Niederkrüchten Klängerklub schwelgt in der Nostalgie

Niederkrüchten · In seinem Jahrbuch entführt der Elmpter Klängerclub zum mittlerweile 18. Mal in die Sprache und Kultur früherer Zeiten, als die Rübe noch mit den Zähnen geschält wurde und die Elmpter den ersten Fernseher bewunderten.

 Das Autorenteam des Klängerclubs Elmpt präsentiert das Jahrbuch.

Das Autorenteam des Klängerclubs Elmpt präsentiert das Jahrbuch.

Foto: Busch

In Zeiten, in denen Äpfel mit Runzeln oder Druckstellen im Supermarkt als unverkäuflich gelten, ist ein Blick zurück fast tröstlich: In den 1950er Jahren haben die Kinder Stoppelrüben frisch vom Acker gegessen, erinnert sich Mathias Sieben. Geschält wurden sie mit den Zähnen. Die Erde knirschte zwar im Mund, aber dafür erfand der Volksmund eine treffende Weisheit: "Dräkk schuert der Maach". Hochdeutsche Übersetzung: Dreck scheuert den Magen. Mathias Sieben jedenfalls hat das nicht geschadet. Der Mann sieht kerngesund aus.

Zum 18. Mal entführt der Elmpter Klängerklub im Jahrbuch "Verschäije Schtökker en Älmpter Plott" seine Leser in die Sprache und Kultur früherer Zeiten.

Bräuche, Lebensweise, Alltagsbegebenheiten und einheimische Originale werden da in der bildreichen, mitunter deftigen plattdeutschen Sprache wieder lebendig. Neben der kleinen Stoppelrüben-Anekdote haben die sechs Autoren - Mathias Sieben, Minchen Coenen, Anni Küskens, Trude Götz, Dr. Wilhelm In der Smitten und federführend Dr. Karl-Heinz Achten - wieder viele "Schtökker" von lustig bis lehrreich zusammengetragen. Illustrationen von Herbert Markus sorgen auch optisch für Lesefreude.

Achten erinnert an den ersten Fernseher in Elmpt, der 1955 im Wohnzimmer von Herbert Dorn am Kreithövel stand und von den Nachbarn wie ein Wunder bestaunt wurde. In die Küche geht es mit Anni Küskens, die beschreibt, mit welchem Aufwand einst Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Bohnen oder Erbsen eingemacht und so haltbar gemacht wurden. Und bei der Beschreibung einer Delikatesse von anno dazumal läuft dem geneigten Leser das Wasser im Mund zusammen: In den Kindheitstagen von Anni Küskens gab es "jebroane Äppel". Dazu wurden Äpfel mit Pflaumenmus, gehackten Nüssen, Zimt und Zucker gefüllt und dann gebacken. Dazu gab es selbst gemachte Vanillesauce. Dass der Einkauf früher meist an der Haustür stattfand, erzählt Achten in seinem Beitrag über "Huuseerer on Reesender". Hausierer und reisende Händler waren gern gesehen mit ihren Bauchläden. Sie brachten die Neuigkeiten aus dem Nachbardorf mit und verkauften allerhand Utensilien wie Steck-, Stopf- und Häkelnadeln, große und kleine Knöpfe, Hosenträger, Heftzwecken, Seife oder Streichhölzer. Das Jahrbuch ist eine Fundgrube. Es berichtet, warum die Ziege die Kuh des kleinen Mannes war, es erklärt, was Grassodenschläger und Scheunendrescher sind, und es erinnert daran, dass das Schuhwerk früher aus Holz (Klompe) bestand.

Erhältlich ist das Jahrbuch zum Preis von zehn Euro im Kulturamt der Gemeinde, beim Heimat und Kulturverein Niederkrüchten, in der Gemeindebibliothek und im Café Achten.

(jo-s)
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