Kreis Viersen Landwirte fürchten trotz des warmen Winters keine Schädlingsplage

Kreis Viersen · Bisher hat der Winter noch keinen Frost und Schnee auf die Felder der Region gebracht, aber umso mehr Regen. Doch noch sind die Bauern gelassen.

 Frostfreie Felder in Schaag – und überall am Niederrhein.

Frostfreie Felder in Schaag – und überall am Niederrhein.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Milde Winter ohne längere Frostperioden fördern Mäuse- und Ungezieferplagen im Frühjahr und Sommer auf den Feldern — eine Annahme, die weit verbreitet ist, die von den Landwirten im Kreis Viersen aber nicht bestätigt werden kann. "Ich gehe nicht davon aus, dass die Mäuse so viel mehr werden als sonst, nur weil wir bisher einen milden Winter hatten", sagt Paul-Christian Küskens. Der Niederkrüchtener ist Kreislandwirt und weiß, dass Mäuse und andere Nager ihre Nester ohnehin so tief in den Boden graben, dass sie dort auch lange eisige Winter frostfrei überstehen können.

Gegen Schädlinge helfen nur dauerhaft minus 20 Grad

"Schädlinge und andere Insekten kommen bei so milden Temperaturen wie derzeit allerdings eher durch als bei Frost. Aber um ihre Anzahl wirklich spürbar zu reduzieren, bräuchten wir über längere Zeit Temperaturen von um die minus 20 Grad Celsius", sagt der Landwirt. Erst dann dringe der Frost tief genug — etwa 30 bis 40 Zentimeter tief — in den Boden ein.

Im Kreis Viersen sei das aber in den wenigsten Wintern der Fall. "Daher sehe ich es sehr gelassen, dass es bisher keinen Frost gab. Die Landwirte müssen sich allerdings auf die veränderten Bedingungen einstellen", sagt Küskens. Denn Frost erleichtere sonst die Vorbereitung der Felder auf die Aussaat. "Durch den Frost dehnt sich das Wasser im Boden aus und sprengt die Verdichtungen, die bei der Ernte entstanden sind, auf", erklärt Küskens. So sei dann ein im Herbst für die Rübenernte gepflügtes Feld nach dem Winter saatbereit, wenn die Oberfläche zuvor gefroren war.

"Ist der Winter warm, wird der Bauer warm" trifft nicht mehr zu

Ein frostfreier Winter bedeute also lediglich etwas mehr Arbeitsaufwand für die Landwirte, nicht aber eine konkrete Bedrohung für die spätere Ernte. "Die Bauernregel ,Ist der Winter warm, wird der Bauer arm' trifft längst nicht mehr zu", sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Früher hätten die Bauern keine Mittel gegen Schädlinge und Krankheiten gehabt, das sei heute anders.

Zudem kämen die Wintergetreide — wie die Gerste und der Raps die jetzt schon auf den Feldern stehen — gut mit Schädlingen zurecht. "Bleibt das Wetter bis Anfang Februar so, dann könnten wir Probleme mit Blattläusen bekommen, die Viren übertragen. Aber auch das führt nicht zum Ausfall der Getreideernte", sagt Rüb. Der Ausspruch "Frost ist der beste Ackersmann" träfe zwar zu, heute gebe es aber moderne Maschinen, die die Felder genauso gut auf die Aussaat vorbereiten, sagt Rüb.

Humus, Dünger und Kalk helfen vor der Aussaat

Kreislandwirt Küskens rät den Kollegen, die ihre Felder für die Aussaat fit bekommen müssen, daher auch, den mild-feuchten Wetterbedingungen mit entsprechendem Dünger und ausreichend Humus im Boden entgegenzuwirken. Auch das Ausstreuen von Kalk könne helfen, den Boden auf das Frühjahr vorzubereiten. Beachten die Landwirte das alles, sei weder Pilzbefall noch Nährstoffarmut zu befürchten.

Ist der Humus-Anteil des Feldes hoch genug, sei auch der Regen der vergangenen Wochen kein Problem. "Ähnlich wie Ton bindet Humus eine höhere Menge Wasser als Sand", sagt Küskens. Gerade in den vergangenen Jahren hätten seine Kollegen die Erfahrung gemacht, dass es wochenlange Trockenperioden gebe, dann wieder sehr viel Niederschlag. "Deshalb müssen wir die Bodenbearbeitung so anpassen, dass möglichst viel Wasser in der Oberfläche des Bodens gehalten wird, damit das Feld möglichst lange vom Regen profitiert — dabei hilft der Humus", erklärt Küskens.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort