Viersen Kreis tritt vom Bahnsteig vorerst zurück

Viersen · Die "Vorplanung" zum zweigleisigen Ausbau der Strecke Kaldenkirchen-Dülken ist abgeschlossen.

 Düsseldorf, Mönchengladbach, Venlo und Eindhoven träumen vom zweiten Gleis zwischen Kaldenkirchen und Dülken. Zweigleisig sind nur kurze Abschnitte, wie hier im Bahnhof Breyell.

Düsseldorf, Mönchengladbach, Venlo und Eindhoven träumen vom zweiten Gleis zwischen Kaldenkirchen und Dülken. Zweigleisig sind nur kurze Abschnitte, wie hier im Bahnhof Breyell.

Foto: Busch

Venlos Bürgermeister Antoin Scholten war gestern mit dem Auto nach Düsseldorf gefahren. Die Reise mit dem Zug ist im Augenblick zu unkomfortabel. Gemeinsam mit seinen Kollegen Rob van Gijsel (Eindhoven), Hans-Wilhelm Reiners (Mönchengladbach) und Thomas Geisel (Düsseldorf) verkündete Scholten, die Vorplanung der Schienenschnellverbindung zwischen Düsseldorf und Eindhoven sei abgeschlossen. Der "Flaschenhals" der eingleisigen Strecke zwischen Dülken und Kaldenkirchen soll mit Hilfe des Bundes aufgeweitet werden.

Rob van Gijsel schwärmte bereits davon, dass "diese Verbindung einen ICE braucht". Aber es wird, wenn überhaupt, zunächst einmal ein IC sein. Die Niederländer denken dennoch weiter. Sie wollen ihre Regierung davon überzeugen, dass es eine direkte Verbindung nach Rotterdam geben muss. Van Gijsel warb bei den deutschen Kollegen darum, dafür kräftige Lobbyarbeit in Berlin zu machen. In diesem Jahr treffen sich Ministerpräsident Rutte und Kanzlerin Merkel - eine prächtige Gelegenheit, meint van Gijsel.

Einen Wermutstropfen, über den die Bürgermeister-Runde im Düsseldorfer Rathaus geflissentlich hinweglächelte, gibt es trotzdem. Landrat Dr. Andreas Coenen, der ursprünglich auch den Erfolg verkaufen sollte, hatte vor einigen Tagen seine Teilnahme abgesagt. Der Kreis unterstützt im Rahmen von RoCK (Region of Connected Knowledges) den zweigleisigen Ausbau der Strecke. Aber das von den vier Partnern beigefügte Betriebskonzept ist nicht im Sinne des Kreises Viersen, dessen Interesse Coenen nach eigenen Angaben vordringlich zu vertreten hat.

In Kurzfassung sieht das Konzept vor, dass der RE 13, heute die Zugverbindung von Hamm über Wuppetal, Düsseldorf, Mönchengladbach und Viersen nach Venlo, die "IC-Rolle" übernehmen soll. Im Kreis hält er dann nur in Viersen. Wer in Kaldenkirchen, Breyell, Boisheim und Dülken nach Düsseldorf fahren will, müsste demnach künftig den RE 8 nach Köln nehmen und - wie in längst vergessen geglaubten Zeiten - in Mönchengladbach umsteigen. Der RE 8 soll nach dem Konzept natürlich entsprechend häufiger als heute fahren.

Andreas Budde, Technischer Dezernent der Kreisverwaltung, unterstrich die Haltung des Kreises: Es dürfe keine Verschlechterung für die Bürger eintreten. Dazu gehöre neben dem unbedingten Lärmschutz die direkte Verbindung vor allem für Berufspendler nach Düsseldorf. Nach dem jetzt vorgelegten Konzept verlängere sich die Fahrzeit um bis zu sieben Minuten. "Damit ergäbe sich eine elementare Verschlechterung der verkehrlichen Anbindung des Kreises an die Landeshauptstadt Düsseldorf", hat Landrat Coenen an Düsseldorfs OB Geisel geschrieben. Bis zur Klärung der offenen Fragen könne der Kreis die vorgelegte Vorplanung nicht mittragen.

Düsseldorfs Beigeordneter Dr. Stephan Keller spielte den Konflikt auf entsprechende Nachfrage herunter. Es gehe zunächst einmal um den Konsens der Vorplanung. Betriebskonzepte könnten erst später beraten werden.

(RP)
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