Viersen Kita-Streik: Notangebot kommt gut an

Viersen · In der Notgruppe der Süchtelner Kita Gehlingsweg kommt derzeit rund ein Drittel der normalerweise dort betreuten Kinder unter. Die Eltern hoffen derweil, dass der Streik bald ein Ende findet. Doch das ist vorerst nicht in Sicht.

 Die Brüder Luca und Robin werden während des Streiks der Erzieher in der Notgruppe der Kita Gehlingsweg betreut. Anstatt bis 16.30 Uhr sind die Kinder allerdings nur bis 13.30 Uhr in der Einrichtung.

Die Brüder Luca und Robin werden während des Streiks der Erzieher in der Notgruppe der Kita Gehlingsweg betreut. Anstatt bis 16.30 Uhr sind die Kinder allerdings nur bis 13.30 Uhr in der Einrichtung.

Foto: Busch

In der Kita Gehlingsweg in Viersen-Süchteln ist momentan wenig los: Die großen, hellen Räume sind fast leer, nur wenige Kinderstimmen schallen durch das Gebäude und an den meisten der bunten Garderobenhaken hängt keine Jacke. "Es ist so ungewöhnlich still hier", sagt Birgit Bialas, die stellvertretende Leiterin der Betreuungseinrichtung.

Seit Anfang Mai befinden sich die Erzieherinnen und Erzieher öffentlicher Kindertagesstätten im Streik. So auch einige der Süchtelner Kita: Anstatt neun Erzieherinnen gehen momentan lediglich vier Pädagoginnen ihrer Arbeit nach. Das Betreuungsangebot ist folglich stark eingeschränkt, anstatt der normalerweise 67 Kinder werden in der sogenannten Notgruppe derzeit nur 20 Kinder beaufsichtigt. "Die Eltern, die die Betreuung am dringendsten benötigen, da beispielsweise Oma und Opa nicht in der Nähe wohnen, haben die Notplätze bekommen", erklärt Bialas. Anstatt bis 16.30 Uhr werden die Kinder in der Notgruppe allerdings nur bis 13.30 Uhr betreut.

Für die Kinder würden sich durch die eingeschränkte Betreuung keinerlei Nachteile ergeben, so die Erzieherin. "Trotz der fehlenden Kräfte wird das komplette pädagogische Programm geboten." Dies bedeutet, dass alle Funktionsbereiche - Wissen, Atelier, Rollenspiel und Baubereich - von den Kindern genutzt werden könnten. Zudem stünden Frühstück und Mittagessen pünktlich auf dem Tisch. Auch was die sozialen Bindungen innerhalb der Gruppen betrifft, gibt es in der Notgruppe laut Bialas keinerlei Probleme: "Es gibt sonst zwar Stammgruppen, aber durch die verschiedenen Funktionsbereiche kann jedes Kind jeden Tag neu entscheiden, wo es spielen möchte." So würden die Kinder also täglich durchgemischt und kennten sich alle untereinander. "Wir sind froh, dass wir den Eltern diese Notgruppe anbieten können", sagt Wolfgang Timons, Leiter der Abteilung Kinderbetreuung der Verwaltung. Denn dieses Angebot gebe es nicht bei allen Kitas in der Stadt. "Drei der zwölf Kitas werden komplett bestreikt", so Timons. Fast alle Eltern, deren Kinder die Kita Gehlingsweg besuchen, unterstützen den Ausstand der Erziehrinnen. "Sie zeigen sehr viel Verständnis", sagt Bialas. Auch Sabrina Mühlen aus Süchteln gehört dazu. "Ich stehe voll dahinter", sagt sie. "Es muss sich etwas verändern." Da Mühlen und ihr Mann beide berufstätig sind, besucht der fünfjährige Sohn Björn derzeit die Notgruppe. Und nicht nur das: Um an einigen Nachmittagen länger arbeiten zu können, unterstützen die betroffenen Eltern sich privat untereinander. "An einem Tag nehme ich einen Freund meines Sohnes mit nach Hause, an einem anderen verbringt mein Sohn den Nachmittag bei seinem Freund zu Hause", so Mühlen.

Benjamin Glang aus Süchteln hat ebenso Verständnis für den Streik. Er hat zwei Söhne, die die Kita Gehlingsweg besuchen. "Ich arbeite im Handel und es wundert mich immer wieder, dass Verkäufer mehr verdienen als diejenigen, die das - wie die Politiker es immer sagen - ,Kapital der Zukunft' verwalten", so Glang. Obwohl Mühlen und Glang den streikenden Erzieherinnen keinen Vorwurf machen, sind sie sich in einem Punkt einig: Sie hoffen, dass der Ausstand bald beendet wird.

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Doch ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Um den Eltern entgegenzukommen, versucht die Kita Gehlingsweg, das Betreuungsangebot ab der kommenden Woche trotzdem etwas auszuweiten. "Wir werden versuchen, mehr Kinder in die Notgruppe aufzunehmen und die Betreuung auf den Nachmittag zu verlängern", sagt Bialas.

(RP)
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