Viersen Kleine und günstige Wohnungen für Viersen

Viersen · Die Viersener Aktien-Baugesellschaft passt ihre Pläne für Neubauten dem Handlungskonzept Wohnen an - besonders gefragt sind Wohnungen, die sich auch Bürger mit kleinem Budget leisten können.

 Stephan Sillekens und Albert Becker sind mit dem Geschäftsergebnis der VAB zufrieden.

Stephan Sillekens und Albert Becker sind mit dem Geschäftsergebnis der VAB zufrieden.

Foto: Busch

"Hofgarten-Apartments" heißt ein geplantes Projekt der Viersener Aktien-Baugesellschaft (VAB) in Alt-Viersen. Was luxuriös klingt, war ursprünglich auch luxuriös gedacht: Ausschließlich frei zu vermietende Apartments sollten hier entstehen, mit einem schönen Gemeinschaftsraum und einem Fitnessangebot für die Bewohner. Dann wurde das Handlungskonzept Wohnen vorgestellt, und die VAB plante um. Denn das Konzept zeigt, dass in Viersen günstige, kleinere Wohnungen nahe eines Stadtzentrums fehlen. "Es nutzt nichts, wenn wir etwas planen, was nicht gebraucht wird", sagt der Vorstandsvorsitzende der VAB, Albert Becker. "Also wird nur ein Teil der Wohnungen freivermietet, der andere wird günstiger mit öffentlicher Förderung vergeben." Weil diese Mischung des Wohnens von Bürgern mit und ohne Wohnberechtigungsschein als innovativ gilt, fördert sogar das Land das Vorhaben.

Menschen mit unterschiedlichem Einkommen soll auch ein anderes Projekt des städtischen Tochterunternehmens ansprechen, das Solferino-Carré. Hier können Privatleute Grundstücke kaufen. Entstehen soll so "hochwertiges Wohneigentum", wirbt die VAB. Zugleich sind Mehrfamilienhäuser geplant, in denen es günstige Wohnungen gibt.

Denn an ihnen mangelt es auf dem Viersener Wohnungsmarkt. "Diese Menschen sind nicht im Fokus der meisten privaten Investoren", befindet Becker. Dabei zeigt eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Statistik des Landesamts für Information und Technik, dass die Viersener finanziell nicht auf Rosen gebettet sind: Das jährliche Einkommen der Steuerpflichtigen lag im Durchschnitt bei 30 557 Euro. Damit liegt Viersen auf Platz 309 von 396 in NRW und dem letzten im Kreis Viersen. Zum Vergleich: Spitzenreiter im Kreis ist Willich (Platz 30), wo die Steuerpflichtigen etwa 8600 Euro mehr verdienen.

Becker hat beobachtet, dass die VAB fast jede kleinere Wohnung innerhalb von kurzer Zeit vermietet - egal, wie hoch der Standard ist. "Das zeigt, wie hoch der Bedarf ist", sagt der Vorstandsvorsitzende.

Gründe dafür sieht er neben dem Einkommen in gesellschaftlichen Veränderungen. Immer mehr Menschen möchten zentral wohnen, aber längst nicht alle in großen Wohnungen. "Sie möchten sich nicht so viel ans Bein binden", sagt Becker. So reichen vielen jungen Menschen wenige Quadratmeter aus, da sie oft nicht wissen, wie lange sie bleiben: Beruf und Familie erforderten viel Flexibilität. "Den Mieter, der Jahrzehnte in der gleichen Wohnung bleibt, gibt es heute immer seltener", sagt der Vorsitzende des VAB-Aufsichtsrats Stephan Sillekens. Auch ältere Menschen, die einst mit ihren Familien in großen Häusern auf dem Land lebten, ziehen in kleinere Wohnungen um: So haben sie weniger Arbeit.

Dies geht damit einher, dass soziale Strukturen aufbrechen. Hier reagiert die VAB mit Treffpunkten für die Nachbarschaft. "Das ist der Versuch, die Menschen wieder in Kontakt zu bringen", sagt Becker.

(RP)
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