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Viersen Kerzen für die NS-Opfer in der Johanneskirche

Viersen · Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus hatten die LVR-Klinik und der "Initiativkreis 27. Januar" in die Johanneskirche eingeladen

 Als Seelsorger im Ruhestand erinnerte Roland Tendyck (li.) an das Leid der NS-Opfer. Er selbst wurde auf dem Gelände der heutigen LVR-Klinik in Süchteln geboren.

Als Seelsorger im Ruhestand erinnerte Roland Tendyck (li.) an das Leid der NS-Opfer. Er selbst wurde auf dem Gelände der heutigen LVR-Klinik in Süchteln geboren.

Foto: Jörg Knappe

Kaum hat die Glocke der Johanneskirche auf dem LVR-Klinikgelände in Süchteln 11 Uhr geschlagen, da breitet sich Stille bei den rund 100 Besuchern vor der Kirche aus. Sie alle haben sich um den in die Erde eingelassenen Gedenkstein vor der Kirche versammelt. Denn was dort im Boden steht, war der Beginn dessen, was für unermessliches Leid sorgte. "Mit dem Ermächtigungsschreiben von Hitler fing an alles", erklärt Roland Tendyck.

Der sich im Ruhestand befindliche katholische Seelsorger erinnert daran, dass dieser Erlass auch für mehr als 1000 Frauen und Männer der damaligen Heil- und Pflegeanstalt in Süchteln sowie Kinder der angeschlossenen Kinderfachabteilung Waldniel das Todesurteil bedeutete. Mit dem Zusatz "Nur die Lebenden retten die Gemordeten vor dem Tod des Vergessens" im Gedenkstein wird der Bogen zur Zukunft geschlagen.

Zum nunmehr 20. Mal hatten die LVR-Klinik Viersen und der "Initiativreis 27. Januar", ein Zusammenschluss der Pfarrgemeinde St. Clemens Süchteln, Pax Christi, der evangelischen und katholischen Klinikseelsorge sowie der Lebenshilfe, zur Gedenkfeier in der Johanniskirche eingeladen. Ralph Marggraf dankte für das Engagement derer, die das Erinnern umsetzen, denn "für uns alle ist es wichtig, den Gedenktag zu begehen. Das Schicksal dieser Menschen mahnt zur Überprüfung unseres heutigen Tuns", betonte der Direktor der LVR-Klinik Viersen.

Genau diesen Bogen schlugen die Schüler der Gesundheits- und Krankenpflegeschule der Klinik. Gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin und Klinikseelsorgerin Beate Dahlmann hatten sie das Thema "Menschenwürde braucht Menschen" in den Mittelpunkt gestellt. Sie hatten sich damit auseinandergesetzt, was Würde eigentlich bedeutet und das an Beispielen aus dem täglichen Leben festgemacht. Dass heute die Würde eines jeden Menschen geachtet würde, das verstehe sich nicht einfach von selbst. Daran müsse jeden Tag neu gearbeitet werden.

"Menschenwürde braucht Menschen. Sie braucht uns alle als Menschen, die diesen Wert hoch achten. Jeden Tag neu, genau da, wo wir gerade leben und arbeiten", sagte Dahlmann. Mit Worten des Theologen Walter Bauer erinnerte Gisela Schmitz vom Sachausschuss Mission, Entwicklung und Frieden an die Eigenverantwortung. "Denkt nach, eh ihr ja sagt, glaubt nicht sofort. Glauben schläfert ein und ihr sollt wach sein", mahnte Bauer einst, der eine Ergebenheitsadresse der Göttinger Professorenschaft an Hitler nicht unterschrieb.

In Gedenken an die damaligen Opfer lasen die Organisatoren stellvertretend für die vielen Ermordeten zehn Namen vor und zündeten in der Johanneskirche Kerzen an, bevor sich ein Austausch bei Kaffee und Tee in der Kirche anschloss.

(tref)
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