Schwalmtal Leben retten ist in Schwalmtal Ehrensache

Schwalmtal · Wenn im Notfall die Feuerwehr ausrückt, muss einer den Einsatz leiten und koordinieren. In Schwalmtal teilen sich sechs Männer diese Aufgabe, um jedem einzelnen auch ein Leben außerhalb des freiwilligen Dienstes zu ermöglichen

 Diese sechs Feuerwehrmänner übernehmen im Ernstfall den Leitungsdienst: (v.l.) Guido Cüsters (Löschzugführer Amern), Jörg Mihm (Leiter Löschgruppe Hehler), Toni Pascher (Löschzugführer Waldniel), Dirk Neikes (Leiter der Feuerwehr), Jochen Trumm (stellvertretender Leiter der Feuerwehr) und Achim Ahlers.

Diese sechs Feuerwehrmänner übernehmen im Ernstfall den Leitungsdienst: (v.l.) Guido Cüsters (Löschzugführer Amern), Jörg Mihm (Leiter Löschgruppe Hehler), Toni Pascher (Löschzugführer Waldniel), Dirk Neikes (Leiter der Feuerwehr), Jochen Trumm (stellvertretender Leiter der Feuerwehr) und Achim Ahlers.

Foto: Ahlen

Sirenen heulen in Schwalmtal auf. Ein Anrufer hat gemeldet, dass aus den Fenstern einer Wohnung im ersten Stock Flammen schlagen. Die Feuerwehrautos machen sich gleich auf den Weg. Sie kommen aus den Richtungen der Gerätehäuser in Waldniel, Amern und Hehler heran. Der rote Ford Kuga jedoch, der genau wie die "großen" Autos mit Feuerwehr-Beklebung und Blaulicht-Balken ausgerüstet ist, kommt wahrscheinlich aus einer anderen Richtung.

Vielleicht von der Autobahn, vielleicht aus Richtung Viersen, vielleicht war er aber auch bis vor einer Minute vor einem Friseur-Geschäft geparkt. Das kommt darauf an, welche Tageszeit gerade ist und wer in Schwalmtal den sogenannten Leitungsdienst der Feuerwehr hat. Denn diese Person hat den Kommandowagen immer bei sich, fährt damit zur Arbeit oder auch zum Bäcker oder Friseur - damit er jederzeit im Falle einer Alarmierung sofort zum Einsatz kommen kann.

Berufsfeuerwehren haben immer einen Leitungsdienst - also einen gut ausgebildeten Feuerwehrmann, der jeden Einsatz leiten und koordinieren kann. Bei Freiwilligen Feuerwehren ist im Normalfall der Leiter der Feuerwehr gefordert. Der ist aber Ehrenamtler und hat einen ganz normalen Beruf, dem er nachgeht. Jeden Einsatz einer Wehr zu leiten wäre allerdings fast ein zweiter Vollzeit-Job.

Deshalb hat sich die Freiwillige Feuerwehr Schwalmtal eine Alternative überlegt und den Leitungsdienst eingerichtet: "Wir haben uns dabei die Berufsfeuerwehren und die Feuerwehr in Willich, die schon lange nach diesem Konzept verfährt, zum Vorbild genommen", sagt der Leiter der Schwalmtaler Feuerwehr, Dirk Neikes. Das Besondere: Seit 2012 teilen sich sechs Feuerwehrleute, die die Qualifikation dafür haben, diese Aufgabe. Es gibt Dienstpläne wie in einem Unternehmen, Urlaub und private Aktivitäten sind so abgestimmt, dass jeder der Ehrenamtler auch ein Leben außerhalb der Feuerwehr führen kann. Für den Westkreis habe Schwalmtal damit eine Vorreiterrolle eingenommen, so Neikes.

Nicht jeder Einsatz erfordert, dass der Leitungsdienst dabei ist. Ölspuren, die Befreiung einer hilflosen Person hinter einer verschlossenen Tür, ein Mülltonnenbrand oder eine kleine technische Hilfeleistung - das kann eine Löschgruppe alleine leisten. Den Einsatz leitet dann der Löschgruppenführer, zu erkennen an seiner roten Weste. Rückt einer der beiden Löschzüge aus - bei einem Verkehrsunfall, einem Zimmerbrand oder einer technischen Hilfeleistung - dann kann der Löschzugführer die weiße Weste anziehen und die Einsatzleitung übernehmen. Wenn der Leitungsdienst hinzu kommt, kann auch er den Einsatz übernehmen, er muss es aber nicht tun.

Werden hingegen beide Löschzüge alarmiert, weil etwa ein Großbrand entfacht ist, Menschenleben in Gefahr sind oder in einen Verkehrsunfall etliche Autos verwickelt sind, dann muss in jedem Fall der Leitungsdienst die Einsatzleitung übernehmen. Dann werden Arbeitsabschnitte gebildet, die wiederum von den Zugführern geleitet werden.

So ist jeder Einsatz klar strukturiert, um nicht nur in der schnellstmöglichen Zeit am Brand- oder Unfallort einzutreffen, sondern dort auch möglichst zügig Hilfe für die Betroffenen zu schaffen und die Folgen des Notfalls möglichst gering zu halten.

(hah)
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