Viersen Klosterdorf Steyl steht vor Veränderungen

Viersen · Das Missionsmuseum und der Jochumhof in Steyl sind im Sommer einen Ausflug wert.

Nach 140 Jahren stehen im Klosterdorf Steyl an der Maas die Zeichen auf Erneuerung. Obwohl "der kleine Vatikan von Limburg", der weltweit zum Synonym für die Ordensfamilie der Steyler Missionare geworden ist, sich über einen regen Pilgerzulauf freut und bis zu 17 000 Übernachtungen jährlich zählt, gibt es am Stammsitz des Ordens Probleme. Davon berichtete Winfried Timmers, Leiter der Projektgruppe "Transformatie Klosterdorp Steyl", bei einem Treffen mit Vertretern aus mehreren Kommunen des Kreises Viersen, aus der Stadt Mönchengladbach sowie von Heimatvereinen und Museen am Niederrhein in Steyl. "Derzeit sind wir dabei, alte und leerstehende Gebäude für kommende Generationen mit neuem Leben zu erfüllen", kündigte Timmers an.

1875 eröffnete Ordensgründer Arnold Janssen das Missionshaus St. Michael in Steyl und legte damit den Grundstein für einen heute weltweit agierenden Missionsorden. "In einer Zeit, in der alles Mögliche verloren geht, muss etwas Neues beginnen", sagte er damals. Heute ist der Orden mit rund 10 000 Mitgliedern in 70 Ländern der Welt vertreten. Von ehemals 2000 Missionaren leben heute weniger als 200 in Steyl. Timmers nannte Zahlen: "In den drei lebendigen Gemeinschaften sind zur Zeit 34 Brüder und Patres mit zehn Nationalitäten, 90 ,blaue Schwestern' und 24 ,rosa Schwestern' in Steyl." Gleichzeitig gehe man in Steyl von rund 70 000 Touristen im Jahr aus.

Der Erhalt der drei Mutterhäuser, der Unter- und Oberkirche, des Klostergartens, des botanischen Gartens Jochumhof und weiterer Gebäude, die nur noch zum Teil genutzt werden, lässt sich nicht mehr in der bisherigen Form bewältigen. Ein Projektteam berät über die künftige Ausrichtung und eine zukunftsträchtige Umgestaltung des Klosterhofs an der Maas. Gemeinsam mit der Stadt Venlo, der Provinz Limburg, dem niederrheinischen Denkmalamt, der Dorfgemeinschaft Steyl und weiteren Partnern wird ein Konzept erarbeitet, das den ursprünglichen christlichen Auftrag des Ordens mit neuen Funktionen verknüpfen und erweitern soll. Projektiertes Ziel ist die Gründung einer "Arnold Janssen Akademie", die Zentrum für ein breit gefächertes Angebot werden soll. Unter anderem sollen eine internationale Berufsfachschule mit Ausbildungsangeboten für junge Menschen entstehen und in Kooperationen mit Galeristen vor Ort Austauschprojekte mit Künstlern initiiert werden. Timmers: "Wir müssen uns auf eigene Aktivitäten besinnen und Partnerschaften entwickeln. Dafür muss man nicht katholisch sein oder Missionar werden. Wir entwickeln Gedanken von Arnold Janssen weiter: Gemeinschaft, Kultur, Bildung, Besinnung, Respekt, Nachhaltigkeit." Er erinnerte daran, dass es in Steyl einmal 35 Funktionen gab, unter anderem gab es Bäcker, Brauer, Drucker, Schreiner, Installateure und Maler. Timmers: "Wir sind alle Künstler, einiges an Werkstätten ist noch vorhanden. Es gab beispielsweise Anfragen für den Garten, um Gemüse anzubauen. Jedes Kind möchte einen Quadratmeter bepflanzen."

Zum Ausbau für ein kulturgeschichtliches Museumswerk geeignet ist das 1931 eingerichtete Missionsmuseum in Steyl. Regelmäßig werden dort Sonderausstellungen präsentiert. Das Missionsmuseum, St.-Michaelstraat 7, ist bis zum 31. Oktober dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, sonn- und feiertags von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 4,50 Euro, für Kinder zwischen vier und zwölf Jahren zwei Euro. Der Jochumhof, Maashoek 2B in Steyl, besteht aus unterschiedlichen Teilgärten. Uralte Bäume, ein monumentales Kutschenhaus und ein mediterranes Gewächshaus gehören dazu, Pflanzen und Samen brachten die Steyler aus aller Welt mit. Geöffnet ist bis zum 30. September donnerstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr, der Eintritt kostet drei Euro. www.steyl.eu

(sa)
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