Staatsanwalt dementiert Berichte "Keine 70 verdächtigen Fälle im Krebszentrum Brüggen"

Mönchengladbach/ Viersen · Im Zusammenhang mit der Krebspraxis in Brüggen ermittelt die Staatsanwaltschaft in insgesamt fünf Fällen. Eine Exhumierung von Leichen wird es nicht geben. Auch Medienberichte über Ermittlungen in 70 weiteren verdächtigen Todesfällen dementierten die Ermittler.

 Die Pressekonferenz fand im Polizeipräsidium Mönchengladbach statt.

Die Pressekonferenz fand im Polizeipräsidium Mönchengladbach statt.

Foto: Kricke

In drei Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft Krefeld wegen fahrlässiger Tötung, in zwei weiteren wegen fahrlässiger Körperverletzung. Das sagten die Ermittler bei einer Pressekonferenz in Mönchengladbach.

Klaus R., der Leiter des Krebszentrums in Brüggen, ist Beschuldigter in den aktuell laufenden Ermittlungen. Laut dem Krefelder Oberstaatsanwalt Axel Stahl werde geprüft, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Tod von drei Krebspatienten und deren Behandlungen besteht. "Wir untersuchen jedoch keine 70 verdächtigen Todesfälle", sagte Stahl und dementierte damit Medienberichte der vergangenen Tage. In denen hieß es ausgehend von WDR-Recherchen, dass es zahlreiche weitere Verdachtsfälle gebe. Auch unsere Redaktion hatte darüber berichtet. "Es werden auch keine Leichen exhumiert", sagte Stahl weiter. Eine Exhumierung sei nicht notwendig, da die Leichen der zu untersuchenden Todesfälle bereits obduziert wurden. Ein Ergebnis stehe jedoch noch aus.

Im Fokus steht laut Staatsanwaltschaft dabei der Stoff "3-Bromopyruvat" (3-BP). Dieser Stoff ist nicht als Medikament zugelassen, darf aber als Heilmittel verabreicht werden. Klaus R. war laut Staatsanwaltschaft berechtigt, das Mittel bei Patienten anzuwenden. Geprüft wird noch, ob die Zusammensetzung des Stoffs nicht korrekt war und ob die Dosierung möglicherweise fehlerhaft war. Der Heilpraktiker habe bestritten, "dass etwas falsch gelaufen sei". Laut Staatsanwaltschaft stehe man mit dem Beschuldigten über dessen Rechtsanwalt in Kontakt.

Laut Rahel Plass, Krefelder Staatsanwältin, findet aktuell in Nordrhein-Westfalen eine Bedenklichkeitsprüfung statt, ob dieser Stoff weiterhin bei Behandlungen angewendet werden darf. Diese Prüfung sei jedoch bislang nicht abgeschlossen.

Seit Ende Juli sind laut Stahl drei Personen gestorben, die kurz zuvor in dem Brüggener Krebszentrum mit dem Präparat 3-BP behandelt wurden. Klaus R. darf sich zwar weiterhin "Heilpraktiker" nennen, jedoch wurde ihm im Kreis Viersen ein Berufsverbot auferlegt. "Es gibt keine Hinweise, dass der Beschuldigte in anderen Landkreisen seine Tätigkeit ausgeübt hat", sagte Staatsanwältin Plass.

Bei dem Krebszentrum in Brüggen handelt es sich um eine ambulante Praxis, in der Krebspatienten häufig im Endstadium ihrer Krankheit mit alternativen Heilmethoden behandelt wurden. "Die Patienten kamen meist aus Belgien und den Niederlanden", so Stahl.

Wann mit einem endgültigen Untersuchungsergbnis gerechnet werden kann, ist noch unklar. "Es handelt sich dabei mehr um Wochen, als um Tage", sagte der Krefelder Staatsanwalt.

(skr)
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