Viersen Kunst nach alter Schule

Viersen · Die Kreuzherrenschule in Dülken war Kloster, Kirche, Schule — und wird nun zur Kunstgalerie

 Noch ist die Kreuzherrenschule nicht saniert. Die Spuren der Vergangenheit sind weiterhin deutlich zu erkennen. Hier hing einmal ein Kreuz.

Noch ist die Kreuzherrenschule nicht saniert. Die Spuren der Vergangenheit sind weiterhin deutlich zu erkennen. Hier hing einmal ein Kreuz.

Foto: Emily Senf

Daniel Schuberts Lieblingsraum liegt im ersten Stock, direkt über dem Eingang. Das Zimmer in der ehemaligen Kreuzherrenschule in Dülken ist von zwei Seiten zugänglich, an den Wänden sind die Reste zahlreicher Farbschichten zu erkennen. Putz bröckelt von der Decke, Kabel ragen aus der Wand. Die großen Fenster reichen fast bis zum Boden. Der 33-jährige Viersener steht im Sonnenlicht und strahlt. "Dieser Raum hat eine besondere Atmosphäre", sagt er.

Das im 15. Jahrhundert als Kloster erbaute und heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude wird gerade saniert. Nachdem dort vor drei Jahren der Schulbetrieb eingestellt worden war, steht die Kreuzherrenschule leer. Der Viersener Investor Ulf Schroeders will noch in diesem Jahr in den Klassenräumen Lofts entstehen lassen - 60 Quadratmeter große, mehr als vier Meter hohe Einraum-Mietwohnungen. Gerade allerdings ruhen die Umbauarbeiten. Bevor die Handwerker richtig loslegen, nutzen 17 Künstler das Gebäude als Ausstellungsort für ihre Kunst. Manche von ihnen haben sich für ihre Arbeiten von den ehemaligen Klassenzimmern inspirieren lassen.

 Sebastian Wilms (l., Deutsche Vermögensberatung) übernimmt einen Teil der Ausstellungskosten, Daniel Schubert (r.) und Alex Hermanns die Organisation. Die Brandstelle in einer Tafel diente als Inspiration. Sebastian Wilms (l., Deutsche Vermögensberatung) übernimmt einen Teil der Ausstellungskosten, Daniel Schubert (r.) und Alex Hermanns die Organisation. Die Brandstelle in einer Tafel diente als Inspiration.

Sebastian Wilms (l., Deutsche Vermögensberatung) übernimmt einen Teil der Ausstellungskosten, Daniel Schubert (r.) und Alex Hermanns die Organisation. Die Brandstelle in einer Tafel diente als Inspiration. Sebastian Wilms (l., Deutsche Vermögensberatung) übernimmt einen Teil der Ausstellungskosten, Daniel Schubert (r.) und Alex Hermanns die Organisation. Die Brandstelle in einer Tafel diente als Inspiration.

Foto: F.-H. Busch/Senf (2)

Schubert, der in Düsseldorf studierte und in Galerien in Berlin, Dresden, New York und Amsterdam ausstellte, bringt nun in seiner Heimatstadt Künstler aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden zusammen. Nicht allen war Viersen zuvor ein Begriff, sagt Schubert, dennoch sagten sie zu. Das leerstehende Gebäude war Anreiz genug.

Investor Schroeders hatte den Künstlern keine Vorgaben gemacht. Im Klassenzimmer der Künstlerin Roshni Grunenberg aus Aachen etwa befindet sich in der Tafel eine schwarze Brandstelle, die sie in einem Fotodruck aufgegriffen hat. Der Amsterdamer Ide André hatte auf Fotos, die Schubert ihm zur Vorbereitung gezeigt hatte, orangefarbene Vorhänge aus den 70er Jahren entdeckt, die er in ein Kunstwerk integrieren wollte. "Allerdings waren sie da schon auf dem Weg nach Rumänien", sagt Schroeders. Weil er die Vorhänge nicht mehr haben wollte, hatte ein Mitarbeiter sie in seine Heimat mitgenommen - und auf Wunsch Andrés wieder zurückgebracht. "Der Künstler findet die Vorhänge dadurch noch toller", sagt Schubert.

Neben Bildern, Skulpturen und Installationen gibt es in der Ausstellung mit dem Titel "Clair Lieu" (heller Ort) auch musikalische Kunst. So haben sich etwa die King Kraut and the Sauer Sissies aus Arnheim angekündigt. "Die Ausstellung ist eine tolle Idee", sagt Paul Schrömbges, Erster Beigeordneter der Stadt. "Die Transformation des Hauses setzt sich fort." Die Vernissage ist morgen von 17 bis 22 Uhr.

(RP)
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