Niederkrüchten/Viersen Kita-Mitarbeiterin kommt vor Gericht

Niederkrüchten/Viersen · Eine Erzieherin soll wegen Nötigung eine Geldstrafe zahlen. Sie soll Kinder einer Niederkrüchtener Kita drangsaliert haben. Der Anwalt der 33-Jährigen legte dagegen Einspruch ein. Jetzt kommt es zum Prozess

Wegen Nötigung von Kindern in einer Kindertagesstätte wird voraussichtlich demnächst ein Prozess vor dem Amtsgericht Viersen eröffnet werden. Das Gericht hatte einen Strafbefehl gegen eine Erzieherin erlassen. Die 33-jährige Viersenerin arbeitete in der Kita Sternschnuppe in Niederkrüchten. Mehrere Eltern hatten im Mai Anzeige erstattet, weil die Frau deren Kinder drangsaliert haben soll. "Die Frau hat die Wahl, die Geldstrafe von 2000 Euro zu zahlen oder innerhalb einer Frist von zwei Wochen nach Zustellung Einspruch einzulegen, dann kommt es zum Gerichtsverfahren", erklärte Jan-Philip Schreiber, Sprecher des Amtsgerichts Viersen. Wie der Rechtsanwalt der Erzieherin, Robert Scheepers, gestern mitteilte, habe er bereits Einspruch eingelegt, sodass es zum Verfahren komme. "Die Vorwürfe sind nicht zutreffend. Sie beruhen auf den Äußerungen einer Praktikantin, die selbst Probleme hat", sagte Scheepers. In der Ermittlungsakte gebe es Aussagen von Kolleginnen, die seine Mandantin entlasteten.

Der Strafbefehl sei wegen zwei Fällen von Nötigung erlassen worden, erläuterte der Sprecher des Amtsgerichts. In einem Fall soll die Erzieherin das Kind zum Essen gezwungen haben, indem sie den Kopf des Kindes festgehalten habe. Im anderen Fall soll ein Kind genötigt worden sein, im Stuhlkreis stehen zu bleiben. Die Erzieherin soll gedroht haben, dass etwas Schlimmes passiere, wenn es nicht gehorche.

Der Erzieherin wurde im Mai gekündigt. Das Arbeitsverhältnis mit der Leiterin der Kita wurde ebenfalls beendet. Für den Kreis Viersen als zuständige Aufsichtsbehörde das Wichtigste: "Seit den Kündigungen der betreffenden Personen gab es in der Kita keinerlei übergriffige und kindeswohlgefährdende Situationen mehr", erklärte ein Sprecher des Kreises. "Zum 1. Oktober wird eine neue Fachkraft die Einrichtung leiten." Bereits im Mai war das Jugendamt eingeschaltet worden. "Die Fachaufsicht hat mit der Kita besprochen, welche Schritte zu unternehmen sind", so der Sprecher. Das Jugendamt sei weiterhin involviert und stehe im ständigen Kontakt mit dem Vorstand der Elterninitiative. Mitarbeiter des Jugendamtes hätten die Einrichtung zudem für einen Tag besucht, um Fragen der Eltern zu beantworten.

Die Kita Sternschnuppe wird von einer Elterninitiative betrieben. Auf Nachfrage der Redaktion erklärte ein Mitglied des Vorstands gestern, dass man sich entschlossen habe, in der Öffentlichkeit nichts zu den Vorfällen zu sagen. Man habe intern alles sehr offen besprochen.

Bei einem Elternabend im Mai sei erstmals über die Vorfälle gesprochen worden, nachdem die Praktikantin dem Vorstand davon berichtet habe, erinnert sich ein Elternteil. Kinder sollen vom Spielen draußen ausgeschlossen worden sein, wenn sie sich nicht schnell genug angezogen haben. Kinder sollen außerdem eingesperrt worden sein. "Wir waren sehr erschrocken. Dass unser Kind manchmal weinte, wenn es in die Kita sollte, erschien uns plötzlich in einem anderen Licht", erzählt ein Niederkrüchtener. "Ich weiß von fünf Eltern, die ihr Kind danach aus der Kita genommen haben."

(RP)
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