunft und aller Einkommensschichten, besonders aber unterstützungsbedürftige Mitmenschen, aufnimmt und fördert", erklären sie die Idee.

Unten im Haus könnte ein Café eingerichtet werden, das Mitglieder des Asylkreises Schwalmtal und Flüchtlinge gemeinsam betreiben. Es soll ein Treffpunkt werden mit Billard, Kicker und Frauencafé. Im Obergeschoss könnten Büros, etwa für eine Sozialarbeiterin, Betreuer des Asylkreises, das Bündnis für Familie und andere Ehrenamtler entstehen. Die Lokale Agenda könnte hier ebenso Platz finden wie Zwar-Gruppe, Obstbaumfreunde oder Theatergruppe. In der umgebauten Scheune könnten Ausstellungen und Theaterstücke gezeigt oder andere Kulturveranstaltungen der Gemeinde durchgeführt werden. In Integrationsprojekten können Zugezogene und Alteingesessene gemeinsam musizieren, schauspielern, basteln oder Fahrräder reparieren. Insgesamt wünschen sich die Grünen einen Ort, an dem ein Netzwerk zusammenfindet: mit der Beratung für sozial Schwache, der Betreuung von Neubürgern, mit Ehrenamt, Politik und Wirtschaft. "Ein lebendiges Haus Gorissen belebt nicht nur den Ortskern, sondern auch die Gemeinschaft", glauben Grünen-Sprecher Thomas Nieberding und Fraktionschef Jürgen Heinen.

Die Chance, dass Schwalmtal für das Projekt Geld vom Land bekommen könnte, steht gut: Die Gemeindeverwaltung fragte schon einmal nach, schickte die Antragsunterlagen und Lagepläne, und "die grundsätzliche Förderfähigkeit wurde bejaht", erläutert die Verwaltung in ihrer Sitzungsvorlage. Allerdings ist noch nicht klar, wie viel die Gemeinde noch in das Projekt stecken müsste. Die Grünen rechnen in ihrem Konzept insgesamt mit Kosten von zwei Millionen Euro, würde das Landesbauministerium 70 Prozent davon übernehmen, bliebe für Schwalmtal ein Eigenanteil von 600 000 Euro. Die Finanzierung dieses Eigenanteils, so die Verwaltung, könne aus der Investitionspauschale des Landes erfolgen. Derzeit sei aber ungewiss, ob sich durch die Denkmaleigenschaft des Gebäudes eventuell Erschwernisse ergeben, schreibt die Verwaltung. Sie weist auch auf die "erhebliche Dimension an Folgekosten" hin, die sich durch den Betrieb der Einrichtung, auch fürs Personal, ergeben könnten.

Die Sitzung des Ausschusses für Demografie und Soziales beginnt am Donnerstag, 11. Februar, um 19 Uhr im Gangeszimmer des Rathauses in Waldniel. Die Sitzung ist öffentlich.

(RP)
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