Schwalmtal Kindergarten Vogelsrath öffnet wieder

Schwalmtal · Der katholische Kindergarten wurde 2011 geschlossen, weil es zu wenig Kinder in der Schwalmtaler Sektion gab. Das Gebäude wurde verkauft. Weil in Schwalmtal Kita-Plätze fehlen, soll die Einrichtung jetzt wiederbelebt werden

 Der Kindergarten St. Georg in Vogelsrath wurde im Sommer 2011 geschlossen. Seit 2004 war der Kindergarten nur noch eingruppig geführt worden, zuletzt besuchten ihn 21 Jungen und Mädchen.

Der Kindergarten St. Georg in Vogelsrath wurde im Sommer 2011 geschlossen. Seit 2004 war der Kindergarten nur noch eingruppig geführt worden, zuletzt besuchten ihn 21 Jungen und Mädchen.

Foto: Busch

Im Sommer 2011 verließen die letzten Kinder den katholischen Kindergarten in Vogelsrath. Damit ging in Schwalmtal eine Ära zu Ende - 40 Jahre lang hatten Jungen und Mädchen im Vogelsrather Kindergarten gespielt, gelernt, Kontakte geknüpft. Grund für die Schließung: der demografische Wandel. In der Schwalmtaler Sektion Vogelsrath gab es einfach zu wenig Kinder. Und darauf, dass noch viele junge Familien zuziehen würden, konnte man nicht hoffen. "In den Außenbereichen werden keine Neubaugebiete ausgewiesen, so dass die jungen Familien fehlen. Und wo die Familien fehlen, da gibt es auch kaum noch Kinder", erklärte damals Pfarrer Thorsten Aymanns. Also gab die Kirche als Träger den Kindergarten St. Georg auf. Die Einrichtung in Vogelsrath wurde geschlossen, die Gemeinde Schwalmtal verkaufte das Gebäude.

Fünf Jahre später hat sich die Lage geändert. Nach der Bedarfsplanung für das Kindergartenjahr 2017/2018, die das Kreisjugendamt aufgestellt hat, fehlen in Schwalmtal Kindergartenplätze. Das liegt unter anderem daran, dass wohl mehr Eltern einen Betreuungsplatz benötigen als bislang. So geht das Kreisjugendamt davon aus, dass nicht mehr 96,5 Prozent aller Drei- bis Sechsjährigen einen Kita-Platz benötigen werden, sondern alle. Und für die Zwei- bis Dreijährigen wird angenommen, dass 85 Prozent von ihnen betreut werden sollen. Zuvor ging man von 80 Prozent aus. Hinzu kommt, dass auch die Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab 1. August haben, die noch nicht drei Jahre alt sind, sondern erst bis zum 31. Oktober das dritte Lebensjahr vollendet haben.

Im Planentwurf geht das Kreisjugendamt davon aus, dass zum 1. August 2017 insgesamt 474 Kinder zwischen drei und sechs Jahren einen Kindergartenplatz in Schwalmtal benötigen. Gemeindeweit stehen aber nur 455 Plätze für diese Altersgruppe zur Verfügung. Bei den Unter-Dreijährigen sieht das Jugendamt einen Bedarf von 120 Plätzen, hier gibt es 117 Plätze. Der Blick in die Zukunft verheißt Schwalmtal eine steigende Kinderzahl: Mit dem Ausbau des Baugebiets "Zum Burghof" in Waldniel rechnet das Jugendamt in den Jahren 2017 und 2018 mit zehn Kindergartenkindern mehr. Während das eine Prognose ist, steigt auch die Zahl der tatsächlich vorhandenen Kinder: Für den 1. August 2017 sind 474 Drei- bis Sechsjährige gemeldet, für den 1. August 2018 schon 486. Insgesamt geht man nun also davon aus, dass zum Start ins Kindergartenjahr 2017/2018 in der Gemeinde 32 Kindergartenplätze fehlen werden, für das Jahr 2018/2019 gar 54 Plätze.

Nun es ist nicht so, als hätten die vorhandenen Schwalmtaler Kindergärten noch Platz - im Gegenteil: Im Kindergarten in Schier wurden jetzt im Sommer vorübergehend 15 Plätze eingerichtet, im Sommer 2017 ist damit Schluss. Und der Kindergarten Waldnieler Heide ist nur für den dreigruppigen Betrieb ausgerichtet, wird derzeit aber mit dreieinhalb Gruppen geführt. Im Sommer 2018 endet die Betriebserlaubnis dafür.

Daher schlägt die Gemeindeverwaltung vor, den Kindergarten in Vogelsrath zeitlich befristet anzumieten und dort wieder einen Kindergarten einzurichten. Im Obergeschoss des Gebäudes befindet sich eine Wohnung. Im Untergeschoss gab es zwei Gruppenräume, Büro, Sanitärräume, Küche. Wie Sozialamtsleiter Werner Bongartz erläutert, sei das Haus jetzt "nackig und besenrein". Nach einer Begehung rechnet man damit, etwa 130.000 Euro für die Wiederherrichtung ausgeben zu müssen. Dafür ist ein 90-prozentiger Landeszuschuss in Sicht. Die restlichen zehn Prozent würde ein noch zu findender Träger übernehmen, der voraussichtlich bei der Gemeinde einen Antrag auf Übernahme stellen würde.

Dass Vogelsrath für viele Eltern kaum zu Fuß erreichbar ist, ist ein Nachteil - doch die Einrichtung sei "immer ein Taxi-Kindergarten gewesen", erinnerte Thomas Paschmanns (CDU) nun im Ausschuss für Demografie und Soziales. Thomas Nieberding (Grüne) sah die Chance eher in einem Kita-Neubau: Gemeindeverwaltung und Kreisjugendamt sollten 2018 ein Neubaukonzept erstellen. Dafür stimmten nur die Grünen, die Ausschussmehrheit folgte dem nicht. Marco Kuhn (SPD) erklärte seine Sympathie für die Idee, stellte aber fest: "Wir haben jetzt Handlungsbedarf." Einstimmig votierte der Ausschuss schließlich dafür, den Kindergarten in Vogelsrath anzumieten.

(RP)
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