Kreis Viersen Kosaken und Krätze-Lazarette

Kreis Viersen · Mit der Verfolgung Napoleons nach der Völkerschlacht von Leipzig 1813 kamen nur anderthalb Jahre nach dem Beginn des Russlandfeldzuges große Soldatenkontingente aus Russland auch in das bis linksrheinische Gebiet.

Manche Ortsgeschichte des Kreises berichtet von den Schrecken und Entbehrungen, die Aufenthalt und Durchzug der Kosaken verursachten. In Schiefbahn wurde berichtet, ihre Bewaffnung sei ebenso mangelhaft gewesen wie ihre militärische Disziplin.

In Schrötelers Viersener Stadtgeschichte von 1861 liest man: "Während des ganzen Jahres 1814, besonders in den Monaten April, Mai und Juni, hatte Viersen fast täglich Einquartierung und Durchmärsche. Zuerst Russen, dann das Lützow'sche Freiwilligenkorps, dann Schweden, Sachsen und endlich Preußen. Zu diesen, die Mittel der Bewohner schon erschöpfenden Einquartierungen, kamen die fortwährenden Lieferungen von Fleisch, Brod und Fourage nach Neuß und von Leinwand und Wollentuch an die schwedischen Truppen des Kronprinzen Bernadotte. (...) Zudem brachten die Soldaten mehrere Krankheiten in die Gemeinde, so daß das Bürgermeisterei-Amt sich genöthigt sah, mehrere Häuser mit großen Kosten zu Krätz-Lazarethen einzurichten."

Für den Rest des 19. Jahrhundert blieb die Franzosenzeit und vor allem ihr dramatisches Ende Gegenstand mündlicher Erzähltradition, zumal viele Zeitzeugen noch das Bismarck-Reich erlebten. So starb Peter Martin Beeren, der letzte Mann aus Leuth, der noch unter Napoleon gedient hatte, erst am 3. März 1880. In Schiefbahn war noch 1863 Matthias Küllers öffentlich für seine Teilnahme an der Völkerschlacht bei Leipzig geehrt worden.

(RP/jco)
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