Kreis Viersen Kreis Viersen gründet Jugendberufsagentur

Kreis Viersen · Die neue Einrichtung bündelt die Aufgaben von Jobcenter, Agentur für Arbeit und Jugendamt in Viersen und in Kempen

Bisher hat es für junge Menschen bei Fragen rund um den Übergang von der Schule in den Beruf viele Ansprechpartner gegeben - manchmal zu viele. Bei einer jungen Mutter, die gerade ihre erste eigene Wohnung hat, übernimmt das Jobcenter die Kosten für die Unterkunft und Lebenserhaltung. Die Agentur für Arbeit berät sie bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz und das Jugendamt unterstützt bei der Kinderbetreuung. Diese drei Institutionen machen jetzt im Kreis Viersen mit der Jugendberufsagentur gemeinsame Sache. In Viersen und Kempen haben zwei Standorte eröffnet. Durch die beiden neuen Jugendberufsagenturen wird diese Hilfe breitflächig im Kreis Viersen angeboten.

In der Stadt Viersen gibt es die Jugendberufsagentur bereits seit dem Jahr 2015 als Pilotprojekt. Durch diesen Startschuss in Viersen konnten die Organisatoren erste positive Erfahrungen sammeln. Schmitz berichtet: "Insgesamt ist die Rückmeldung sowohl von Mitarbeitern als auch von Kunden sehr gut", sagt Franz-Josef Schmitz, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Viersen. Das Modell habe schon vielen Jugendlichen weitergeholfen und "es gehen weniger junge Menschen auf dem Weg von einer Institution zur anderen verloren." Seit dem vergangenen Jahr sei die Jugendarbeitslosigkeit von 2,9 auf 2,3 Prozent gesunken.

Der neue Standort in Viersen hat, genauso wie zuvor das Pilotprojekt, seine Räumlichkeiten im Jobcenter Viersen, Am Schluff 18-20. Nun beraten die Mitarbeiter dort aber auch Jugendliche aus Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal. In Kempen finden junge Menschen aus Grefrath und Tönisvorst Unterstützung. "Die Zusammenarbeit zwischen den drei Institutionen gab es natürlich auch schon ohne die Jugendberufsagentur", berichtet Esser. Die Besonderheit sei nun aber, dass die drei Akteure ihre Hilfe gebündelt unter einem Dach anbieten.

"Im Kreis Viersen gibt es rund 1800 Ausbildungssuchende", so Schmitz. Da eine fehlende Ausbildung oft der Grund für Langzeitarbeitslosigkeit ist, sollen Jugendliche bei beruflichen Schwierigkeiten an den neuen Standorten Rat finden.

Berufliche Probleme gehen oft mit Schwierigkeiten in der Familie einher - deshalb brauchen die Betroffenen oft Hilfe von mehreren Stellen. Daher haben sich jetzt die drei Akteure, Jobcenter, Agentur für Arbeit und das Jugendamt des Kreis Viersens zusammengeschlossen. Mitarbeiter aller drei Institutionen wollen sich mit den Jugendlichen einen Tisch setzen und versuchen, für sie eine individuelle Lösung zu finden. "Die meisten Probleme lassen sich ohnehin nur dann lösen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und für jeden Jugendlichen individuelle Schwerpunkte setzen", sagt Katarina Esser, Dezernentin für Soziales, Gesundheit und Arbeit beim Kreis Viersen.

"Auf dem Weg von einer Institution zur anderen sind in der Vergangenheit viele Jugendliche im Behördendschungel verloren gegangen", berichtet Birgitta Kubsch-von Harten, Geschäftsführerin operativ der Agentur für Arbeit in Krefeld und im Kreis Viersen. "Wenn junge Menschen eine Ausbildung suchen, ist es für viele sowieso schon schwer genug, zu wissen, was das Richtige für sie ist", sagt Kubsch-von Harten. Wenn dann noch Wohnungssuche oder ein Kind hinzukommen und die Jugendlichen von einer Behörde zur anderen laufen müssen, seien sie oft überfordert. Die Motivation gehe verloren und bei der Suche nach einer Lösung des Problems würden sie aufgeben.

"Das Suchen des richtigen Ansprechpartners bei den Behörden ist nun nicht weiter Aufgabe der Jugendlichen", erklärt Sarah Werth, Abteilungsleiterin Kinder- und Jugendförderung des Kreis Viersens. Die Organisatoren klären intern, wer für den Jugendlichen der richtige Ansprechpartner sei. "Im Idealfall fällt dem Jugendlichen die Trennung der Institutionen gar nicht auf. Er kommt einfach mit einer Frage zu uns und ihm wird geholfen", sagt Werth.

"Bei der Beratung gehen die Mitarbeiter Schritt für Schritt vor, um nacheinander die einzelnen Probleme zu lösen", erklärt Kubsch-von Harten. So werde für eine alleinerziehende Mutter erst eine Wohnung gesucht, damit diese anschließend den Kopf frei hat, um sich einen Job zu suchen. "Dass wir alle Beratungsstellen unter einem Dach anbieten, ist dabei ein entscheidender Vorteil", ist sich Schmitz sicher.

(RP)
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