Viersen Kinder beschäftigen sich mit dem Tod

Viersen · "Hospiz macht Schule" hieß die Themenwoche an der Paul-Weyers-Grundschule in Viersen-Dülken.

 Feuerbohnen zu pflanzen bedeutet, Leben zu schaffen. Die Pflanzaktion gehört zur Themenwochen "Hospiz macht Schule", in der sich Viertklässler mit dem Tod auseinandersetzen.

Feuerbohnen zu pflanzen bedeutet, Leben zu schaffen. Die Pflanzaktion gehört zur Themenwochen "Hospiz macht Schule", in der sich Viertklässler mit dem Tod auseinandersetzen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Mit beiden Händen wühlt Dario (9) in einem Eimer voller Erde. Vorsichtig und möglichst ohne Mutterboden auf dem Schultisch zu verteilen, hebt er die Hände hoch und krümelt die Erde durch seine Finger in einen kleinen Tontopf. "Das macht Spaß", sagt der Zehnjährige und widmet sich anschließend der Feuerbohne, die er in seinen Tontopf umpflanzen soll.

Dass die Pflanzaktion, an der sich alle 21 Schüler der Klasse 4b der Paul-Weyers-Grundschule in Dülken beteiligt haben, zur Themenwoche "Hospiz macht Schule" gehört, erschließt sich auf den zweiten Blick. Denn Bohnen zu pflanzen, bedeutet, Leben zu schaffen. Das leuchtet auch Dario und Semihan (10) ein. Die mutmaßen, ob es sich bei den Bohnen wohl um Zauberbohnen handelt, die bis in den Himmel wachsen werden.

Vom Himmel haben die Schüler in dieser Woche schon viel gehört und auch vom Leben, dem Tod und Veränderungen. "Wir haben eine Meditationsreise gemacht und mussten uns vorstellen, ein Schmetterling zu sein", sagt Dario. "Zuerst waren wir eine Raupe und dann erst ein Schmetterling", ergänzt Semihan.

Mit dem Tod hatte der Zehnjährige schon mehrfach Berührungspunkte. Seine Oma ist krank, sein Opa bereits verstorben. "Für ihn habe ich an einem Tag eine Kerze angezündet, die soll ihm Kraft geben", sagt er. Auch auf einer Beerdigung ist Semihan schon gewesen. "Der Hase von meinem Cousin ist gestorben, den haben wir begraben", erzählt er. Mit etwas Futter sei der Hase in einen Karton gelegt worden und jeder hätte eine Blume mit ins Grab des Hasen gelegt.

Großen Eindruck hat der Film "Willi wills wissen - Wie ist das mit dem Tod" bei den Kindern hinterlassen. In Häppchen haben die Kinder den Film über die Projektwoche verteilt gesehen und die Inhalte in Kleingruppen besprochen. "Ein Mann im Film hat erzählt, dass er keine Angst vor dem Tod hat", erzählt Annalena (10). Außerdem hätten sie gelernt, was ein Bestatter tut und wie ein Leichnam für die Beerdigung vorbereitet wird. "Als die Leiche gezeigt wurde, habe ich mir kurz die Hände vor die Augen gehalten", sagt Annalena.

"Manche haben auch geweint, weil es sehr traurig war", sagt Semihan. Den Film würden die Kinder trotzdem gern wieder sehen, denn er war eben auch interessant. Durchgeführt wird die Projektwoche von Ehrenamtlern der Hospizinitiative. Sie wurden hierfür von der Bundeshospizakademie geschult. "Was von den Kindern an Gedanken und Ideen kommt, ist ganz toll", sagt Mechthild Weyhe. Sie engagiert sich seit einigen Jahren ehrenamtlich in der Sterbebegleitung oder hört am Kinder- und Jugendtelefon zu.

Die Arbeit in der Grundschule sei anstrengend, aber unheimlich schön, sagt sie. "Und wir haben auch etwas von den Kindern gelernt", sagt Koordinatorin Gerda Kretschmann. Denn Kinder würden viel unkomplizierter über das Sterben und den Tod denken und Fragen wie "Woran merkt man, dass ein Mensch stirbt?" oder "Tut Sterben weh?" seien für alle Teilnehmer inspirierend gewesen.

Eine einmalige Aktion wird die Aktion "Hospiz macht Schule"nicht bleiben. "Schulen aus Kempen und Willich haben Interesse geäußert und auch die Paul-Weyers-Schule will die Projektwoche wieder durchführen", sagt Kretschmann. Das Finale bildete übrigens ein Familienfest am Freitag, zu dem Eltern, Geschwister und alle interessierten Verwandten eingeladen waren.

Interessierte Schulen können sich für Informationen zur Durchführung der Aktionswoche an die Viersener Hospizinitiative wenden: Telefonnummer: 02162 102516, E-Mail: hospiz.viersen@t-online.de.

(apd)
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